Wicked |
Land/Jahr: USA 2024 |
Genre: Musical / Fantasy |
Regie: Jon M. Chu |
Darsteller: Cynthia Erivo Ariana Grande Jeff Goldblum Michelle Yeoh Jonathan Bailey Ethan Slater |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 160 Minuten |
Kinostart: 12. Dezember 2024 |
Label: Universal Pictures |
Die junge Elphaba hatte es schon in ihrer Kindheit nicht leicht. Durch ihre grüne Haut wurde sie stets ausgegrenzt und von anderen Kindern gemobbt. Das hat sich auch bis in ihre Jugend nicht geändert. Freunde hat es in ihrem Leben nie wirklich gegeben. Auf der Glizz Universtätit, einer Hochschule für Zauberei, soll sich das endlich ändern. Nicht nur Lehrerin Madame Akaber sieht großes Potenzial in der jungen Schülerin, sondern sie freundet sich auch mit der ungleichen Mitschülerin Galinda an. Doch anbahnende Interessenkonflikte machen die Freundschaft nicht gerade einfach. Beide verlieben sich in den gleichen Jungen und völlig unterschiedliche Erfahrungen sorgen dafür, dass sich die beiden Freundinnen in verschiedene Richtungen entwickeln. Als Elphaba dann auch noch eine Einladung zum großen Zauberer von Oz erhält, stehen die beiden vor einigen schwerwiegenden Entscheidungen…
Kritik:
Angesiedelt im Universum des „Zauberer von Oz“ gehört „Wicked“ zu einem der bekanntesten großen Musicals. Nun steht erstmals eine Verfilmung dieser Geschichte an und Universal Pictures wagt ein spannendes Experiment: „Wicked“ ist der erste Film, der in drei Sprachversionen erscheint, bei denen die Zuschauer wählen können, ob sie den Film komplett auf deutsch, komplett auf englisch, oder mit deutscher Synchro, aber englischen Songs sehen möchten. Letztere gilt dabei als „Standard-Version“, die es zu den häufigsten Vorführungen in den Kinos schafft.
Das Maximum Kitsch
Ein bisschen verwunderlich wirkt an der Stelle unterdessen, dass „Wicked“ ein bisschen wirkt, als handele es sich um knallbunten Disney-Kitsch – aber eigentlich aus einem ganz anderen Filmstudio stammt. Mit Kitsch geht Universal aber auch nicht gerade sparsam um: Vermutlich ist „Wicked“ einer ihrer buntesten und fantasiereichsten Filme, die sie im vergangenen Jahr in die Kinos gebracht haben. Der abgefahrene Mix aus überaus opulenten Kostümen, farbenfrohen Fantasiewesen, klischeehaftem Musical-Pop-Gesang und dazu noch einen Hauch Liebesgeschichte nach dem Märchenprinzip entpuppt sich dabei schnell als reiner Kitsch-Overkill, der gerade deshalb zahlreiche Fans für sich gewinnen kann. Kurz gesagt bietet „Wicked“ wohl alles, was das Musical-Herz begehrt.
Ariana Grande überzeugt im englischen O-Ton
Dabei kann vor allem der starke englische Gesang überzeugen, bei dem insbesondere Ariana Grande als Superstar erwartungsgemäß überzeugen kann. Wenn auch Cynthia Erivo in der Hauptrolle als Elphaba ebenfalls beachtliches Gesangstalent an den Tag legt, gelingt es Ariana Grande natürlich, jede andere Stimme bei weitem zu übertrumpfen. Sie ist unterdessen wohl auch ausschlaggebender Grund dafür, warum Universal Pictures auch deutschen Zuschauern die Version mit englischen Songs nahelegt – denn mit deutsch synchronisierten Songs geht hier einiges an Gesangstalent verloren. Schade nur, dass „Wicked“ bei den englischen Songs offenbar die deutschen Texte untertitelt hat und somit der exakt Wortlaut nicht genau mit dem gesungenen Text übereinstimmt. Das passt zwar sinngemäß noch grob, fällt aber Englischkennern natürlich negativ auf.
Seltsame Schönheitsideale
Dafür kann die emotionale Story umso mehr überzeugen, denn eine pädagogisch wertvolle Geschichte darf bei einem solchen Musical natürlich nicht fehlen. Im Kern der Handlung geht es um Ausgrenzung und Mobbing, ein Stück weit sicherlich auch Rassismus, wenn Cynthia Erivo in „Wicked“ wegen ihrer grünen Hautfarbe gemobbt und gehänselt wird. Zugleich aber liefert der Film auch eine gewaltige Kritik an den typischen Schönheitsidealen der Medien, die schlank, weiß und am besten auch noch blond als das gesellschaftlich anerkannte Ideal präsentieren. Wobei das zugegebenermaßen etwas merkwürdig anmutet, entpuppt sich schließlich Elphaba mit ihrer grünen Haut und ihren schwarzen Dredds wohl als hübscheste Figur im ganzen Film, was die Nachvollziehbarkeit mitunter etwas erschwert. Aber letztendlich ist und bleibt „Wicked“ eben auch ein Fantasy-Musical.
Musical-Film, statt echte Oz-Fantasy
Wobei hier zugleich auch der größte und vielleicht einige Kritikpunkt zu finden ist: Der Fantasy-Aspekt des Films bleibt ein wenig auf der Strecke. Das liegt natürlich daran, dass sich „Wicked“ recht originalgetreu an die Handlung des Musicals hält. Die Magie früherer Verfilmungen von „Der Zauberer von Oz“ und seine Faszination für die Entdeckung einer fantasievollen, mystischen Welt fängt der Streifen nämlich kaum noch ein. Erwartet man an dieser Stelle einen klassischen „Oz“ mit Fantasy-Entdeckungsreise mit verrückten Figuren wie dem Robotermann, dürfte das wohl eher zu Enttäuschunge führen. Immerhin: Einen Blick ins Munchkinland und die Smaragdstadt gibt es aber sogar in „Wicked“.
Fazit:
Sehr opulentes Fantasy-Musical mit beeindruckenden Kostümen, einer unschlagbaren Ariana Grande auf der englischen Song-Tonspur und einer emotionalen Geschichte über Ausgrenzung und Schönheitsideale. Einzig die Magie eines klassischen Oz bleibt mitunter etwas auf der Strecke.