Woodwalkers |
Land/Jahr: D 2024 |
Genre: Fantasy |
Regie: Damian J. Harper |
Darsteller: Emile Cherif Lilli Falk Johan von Ehrlich Martina Gedeck Oliver Masucci Hannah Herzsprung |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 103 Minuten |
Kinostart: 24. Oktober 2024 |
Label: Studiocanal |
Auf den ersten Blick scheint Carag ein ganz normaler Junge zu sein. Doch schon seit langem fällt ihm auf, dass er irgendwie anders ist und sich vor allem in der Schule recht schwer tut. Seine Pflegefamilie entscheidet deshalb, dass die Clearwater High vielleicht genau die richtige Einrichtung ist, um Carag jene Unterstützung zu bieten, die er braucht. Was er jedoch noch nicht ahnt: Seine Mitschüler haben allesamt den gleichen Hintergrund wie er selbst. Sie sind Gestaltwandler, deren ursprüngliches Erscheinungsbild dem eines Tieres gleicht. Carag ist einst in der Wildnis als Puma aufgewachsen und hat deshalb noch heute Probleme, sich in der normalen menschlichen Gesellschaft zu integrieren. Die Clearwater High soll ihm dabei helfen, seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten zu kontrollieren und die wichtigsten Bedürfnisse seines Lebens zu erfüllen. Dumm nur, dass er dabei zugleich auch auf eine Verschwörung stößt, die nicht nur ihn selbst in Gefahr bringen könnte…
Kritik:
Einen Film aus dem Fantasygenre sieht man in Deutschland nicht allzu häufig. Gefühlt handelte es sich bei dem letzten erwähnenswerten Film um „Mara und der Feuerbringer“ aus dem Jahre 2015. Nun aber die nächste Romanverfilmung: Die „Woodwalkers“, zu deutsch Waldläufer, widmen sich einer Geschichte von Katja Brandis.
Coming-of-Age made in Germany
Ein bisschen „typisch deutsch“ bleibt aber natürlich auch „Woodwalkers“, das sieht man ihm schnell an und das kommt nicht nur von der Charakterdarstellung: Selbst ein Fantasyfilm kann bei einer deutschen Produktion nicht darauf verzichten, doch im Hintergrund eigentlich ein Familiendrama zu bieten. Erziehungsprobleme, Coming-of-Age-Geschichte, die schwierige Pubertät. Das alles sind Themen, die auch „Woodwalkers“ einmal mehr behandelt, was insgesamt aber natürlich der Vorlage des Jugendbuches entsprechen dürfte. Spannend dabei: Brandis hat ihre Geschichte dabei auf ein komplettes Universum ausgelegt, das sich sowohl den Tieren an Land, als auch denen im Meer widmet. Letztere dürften in eventuellen Fortsetzungen besonders spannend werden.
Innovatives Setting mit Gestaltwandlern
Der aufregende Teil von „Woodwalkers“ bleibt aber, dass es sich vor allem um eine recht innovative Geschichte handelt, die wir so noch in keinem Film gesehen haben. Vielleicht ein bisschen grob angelehnt an die „Harry Potter“-Geschichten handelt die Schule nur eben nicht von Zauberlehrlingen, sondern von Tiermenschen, die in ihrer Freizeit den tierischen Bedürfnissen nachgehen müssen. Ob die natürliche Jagd beim Puma, das Sammeln für den Winter bei Nagern, oder die rein vegetarische Ernährung bei Pflanzenfressern – „Woodwalkers“ thematisiert dabei nicht nur das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier, sondern auch zwischen verschiedenen Tierarten in menschlicher Gestalt. Und die Auswirkungen dessen, wenn verschiedene Tierarten in menschlicher Sprache miteinander kommunizieren könnten.
Fantasy mit Tierschutzagenda
Die obligatorische Tierschutz- und Umweltstory bleibt dabei natürlich nicht aus. Die Gefährdung der Tierwelt und der Natur durch menschliche Ausbreitung und Zerstörung wird schnell zu einem großflächigen Basisthema des Fantasyfilms. Dabei stellt sich ähnlich wie bei Dramen über politische Aktivisten die Frage, ob und wann Gewalt legitim ist, um sein Territorium gegen die Menschen zu verteidigen. Hier und da stolpert „Woodwalkers“ währenddessen aber über die ein oder andere Logiklücke, etwa wenn sich die Gestaltwandler dann doch der Nahrung aus menschlicher Massentierhaltung widmen, statt ausschließlich auf die Jagd zu gehen. Der Kritiker wird hier selbst zum Nutznießer, was die Handlung insgesamt ein wenig unglaubwürdig erscheinen lässt.
Offene Fragen und Albernheit
Grundsätzlich scheut sich „Woodwalkers“ auch, tiefergehende Fragen zu klären, sodass der Film an mancher Stelle etwas oberflächlich bleibt. Die Entstehung der Woodwalker ist dabei genauso unklar, wie andere offene physiologische Fragen. Angesichts der Auslegung auf eine Trilogie bleibt zu hoffen, dass sich die Filmreihe in zukünftigen Fortsetzung noch diesen Hintergrundfragen widmen wird. Unterdessen wirken die typischen Teenager-Probleme, mit denen sich der Streifen befasst, auch manchmal ein wenig albern: Etwa dann, wenn Jugendliche sich gegenseitig anfauchen, statt sich normal verbal zu streiten. Aber allzu ernst möchte sich der Film ja ohnehin nicht nehmen, sondern lieber einen Unterhaltungsfilm liefern.
Fazit:
Das Fantasygenre ist für den deutschen Film wahrlich eine Seltenheit. Das macht „Woodwalkers“ mit seiner Darstellung der Gestaltwandler, die zwischen Mensch und Tier wechseln, innovativ und faszinierend. Darüber hinaus bietet der Fantasyfilm jedoch eine klassische Coming-of-Age-Geschichte über pubertäre Probleme.