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    Waffenstillstand

    Waffenstillstand

    Land/Jahr:
    D 2009
    Genre:
    Kriegsdrama
    Regie:
    Lancelot von Naso
    Darsteller:
    Matthias Habich
    Thekla Reuten
    Hannes Jaenicke
    Max von Pufendorf
    Husam Chadat
    Peter Gantzler
    David Michael Williamson
    Harvey Friedman
    Larbi Sassy
    Meriam Raoui
    Calvin E. Burke
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    95 Minuten
    Kinostart:
    1. April 2010
    Label:
    3L Film

    Im Jahre 2004 ist der Krieg im Irak eigentlich offiziell vorbei. Doch die Situation ist katastrophal, denn den Menschen fehlt es sowohl an Nahrung, als auch an medizinischer Versorgung. Für die amerikanischen Truppen ist es außerdem keine Leichtigkeit, die Situation zu beruhigen, denn den irakischen Rebellen interessiert es reichlich wenig, dass der Krieg vorbei ist. Städte, wie das Kriegsgebiet Falludscha werden immer noch tagtäglich angegriffen und selbst Krankenhäuser sind vor dem Bombardement nicht sicher. Doch in dieser Nacht soll es erstmals einen richtigen Waffenstillstand geben, bei dem beide Seiten ihre Waffen niederlegen und bis zum nächsten Morgen friedlich bleiben wollen. Die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation, sowie der Arzt Alain Laroche, der bereits seit zwanzig Jahren im Irak arbeitet, wollen also die Chance nutzen, das fast gänzlich zerstörte Krankenhaus in Falludscha mit medizinischen Gütern zu versorgen und möglichst viele der Verletzten, mit nach Bagdad zu nehmen, wo man ihnen deutlich besser helfen kann. Doch auf die Schnelle die nötigen Papiere zu bekommen, dürfte nahezu unmöglich sein. Da kommt ihr die rettende Idee, dem Journalisten Oliver einen heißen Tipp und somit die Möglichkeit zu geben, den Transport zu begleiten. Als erstes Fernsehteam würde er so in das Kriegsgebiet Falludscha gelangen und exklusive Bilder liefern können. Gemeinsam mit seinem Kameramann Ralf zögert er also nicht lange, die Gelegenheit zu nutzen. Doch damit begeben sie sich auf eine lebensgefährliche Reise, stets in der Gefahr von irakischen Rebellen erschossen zu werden – denn die Amerikaner verweigern jegliche Hilfe…

    Der Irakkrieg dürfte seit langem ein heißes Thema sein. Viele sehen in der Terrorangst lediglich einen Vorwand, um an das Öl des Landes zu geraten und Präsident Bush ist für sein Vorgehen bereits heftig kritisiert wurden. Linke Parteien waren immer gegen diesen Einsatz und auch heute ist das Thema noch immer umstritten. Nachdem nun vor einiger Zeit der afghanische Regisseur Siddiq Barmak als einer der ersten den Mut dazu hatte, den Afghanistankrieg zu verfilmen, versucht nun der Nachwuchsregisseur Lancelot von Naso, ähnliches zu meistern und präsentiert uns mit seinem Regiedebüt einen dramatischen Kriegsfilm über die schwierigen Zustände in Afghanistan. Dabei dürfen wir einen ZDF-Kriegsreporter begleiten, der die Gelegenheit nutzt, mit einem medizinischen Transport als erster in das Kriegsgebiet Falludschada zu gelangen, um die ersten und exklusiven Bilder aus dem Gebiet zu bieten. Doch “Waffenstillstand” ist entgegen vieler Befürchtungen keineswegs im Dokumentarstil gedreht. Ganz im Gegenteil, wir bekommen hier tatsächlich ein packendes Kriegsdrama geboten, welches tatsächlich aufgebaut und spannend ist, wie ein Hollywood-Streifen – allerdings ohne Effekthascherei. Dennoch schafft es Lancelot von Naso, die Figuren so natürlich, wie nur möglich aussehen zu lassen und verschafft dem Film damit eine ganz besondere Authenzität, die schwer zu überbieten sein wird. Selbiges gilt für die Kulissen, die wohl in der Tat einigermaßen die tatsächlichen Zustände wiederspiegeln werden. Kilometerlanges Ödland zeigt sich hier neben zerbombten Trümmerstädten, die oftmals an ein brutales Endzeit-Szenario erinnern. Und wenn dann auch noch die irakischen Rebellen aus den hintersten Ecken hervorkommen, kommt eine enorme Spannung auf. Ähnliches geschieht natürlich auch durch das ständige Gefühl der Unsicherheit, denn außerhalb von Bagdad könnte jeder einzelne Passant ein Rebell oder Terrorist sein, der in jedem Moment angreifen kann. An diesem Punkt kommt aber auch eine Schwäche ins Spiel, die für manche womöglich ein No-go sein könnte: “Waffenstillstand” ist einfach viel zu politisch korrekt und spiegelt größtenteils genau die Meinung wieder, die auch stets in den Nachrichten vermittelt wird. Die Amerikaner sind hier stets die Guten, die Rebellen natürlich die Bösen – auf deren Beweggründe wird in keiner Sekunde eingegangen. Da ist es dann auch völlig egal, dass die Amerikaner beinahe – aber natürlich nur beinahe, denn Amerikaner tun ja niemandem was – das Fernsehteam erschossen hätten, als diese ein wenig zu schnell auf eine Straßensperre zu rasen. Im Anschluss sind diese aber auch noch so nett, die Deutschen doch einfach passieren zu lassen – und das völlig ohne Verletzungen, obwohl zuvor mit Sturmgewehren auf sie geschossen wurde. Aber wir wissen ja: Amerikaner verletzen niemanden, das tun ja nur die bösen Rebellen. Wir übertrieben die Situation dann dargestellt wird, merkt man spätestens nach der Ankunft in Falludscha. Hier kommen tatsächlich die ersten Verletzten auf – natürlich angeschossen von den Rebellen. Ebenso fahren die Rebellen hier mit kleinen Autos durch die Stadt und werfen Leichen in Burkas aus dem Auto, was wohl der emotionalen Steigerung dienen soll, aber dem Film keineswegs eine neutrale Note verpasst. Hier wird eindeutig zu sehr Stellung gegen die Iraker bezogen, ohne auch nur einen Hauch Kritik gegenüber den Amerikanern zu zeigen. Was das angeht, ist “Waffenstillstand” völlig mutlos und traut sich nicht, die Amerikaner auch mal in ein schlechtes Licht zu rücken. Besonders schwach ist allerdings die Tatsache, dass selbst die differenzierten Meinungen über den Irakkrieg nahezu nirgends aufgegriffen werden. Die beiden Journalisten sind stets einfach nur die relativ gefühlskalten “Bilderjäger”, die nur ihren Job machen wollen – eine Meinung zum Krieg scheinen sie nicht zu haben. Da hätte man mehr erwartet. Die einzige Meinung präsentiert uns in diesem Film der Arzt Alaine, der nach seinen zwanzig Jahren einfach die Schnauze voll vom Krieg hat. Doch die Kriegskritik beschränkt sich auf diverse wenige Dialoge und auch die negativen Seiten der Amerikaner werden lediglich in einem einzigen Dialog angesprochen – die richtigen Gräueltaten beider Seiten traut sich “Waffenstillstand” ebenso nicht in Bildern auszudrücken. Doch, wenn ein Film nicht in der Lage ist, die Meinungen und Emotionen auch mal auf etwas radikalere Weise auszudrücken, hätte man sich den Einsatz des Arztes auch gleich sparen können – auch, wenn dieser wohl ebenfalls lediglich dazu dient, dem Film mehr Dramaturgie zu verpassen. Doch insgesamt merkt man schnell, dass das ZDF, das hier die Koproduktion übernommen hat, anscheinend ein wenig zu viel Einfluss bekommen hat. Denn beim besten Willen: Dies ist keine Doku, hier muss man sich weder mit Meinungen zurückhalten, noch die Amis “verschonen”. Doch das tut “Waffenstillstand”, wie bereits gesagt, nun einmal. Insofern ist “Waffenstillstand” wohl als “typisch deutsch” zu bezeichnen: Einwandfrei mit einer hervorragenden Einfühlbarkeit in die Charaktere inszeniert, aber ohne jeglichen Mut, ohne richtige Kritik. Da hätte man also deutlich mehr daraus machen können, denn das Potential war durchaus gegeben – Talent hat von Naso nämlich ebenso definitiv, wie die Darsteller dieses Films.

    Fazit:
    Eindrucksvolles Kriegsdrama über die Zustände kurz nach dem Irakkrieg, welches eine hervorragende Einfühlbarkeit in die Charaktere bietet und einwandfrei inszeniert wurde, aber inhaltlich ein großes Defizit an (Irak-)Kriegskritik und Mut in Bezug auf die Meinungen der Charaktere hat. Political Correctness ist eben nicht immer angebracht.

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