Sting |
Land/Jahr: AUS 2022 |
Genre: Horror |
Regie: Kiah Roache-Turner |
Darsteller: Ryan Corr Alyla Browne Penelope Mitchell Robyn Nevin Noni Hazelhurst |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 92 Minuten |
Kinostart: 20. Juni 2024 |
Label: Studiocanal |
Von ihrer Familie fühlt sich die 12-jährige Charlotte ein wenig allein gelassen. Umso mehr kann sie sich deshalb für Comics und Spinnen begeistern. Ganz besonders eine kleine, niedliche Spinne hat es ihr angetan, die sie kürzlich in ihrer Wohnung entdeckt hat. Beim Versuch, sich mit dem Tier anzufreunden, füttert sie es regelmäßig mit Kakerlaken. Fasziniert vom rasanten Wachstum des Wesens und seiner Fähigkeit, Geräusche nachzuahmen, ist sie überzeugt, hier eine ganz besondere Art gefangen zu haben. Was sie jedoch noch nicht ahnt: Das Wachstum der Spinne nimmt offenbar keinerlei Ende. Nach Kakerlaken findet sie schon bald auch Geschmack an Papageien und Kaninchen. Bis ihr Durst nach Blut eines Tages so groß wird, dass nur noch Menschen ihren Hunger stillen können…
Kritik:
Ein Horrorfilm mit einer Riesenspinne? Da gibt es wohl reichlich Kinogänger, die sich gar nicht erst in den Film trauen. Umso größer dürfte da also das Potential sein, Zuschauer mit Arachnophobie umso mehr zu gruseln. Endlich ein Horrorfilm, der wirkt?
Horrorfilm mit Running Gags
Die Atmosphäre stimmt schon einmal. Es ist eine eiskalte Winternacht in New York, der dichte Schnee fällt vor dem Fenster herab und die Heizungen laufen auf Hochtouren. Ein Tag, an dem wirklich so niemand das Haus verlassen möchte – und selbst für eine Spinne wohl kaum jemand schreiend aus dem Haus laufen wird. Der Kammerjäger klingelt an der Tür. Er ist nicht der erste, der an diesem Abend versuchen soll, die Geräusche aus der Wand zu befreien, die eine faszinierende Gebäudekonstruktion offenbart: Die Lüftungsschächte sind so groß, dass ein ganzes Kind durch diese hindurch in andere Wohnungen kriechen könnte. Und sie sind groß genug für eine Riesenspinne, um ihre menschlichen Opfer zu fressen. Von den Kammerjägern darf sie einige genießen, denn die Anruferin leidet unter Demenz. Ein Running Gag, der eher darauf schließen lässt, dass „Sting“ witzig statt gruselig wird.
Grusel für den Mainstream
Tatsächlich entpuppt sich der Spinnenhorror gar nicht als so schlimm, dass Zuschauer hier ernsthaft Angst vor der Spinne haben müssten. Stattdessen könnte man den Film wohl eher unter Horrorkomödie verbuchen, so kurios sind manche Szenen. Der Running Gag um Kammerjäger ebenso, wie das fast schon witzig anmutende Verspeisen eines Papageis. Erfreulicherweise schafft es „Sting“ jedoch, nicht albern zu erscheinen, sondern seine Situationskomik eher niveauvoll zu präsentieren. Das macht auch die Figuren sympathisch, die den Zuschauer hier mit ihrer jeweils ganz eigenen Agenda begeistern: Von der vernachlässigten Spinnenfreundin, über einen mysteriösen Biologiestudenten bis hin zur liebevoll-dementen Oma, die sich grundsätzlich sehr schnell an gar nichts mehr erinnert. In „Sting“ schließen wir schnell alle Charaktere ins Herz.
Stärken beim Creature Design
Insgesamt reiht sich der Horrorfilm aber eher unter den B-Filmen ein. Die Inszenierung und die Story ist letztendlich doch zu einfach gehalten, um mit den großen Blockbustern mithalten zu können. Doch wer sich dabei am meisten vor schlechten CGI-Animationen fürchtet, dem kann an dieser Stelle Entwarnung gegeben werden: Die australischen Filmemacher haben sich tatsächlich das Team von Weta Workshop ins Boot geholt, die auch schon für das Creature Design von „Herr der Ringe“ verantwortlich waren. Und das sieht man vor allem der hervorragenden Darstellung der Spinne ebenso an, wie den handgemachten Masken und Effekten ihrer Opfer. Hier sind Profis am Werk und so wirkt der vermeintliche B-Film letztendlich stimmig und kann sogar mehr überzeugen, als manche AAA-Horrorproduktion der vergangenen Jahre.
Gemäßigte, aber spaßige Horroraction
Ansonsten macht „Sting“ den meisten Zuschauern auch deshalb Spaß, weil sich der Horror- und Actionanteil eher an ein Mainstream-Publikum richtet. Die zurückhaltenden, aber dennoch ansehnlichen Gore-Effekte erinnern dabei hauptsächlich an die üblichen FSK16 Horror-Blockbuster der Major-Studios. Auf allzu übertriebene Gewaltverherrlichung oder zu heftiges Blutvergießen, wie etwa in „Terrifier“ oder vergleichbaren Filmen, sollte man hier somit also nicht hoffen. Gerade im letzten Drittel, wenn die Spinne auf ihre finale Größe herangewachsen ist und zu einer echten Bedrohung wird, findet der Spannungsbogen dann seine Spitze. Doch selbst das mit einem Augenzwinkern und Humor, wenn wir die Waffe zur Verteidigung zu Gesicht bekommen.
Fazit:
Ein Spaß selbst für Arachnophobier: Der Spinnenhorror „Sting“ reiht sich eher in das Genre der Horrorkomödien ein und unterhält den Zuschauer mit einem augenzwinkernden Humor, während sich die Riesenspinne ihr nächstes Opfer sucht. Das ist zwar nicht überragend, aber durchaus kurzweilig unterhaltsam.