They See You |
Land/Jahr: USA 2024 |
Genre: Mystery |
Regie: Ishana Shyamalan |
Darsteller: Dakota Fanning Olwen Fouere Georgina Campbell Oliver Finnegan |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 102 Minuten |
Kinostart: 6. Juni 2024 |
Label: Warner Bros. |
Die junge Mina ist eigentlich gerade im Auftrag einer Zoohandlung unterwegs, um einen Papagei von Galway nach Belfast zu bringen, als plötzlich ihr Auto streikt. Mitten im irischen Wald scheint jegliche Hilfe aussichtslos und Mina beschließt, ihren Weg zu Fuß fortzusetzen. Doch kaum ein paar Meter durch den Wald gelaufen, verirrt sie sich inmitten der Bäume völlig und findet auch nicht mehr zu ihrem Auto zurück. Der einzige Zufluchtsort: Eine kleine Betonhütte, die sogenannte „Box“, in der sie mehrere andere Personen trifft. Die sind überzeugt davon, von mysteriösen bösartigen Wesen umgeben zu sein und sich in der Nacht vor diesen verstecken zu müssen. Ein Entkommen aus dem Wald scheint völlig unmöglich. Es dauert nicht lange, bis Mina feststellt, dass die Wesen außerhalb der Betonhütte tatsächlich ihr Unwesen treiben – und sie offenbar nachts durch die Wand der Hütte hindurch beobachten können. Doch um was handelt es sich bei den mysteriösen Kreaturen und kann sie den anderen Bewohnern wirklich trauen?
Kritik:
Wenn es um Mystery geht, führt eigentlich kein Weg an M. Night Shyamalan vorbei. Spätestens seit „The 6th Sense“ und „Unbreakable“ hat er sich einen Namen in diesem Genre gemacht. In den vergangenen Jahren machte er jedoch mit schwankender Qualität auf sich aufmerksam. Beim neuesten Streifen „They See You“ überlässt er die erste Reihe deshalb jemand anderem: Seine Tochter Ishana Shyamalan erhält den Regiestuhl, während ihr Vater sich mit der Position des Produzenten begnügt. Und da fällt schnell auf: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Shyamalan – Meister der Mystery
Beim Blick auf die Kulissen des neuesten Shyamalan-Mysterystreifens lässt sich nur sehr schwer erkennen, ob hier eigentlich Vater oder Tochter das Zepter in die Hand genommen hat. Das Mysteröse, das unendliche Aussichtslose und das Spiel mit dem unbekannten, nicht immer Sichtbaren beherrscht Ishana offenbar ebenso gut, wie ihr Vater. Im direkten Vergleich etwa mit „Blair Witch Project“ fällt schnell auf, wie gut die Shyamalans das Kamerahandwerk beherrschen. Deutlich besser gelingt „They See You“ die Darstellung des nie endenden Waldes und des Nebels, in dem nur halb erkennbare Wesen ihr Unwesen treiben. Gruselig ist dieser sich scheinbar wiederholende dichte irische Wald also von der ersten Minute an. Ishana gelingt eine vergleichbare Mystery- und Horroratmosphäre, wie sie schon ihr Vater immer wieder vorgemacht hat.
Übliche Shyamalan-Probleme
Auch beim Storyverlauf wird die Handschrift der Shyamalans stets erkennbar. Wo doch das Unbekannte für große Faszination sorgt, bietet „They See You“ seinem Publikum auch eine gewisse Befriedigung mit der schleichenden Aufklärung seiner Hintergründe. Irgendwann wird der Zuschauer noch erfahren, mit welchen Wesen er es zu tun hat, was diese eigentlich von den Menschen wollen und wie diese mysteröse Betonkonstruktion überhaupt in den Wald geraten konnte. Das Tempo beherrscht Ishana Shyamalan dabei schon sehr gut. Nicht zu schnell, aber genau zum richtigen Moment, werden die Hintergründe gelüftet und das nächste Geheimnis aufgedeckt. Eines hat sie dabei aber ebenfalls mit ihrem Vater gemeinsam: Ganz ohne Logikfehler kommt „They See You“ nämlich nicht aus. Der Bauprozess der Hütte erscheint beim genaueren Hinsehen nämlich fragwürdig und die Logiklöcher sorgen für offene Fragen hinsichtlich des Ablaufs. Ein bisschen Mysterium bleibt also.
Von der Faszination des Unbekannten…
Ein typischer Shyamalan ist „They See You“ aber auch deshalb, weil das Ende des Films wohl schlichtweg als umstritten bezeichnet werden kann. Ein ähnliches Problem hatte M. Night Shyamalan auch schon bei seinen letzten Filmen „Old“ oder „Knock at the Cabin“. Nicht jedem Zuschauer wird das Ende von „They See You“ letztendlich gefallen, manchen wird es gar etwas zu abgedroschen erscheinen. Und es stellt sich die Frage, ob Shyamalan wirklich so weit damit gehen sollte, alle Hintergründe ihres Films aufzuklären. Vielleicht ist es manchmal eben doch besser, ein paar der Mysterien am Ende der Fantasie und den Gedanken des Zuschauers zu belassen. Vor allem dann, wenn sich das Publikum doch oftmals eine andere Aufklärung der Ereignisse gewünscht hätte. Interessant bleibt die Offenbarung der Hintergründe, egal ob man sie nun mag, am Ende aber doch und bietet eine spannende Interpretation bekannter Mythen und Mysterien. Fans des Shyamalan-Mysterys werden also auch an „They See You“ wohl ihren Spaß haben.
Fazit:
Beim neuesten Mysteryfilm aus dem Hause Shyamalan sitzt zwar Tochter Ishana auf dem Regiestuhl, die Handschrift der Familie ist aber dennoch bestens erkennbar: „They See You“ gelingt es grandios mit der visuellen Darstellung des Unbekannten zu spielen und löst schnell große Faszination aus. Lediglich einige Logiklöcher und das streitbare Ende, beides typisch für Shyamalan, könnten das Filmerlebnis trüben.