Die Affäre |
Land/Jahr: F 2009 |
Genre: Drama |
Regie: Catherine Corsini |
Darsteller: Kristin Scott Thomas Sergi Lopez Yvan Attal Bernard Blancan Aladin Reibel Alexandre Vidal Daisy Broom Berta Esquirol Gerard Lartigau |
FSK: ab 12 Jahre |
Dauer: 82 Minuten |
Kinostart: 28. Januar 2010 |
Label: Alamode Filmverleih |
Ivan ist ein Bauarbeiter aus Spanien, der die Bauarbeiten an Suzannes neuer Physiotherapiepraxis übernommen hat und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Eigentlich will er nach der Arbeit auch endlich seine alten Freunde besuchen gehen, doch dummerweise geschieht genau in diesem Moment ein schrecklicher Unfall, bei dem Ivan von einem Auto angefahren wird und sich das Fußgelenk bricht. Da er allerdings nicht im Krankenhaus bleiben will und Suzanne fortan große Schuldgefühle hat, entschließt sie sich, ihn zu begleiten und zu fahren. Doch was mit Sympathie und Hilfsbereitschaft anfängt, entwickelt sich zwischen ihnen schnell zu einer leidenschaftlichen Affäre, sodass sie nach ihrer Rückkehr kaum mehr voneinander loslassen können. Dumm nur, dass Suzanne schon seit langer Zeit verheiratet ist und zwei Kinder hat. Doch ihre Ehe läuft schon lange nicht mehr gut, denn sie lebt lediglich noch eine Gewohnheitsbeziehung und langweilt sich in ihrem Leben. Da ist es natürlich kein Wunder, dass sie sich umso mehr nach Ivan sehnt, der diese Langeweile ganz schnell vertreiben kann. Als es dann allerdings nicht lange dauert, bis plötzlich auch ihr Ehemann Samuel von der Affäre erfährt, hängt schnell der Haussegen schief und die Zukunft ihrer Affäre liegt in den Sternen. Suzanne entscheidet sich trotz all ihrer ehelichen Vorteile, Ivan weiterhin zu treffen und reicht die Scheidung ein. Doch von nun an, ist sie hin- und hergerissen zwischen dem aufregenden Liebesglück mit Ivan und der finanziellen Abhängigkeit von Samuel. Ganz zu schweigen davon, dass ihre neue Physiotherapiepraxis auf dessen Grundstück steht. So rast sie also auf eine ungewisse Zukunft zu, die schwerwiegende Folgen für sie und auch ihre Kinder haben könnte. Doch auch sie ahnt noch nicht, dass Ivans Vergangenheit als vorbestrafter Krimineller schon bald zu einem Problem wird. Denn Samuel nutzt jede Gelegenheit, seine Beziehungen voll auszuspielen und Suzanne zu erpressen…
Eine Frau nimmt sich ein Gewehr, verschwindet in einem Raum und schießt. So beginnt das eindrucksvolle Drama “Die Affäre”. So richtig geklärt werden die Geschehnisse nicht und wer dort wen erschossen hat, ist ebenso wenig klar. Man denkt eigentlich, eine Frau hätte Selbstmord begangen. Dass dem keineswegs so ist, klärt der Film jedoch erst an seinem Ende. Nach diesem Schuss gibt es zunächst einmal einen Zeitsprung und alles scheint aus der heilen Welt zu bestehen. Zu Beginn ist das ein großes Problem, denn “Die Affäre” beginnt völlig belanglos und braucht sogar eine knappe halbe Stunde, bis sie wirklich in Fahrt kommt. Zwar schreitet die Entwicklung zwischen Suzanne und Ivan schnell voran, doch wirkt die eigentliche Handlung bis auf weiteres völlig unspektakulär. Die Inszenierung kann wenig Interesse wecken und auch inhaltlich hat die Story bisher wenig zu bieten. Der Beginn ihrer Affäre ist sogar deutlich uninteressanter, als die erste Liebe zweier pubertierender Kinder. So wirkt “Die Affäre” natürlich viel zu zäh und plätschert erst einmal vor sich hin. Bei einer Laufzeit von 82 Minuten ist das etwa ein Drittel des gesamten Films. Geändert wird dies erst durch den Auftritt von Suzannes Ehemann Samuel, der wirklich hervorragende Leistungen zeigt. Er verschafft dem Film endlich erstmals ein wenig Energie. Man ist hier förmlich froh darüber, dass sich endlich jemand dazu bewegen kann, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und einfach mal in der Gegend rumzubrüllen. Dass er zudem auch noch eifersüchtig und gewaltbereit ist, sorgt für zusätzliche Spannung. Von nun an, wird auch endlich die Story richtig interessant, denn die Affäre bekommt ihre dramatischen Seiten. Jetzt sehen wir, welche Auswirkungen eine solche Affäre womöglich für die Familie haben kann, wie ein eifersüchtiger Ehemann reagiert und in welcher aussichtslosen Situation Suzanne steckt. Ein durchaus realistisches Szenario, das keineswegs zu weit aus der Luft gegriffen ist. Viele Frauen, die ähnliches durchlebt haben, werden sich vermutlich gut in die Situation von Suzanne hineinversetzen können und werden hervorragend verstehen können, welche Wirkung eine derart komplizierte Lage zwischen Liebesglück und finanzieller Abhängigkeit haben kann. Suzanne kann nämlich nicht einmal garantieren, nach ihrer Scheidung, auch tatsächlich Unterhalt zu kriegen. Noch dazu hat ihr Ehemann, das Konto eingefroren und einen Kredit von der Bank kann sie ebenso wenig erwarten. Ganz zu schweigen natürlich von ihren Jobaussichten und der nun kippenden Selbstständigkeit. Manchen Zuschauern dürfte “Die Affäre” womöglich auch eine Lehre sein, sich nicht zu sehr vom Ehemann abhängig zu machen. Dazu kommt natürlich eine interessante Idee, bei der ihr Ehemann, sie plötzlich erpresst, indem er seine Beziehungen spielen lässt. Da er einen Polizisten kennt, sorgt er für die Inhaftierung von Ivan und erpresst Suzanne damit, dass er erst wieder frei käme, wenn sie nach Hause zurückgekehrt ist und wieder mit ihm schläft. Eine schwierige Situation also, die durchaus ein wenig Korruption mit ins Spiel bringt. Schade ist dabei allerdings, dass diese hervorragende Idee kaum ausgebaut wird. Denn gerade jetzt, wo es eigentlich am Interessantesten werden müsste, neigt sich “Die Affäre” langsam zum Ende. Das führt letztendlich dazu, dass der Film viel zu abrupt endet und seinen Höhepunkt nicht richtig ausbauen kann. Stattdessen punktet er aber mit Unvorhersehbarkeit und vielen interessanten Wendungen, die den Zuschauer bei Laune halten. Doch da hätte man sich einfach mehr gewünscht. Übrigens: Wer mit hocherotischen Szenen, oder gar mit einem Erotikthriller rechnet, wird leider enttäuscht. Weder handelt es sich hierbei um einen Thriller, noch sind die Sexszenen wirklich erotisch. Stattdessen handelt es sich um ein waschechtes Drama, das sich sehr auf die gelungene Story fokussiert. Viel nackte Haut gibt es ohnehin nicht zu sehen – dafür haben die wenigen vorhandenen eine angenehme Natürlichkeit und belästigen den Zuschauer nicht mit künstlich wirkenden, nachbearbeiteten Hochglanzbildern.
Fazit:
Gelungene Story, spannende und unvorhersehbare Entwicklung, aber verbesserungsfähige Inszenierung.
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