Der Exorzist – Bekenntnis |
Land/Jahr: USA 2023 |
Genre: Horror |
Regie: David Gordon Green |
Darsteller: Leslie Odom Jr. Lidya Jewett Olivia O'Neill Ellen Burstyn Ann Dowd |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 112 Minuten |
Kinostart: 5. Oktober 2023 |
Label: Universal Pictures |
Bei einem Urlaub auf Haiti kam es im Jahre 2010 zu einem schweren Schicksalsschlag für den Familienvater Victor Fielding. Bei einem Erdbeben wurde seine schwangere Frau so schwer verletzt, dass er sich entscheiden musste, das Leben seiner Frau oder das seines ungeborenen Kindes zu retten. Dreizehn Jahre später ist er nun alleinerziehender Vater der jungen Angela, während er noch immer seiner verlorenen Liebe nachtrauert. Als sie eines Tages vorgibt, ihre Freundin zu besuchen und dabei mehrere Tage spurlos verschwindet, stellen sich in der Folge seltsame Ereignisse ein. Zwar gibt es keinerlei Anzeichen für sexuellen Missbrauch, dennoch wundert sich der Vater über ernsthafte körperliche Veränderungen seiner Tochter. Noch ahnt er jedoch nicht, dass diese offenbar von einem Dämon besessen ist und die mysteriösen Veränderungen noch weitaus größere Ausmaße annehmen werden…
Kritik:
Nachdem im Jahre 1973 der erste Teil der „Exorzist“-Reihe in die Kinos kam, wurde daraus schnell ein Überraschungserfolg. Auch heute, ganze fünfzig Jahre später, gilt der Horrorfilm noch immer als der wohl besten Exorzismusfilm aller Zeiten. Nachfolgende Verfilmungen der Thematik hatten es da eher schwer. Ob der direkte Nachfolger „Bekenntnis“ wohl den Fluch der schlechten Exorzisten endlich brechen kann?
Black Stories: Der Exorzist wird modern
Der Film geht dabei bereits zu Beginn einen recht erstaunlichen Schritt: Er versucht die Geschichte nicht nur auf recht moderne Art zu inszenieren, sondern ignoriert dabei auch die Story des zweiten und drittel Teils völlig. Die Story knüpft also direkt an den Streifen aus dem Jahre 1973 an und erinnert uns mit seiner „Black Family“-Story zunächst ein bisschen an eine Soap. In der ersten Hälfte handelt es sich bei „Der Exorzist – Bekenntnis“ eher um ein Familiendrama um einen alleinerziehenden schwarzen Familienvater mit seiner jungen Tochter. Das ist auf den ersten Blick durchaus auch vorteilhaft: Die Beziehung zu den Protagonisten wird dadurch verstärkt, ihre Handlungen und Charaktere lassen sich besser nachvollziehen. Allerdings: Die Story kommt damit auch nur eher langatmig in Gang, der erste Horror setzt somit erschreckend spät ein.
Kinderdarsteller als schauspielerisches Highlight
Dann jedoch kann „Bekenntnis“ durchaus einige Stärken entfalten. Die Idee, gleich zwei junge Mädchen von einem Dämon besessen zu machen und diese einem Exorzismus auszusetzen, ist an der Stelle schließlich neu und hat zugegebenermaßen seinen Reiz. Die Kinderdarsteller Lidya Jewett und Olivia O’Neill können an dieser Stelle brillieren, denn die Darstellung ihrer charakterlichen Veränderung ist bemerkenswert. Aus den lebhaften Mädchen werden plötzlich bedrohliche, mysteriöse Zeitgenossen, die mit bösartigem Blick und unberechenbarem Verhalten ihre Eltern in Angst und Schrecken versetzen. Gerade zur Mitte des Films hat „Der Exorzist – Bekenntnis“ also wahrlich seine gruseligen Momente, die zumindest ansatzweise an das Original aus dem Jahre 1973 herankommen können. Leider, so muss man sagen, allerdings nur für gefühlte fünfzehn Minuten.
Religionspropaganda statt Horror
Der neueste „Exorzist“ macht nämlich gleich darauf den Fehler, den eigentlichen Horror und Grusel kurzerhand komplett über Bord zu werfen. Genau an jener Stelle, an der das Original aus dem Jahre 1973 seine Spannung immer weiter ausbaute und den Exorzisten in eine immer bedrohlichere Lage versetzte, schwenkt „Bekenntnis“ plötzlich dazu um, den Zuschauer mit religionspropagandistischen Dialogen zu nerven. Statt Horror gibt es also Vorlesungen aus der Bibel und unsinnige religiöse Äußerungen en masse. Zuschauer, die da nicht allzu viel für religiösen Fanatismus übrig haben, werden von der zweiten Hälfte des Films also eher genervt sein, statt sich unterhalten zu fühlen – daran ändert auch Leslie Odom Jr. als Victor Fielding nichts, der in die Rolle des Pseudo-Skeptikers oder Atheisten schlüpft. Die Aneinanderreihung von Dialog-Blödsinn nimmt hier einfach zu sehr überhand.
Wiedersehen mit alten Bekannten
Was dann als vermeintliches „Highlight“ bleibt, ist dann allenfalls der Gastauftritt von Ellen Burstyn, die als Originaldarstellerin des ersten Teils mit ihren 90 Jahren einen beachtlichen Auftritt hinlegt. Sie noch einmal zu sehen, ist durchaus gelungener Fanservice, auch wenn sie 50 Jahre nach Teil 1 nicht mehr ganz so flink auf den Beinen ist, wie noch 1973. Das alleine reicht allerdings nicht für einen hochwertigen Film. Abgesehen von ihrem Cameo macht „Bekenntnis“ nämlich nahezu alles schlechter, was dem 1973er „Exorzist“ einst noch bravourös gelungen ist. Das betrifft sowohl die Auswahl der Darsteller, den Spannungsaufbau, als auch die Charakterentwicklung. Eine Reihe durcheinandergewürfelter Laien um zwei „Besessene“ zu platzieren und sie allerlei Unsinn aus einem Buch vorlesen zu lassen, ist eben bei weitem nicht so spannend, wie die professionellen Pfarrer aus dem Original. Es bleibt also wohl dabei: Einen Exorzismusfilm, der dieses übertrifft, werden wir wahrscheinlich niemals sehen. Selbst „The Pope’s Exorcist“ schneidet in allen Disziplinen besser ab, als diese Fortsetzung zu „Der Exorzist“.
Fazit:
Trotz des Wiedersehens mit Originaldarstellerin Ellen Burstyn versagt die Jubiläums-Fortsetzung zu „Der Exorzist“ in nahezu allen Disziplinen. Der Horrorfilm fängt in der ersten Hälfte langatmig an und schweift in der zweiten dann zu unsinnigsten Religionsdialogen um. Einen besseren Exorzismusfilm als 1973 wird es wohl niemals geben.