Tutta La Vita Davanti |
Land/Jahr: I 2008 |
Genre: Komödie |
Regie: Paolo Virzi |
Darsteller: Isabella Ragonese Micaela Ramazzotti Sabrina Ferilli Valerio Mastandrea Elio Germano Massimo Ghini Mary Cipolla Guilia Salerno Tatiana Farnese Caterina Guzzanti Valentina Carnelutti Paola Tiziana Cruciani Niccolo Senni |
FSK: tba |
Dauer: 117 Minuten |
Kinostart: 18. März 2010 |
Label: Movienet |
Nachdem Marta ihr Studium mit Erfolg abgeschlossen hat, steht womöglich eine schwierige Zeit bevor: Erstmals muss sie sich ernsthaft auf die Suche nach einem Job machen und sich dafür womöglich auf eine Fernbeziehung einlassen. Zunächst mag ihr die Jobsuche allerdings nicht gelingen, in ihrem Traumberuf, für den sie immerhin studiert hat, scheint es keinerlei Stellen zu geben. Doch, als sie plötzlich mit der U-Bahn fährt, kommt Hoffnung auf: Ein kleines Mädchen drückt ihr einen Zettel in die Hand, laut dem ihre Mutter nach einer Babysitterin sucht. Da ihr die kleine Lara schnell sympathisch ist, bewirbt sie sich natürlich auf die Stelle und hat auch gleich sowohl einen neuen Job, als auch eine neue Unterkunft. Ihre neue Arbeitgeberin arbeitet unterdessen in einem Call-Center und ist selbst noch nicht so richtig erwachsen. Die Mutter, die etwa Mitte 20 sein dürfte, scheint mit der Erziehung ein wenig überfordert zu sein und hat statt Verantwortungsbewusstsein, lieber Spaß mit wechselnden Männern. Ihre Tochter zieht dabei immer wieder den Kürzeren und wird mal eben vor die Haustür versetzt, oder muss das ganze Geschehen mit ansehen. Erst, wenn das Handy der Tochter, mit dem diese auch ins Bett geht, vibriert, weiß sie: Ihre Mama hat jetzt wieder Zeit für sie. Wie gut also, dass Marta nun endlich da ist und sich um das junge Mädchen kümmern kann und sich auch gleich mit dessen Mutter anfreundet. Das mag unter anderem wohl auch daran liegen, dass sie ihr ziemlich dankbar ist. Als nämlich plötzlich eine neue Stelle im Call Center frei wird, nutzt Marta auch die Gelegenheit und nimmt den Job dankend an. Zwar ist sie von den Motivationstänzen am Morgen anfänglich erstmals irritiert, doch kann sie sich dank gutem Umgang mit Menschen, schnell an ihren Job gewöhnen. Dumm nur, dass sie dabei schon bald eine Welt der Ausbeutung, sozialen Ungerechtigkeit und schwierigen Arbeitsbedingungen kennenlernen muss…
Eines muss man ja bei “Tutta La Vita Davanti” vorweg sagen: Wenn es um Marketingzwecke geht, ist dieser Titel wohl mehr als dämlich gewählt. Denn wer dieser Sprache nicht mächtig ist, wird mit diesem italienischen Satz sicher nicht viel anfängen können und dementsprechend kaum Interesse an dem Film haben. Übersetzt dürfte dies in etwa “Das ganze Leben vor sich” heißen. In Bezug auf die Story ist der Titel auch recht passend gewählt, wenn gleich die mangelnde Reißerischkeit vielleicht nicht automatisch ein großes Interesse weckt. In “Tutta La Vita Davanti” geht es nämlich um eine junge Frau, Mitte 20, die gerade ihr Studium abgeschlossen und ihr Leben im wahrsten Sinne noch vor sich hat. Immerhin ist sie schließlich noch jung und muss sich nun erstmals auf die Suche nach einem Job machen. Sie selbst bevorzugt wohl einen Job in einem Verlag, oder bei einer Zeitschrift, hat sie schließlich Philosophie studiert. Ihre Mutter empfiehlt ihr dagegen, Lehrerin zu werden. Doch beides ist Fehlanzeige, sodass sie schon bald eine schwierige Realität kennenlernen muss. Diese Realität und somit auch die Story ist ziemlich komplex. “Tutta La Vita Davanti” versucht dem Zuschauer eine ganze Lebensabschnittsgeschichte zu erzählen. Von der familiären und privaten Situation, bis hin zum Arbeitsmarkt. So wird lange Zeit nicht so recht klar, ob sich der Film nun eher auf die private Story von Marta, oder lieber auf die schwierige Arbeitsmarktsituation einlassen will. So versucht er sich also an beidem. Interessant ist das allemal, denn die Situation um die neue Freundin, für die sie sich nun um die Tochter kümmert, wird durch die ungleichen Charaktere sehr interessant und der Blick auf den Arbeitsmarkt ist durchaus realistisch, wenn auch leicht überspitzt. Ersteres mag an den beiden Hauptdarstellern Isabella Ragonese und Micaela Ramazzotti liegen. Isabella ist hierbei wohl die interessantere – und sicher auch hübschere – Darstellerin, die ganz besondere Qualitäten zu bieten hat. Nicht nur, dass sie toll aussieht und die Männer dank einiger Nacktszenen begeistern kann, sie spielt auch noch eine hochintelligente, aufgeschlossene und dynamische junge Frau. Eigentlich das Idealbild einer jungen Studentin, die sich in den Arbeitsmarkt begibt. Besonderer Kontrast, der zugleich auch harmoniert, verschafft uns dabei Micaela. Sie ist die typische Rabenmutter, die mit einem Kerl nach dem anderen in die Kiste springt, ihre Tochter ein wenig vernachlässigt und im Falle des Jobverlusts sogar zur Prostitution bereit wäre. Eine Frau, die zwar noch einigermaßen im Leben steht, aber kurz davor wäre, auf die schiefe Bahn zu geraten – wäre da nicht Marta, die ihr einen gewissen Halt gibt. So ergänzen sich beide Charaktere auf besondere Weise. Nun aber zur negativen Seite des Films: Während die Darsteller zwar ihr Bestes tun, hat selbiges auch Nachteile. Trotz ihrer Leistungen, wirken viele Szenen einfach zu gespielt, stellenweise viel zu künstlich. Das mag unter anderem vermutlich am Drehbuch liegen, wie wir schnell feststellen müssen. “Tutta La Vita Davanti” setzt nämlich oftmals auf Musik, sodass die Mitarbeiter des Call Centers sogar zu Beginn der Arbeit immer wieder einen Motivationstanz aufführen, der sie zu mehr Zufriedenheit und Glücklichkeit verhelfen soll. Ansich ist das gewolltes Stilmittel: Nicht nur, dass damit viel Musik in den Film hineingebracht werden soll, es soll auch dazu dienen, die schwierige Arbeitsmarktsituation noch weiter hervorzuheben. Denn während den Mitarbeitern beim Motivationstanz eine heile Welt vorgespielt und so getan wird, als wäre jeder Mitarbeiter etwas besonderes, müssen diese immer wieder mit schwierigen Arbeitsverhältnissen kämpfen und um ihren Job bangen. Wenn der Mitarbeiter morgens noch etwas ganz Besonderes ist, kann er am Nachmittag bereits gekündigt werden. Das ist allerdings eine Tatsache, die sicherlich jedem Zuschauer auch so bewusst ist, weshalb man sie auch weniger übertrieben und künstlich hätte darstellen können. “Tutta La Vita Davanti” wirkt an dieser Stelle etwas aufgesetzt. Gesteigert wird dies dann auch noch von den wenig sympathischen Arbeitgebern, die sich da Claudio und Daniela nennen. Während ersterer wegen seines Auftretens als reicher Hengst sehr klischeehaft wirkt, sorgt auch letzte wegen ihrer Haltung eher für Abneigung. Immerhin: Bei letzter mag das auf Grund ihrer Position durchaus noch halbwegs angebracht sein. Viel besser sieht da schon die Leistung von Valerio Mastandrea als Gewerkschafter Giorgo, der einen etwas weniger abgehobenen Blick auf die schwierige Arbeitsmarktsituation erlaubt und insgesamt natürlicher wirkt. So oder so, hätte “Tutta La Vita Davanti” allerdings auf die überflüssige Musik und die eher nebensächliche Lebensgeschichte von Marta größtenteils verzichten können und sich eher auf die Situation im Unternehmen “Multiple” konzentrieren sollen, welche ja letztendlich – entgegen des Titels – auch die Hauptaussage des Films darstellt.
Fazit:
Durchwachsene Tragikomödie mit einer tollen Hauptdarstellerin und einer guten Story, aber einigen künstlichen Stilmitteln, die nicht hätten sein müssen oder sollen…
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