What’s love got to do with it? |
Land/Jahr: GB 2022 |
Genre: Komödie |
Regie: Shekhar Kapur |
Darsteller: Lily James Shazad Latif Emma Thompson Sajal Aly Shabana Azmi |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 109 Minuten |
Kinostart: 23. Februar 2023 |
Label: Studiocanal |
Die große Liebe zu finden, den einzig richtigen Partner an der Seite, das ist gar nicht immer so einfach. Das hat auch Dokumentarfilmerin Zoe bereits herausfinden dürfen, obwohl sie über zahlreiche Dating-Apps schon seit Jahren auf der Suche ist. Für ihren Nachbarn und Jugendfreund Kazim ist die Sache jedoch inzwischen klar: Statt sich auf die mühsame Suche nach der richtigen Partnerin zu begeben, soll es eine arrangierte Ehe werden. Ganz so, wie es auch bei seinen pakistanischen Eltern bereits üblich war. Immerhin halten arrangierte Ehen statistisch deutlich länger, als auf normalem Wege geschlossene Partnerschaften. Zoe möchte diesen ungewöhnlichen Weg mit ihrer Kamera begleiten – doch auf der Reise nach Pakistan, entdeckt sie womöglich sogar selbst einen ganz neuen Blick auf die Liebe…
Kritik:
Eine arrangierte Ehe, oder eine Partnerin, die von den eigenen Eltern ausgesucht wurde: Kann das wirklich Liebe sein? Und kann eine solche Parnterschaft wirklich glücklich machen? Die britische Culture-Clash- und Liebeskomödie versucht einen kleinen Perspektivwechsel aufzustellen.
Die Perspektive der Neugierde
Man stelle sich schließlich einfach einmal vor, im eigenen Freundeskreis würde jemand auf die Idee kommen, sich bewusst und freiwillig für eine arrangierte Ehe zu entscheiden. Zweifel, Neugierde und Faszination würden sich vermutlich abwechseln. An der Stelle bringt „What’s love got to do with it?“ bereits den ersten interessanten Kniff in den Film: Wir begleiten die Geschichte aus der Sicht einer Dokumentarfilmerin, die ihren besten Freund bei eben dieser Entscheidung begleitet. Das Publikum gerät damit ein bisschen in die Rolle eines Voyeurs, der neugierig auf das Privatleben anderer Menschen ist und doch gerne mal genauer hinschaut, was denn der Nachbar manchmal so treibt. Emotional allerdings nimmt der Streifen den Zuschauer genau damit an die Hand: Durch die Perspektive, die das Ereignis genauso ungewöhnlich findet, wie der Zuschauer, bekommt der Streifen eine interessante Bezugsperson – die auch zur Selbsthinterfragung einlädt.
Culture Clash trifft British Comedy
Und damit ist die britische Komödie sogar gleich zwei Dinge in einem: Auf der einen Seite durchaus sympathische und einfühlsame Culture-Clash-Komödie, bei der die westliche und muslimisch-pakistanische Kultur aufeinander trifft und damit reichlich Wortwitz zu bieten hat. Auf der anderen Seite aber auch ein tiefgründiges Liebesdrama voller Gesellschaftskritik, die das Casual Dating über Tinder und andere schnelllebige Apps grundlegend in Frage stellt. Sind es nicht gerade die „normal geschlossenen“ Partnerschaften, die am laufenden Band geschieden werden? Muss Liebe nicht erst wachsen und sich entwickeln, statt beim ersten Verfliegen der Schmetterlinge im Bauch alles gleich wieder hinzuwerfen? „What’s love got to do with it?“ stellt die beziehungstechnische Wegwerfkultur der heutigen Gesellschaft in Frage – allerdings dezent, ohne dabei zu sehr mahnend mit dem erhobenen Zeigefinger um die Ecke zu kommen.
Eine selbstironische Lockerheit
Gleichzeitig gelingt es Regisseur Shekhar Kapur, gänzlich darauf zu verzichten, sich mit der Benachteiligung von Minderheiten zu beschäftigen oder den Zuschauer belehren oder erziehen zu wollen. Stattdessen stößt das Publikum hier auf einen überraschend lockeren Umgang mit kulturellen und auch muslimischen Klischees, die dank eines Regisseurs mit ähnlicher Herkunft oftmals gar selbstironisch daher kommt. Die Unterschiede zwischen „angenehm ausländischer“ und „bedrohlich ausländischer“ Kultur werden nicht ganz ernst gemeint auf den Arm genommen und religiösen Klischees mit Witz und typisch britischem Humor begegnet. Und am Ende macht es gar Laune zu sehen, wie die britische stark auf Tradition ausgerichtete Kultur womöglich konservativer scheint, als vermeintlich rückständige pakistanisch-muslimische Kultur der arrangierten Ehen. So einfühlsam und humorvoll macht Culture-Clash Spaß.
Fazit:
Einfühlsame und humorvolle Culture-Clash-Liebeskomödie über die arrangierte Ehe, die mit reichlich Selbstironie und gekonntem britischem Wortwitz begeistert. Leicht vorhersehbar, aber dennoch ein Highlight unter den Feel-Good-Movies.