Ein Mann namens Otto |
Land/Jahr: USA 2022 |
Genre: Tragikomödie |
Regie: Marc Forster |
Darsteller: Tom Hanks Mariana Trevino Manuel Garcia-Rulfo |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 127 Minuten |
Kinostart: 2. Februar 2023 |
Label: Sony Pictures |
Der inzwischen in die Jahre gekommene Otto hatte einst ein hervorragendes Leben mit einem tollen Job und einer wunderbaren Frau. Doch seit dem Tod seiner geliebten Sonya ist nichts mehr so, wie es einmal war. Tagtäglich geht er seinen Nachbarn mit seiner überkorrekten und mürrischen Art auf die Nerven. Freundlichkeit kennt er nur noch aus seiner Erinnerung, während er jeden Mitmenschen anmotzt, der seinen Müll nicht richtig trennt oder ein Fahrrad in seiner Straße abstellt. Die Lebensfreude hat den alten Mann längst verlassen und der Wunsch nach dem Tod, um seiner Sonya endlich zu folgen, wird immer größer. Dass dann auch noch ausgerechnet eine ausländische Familie nebenan neu einzieht, geht ihm daher umso mehr auf die Nerven. Erst recht, da die junge Mutter Marisol aus unerfindlichen Gründen die Nähe zu dem mürrischen alten Mann sucht…
Kritik:
Remakes ausländischer Produktionen gehören in Hollywood inzwischen längst zur Tagesordnung. Vor allem skandinavische Filme haben es der „Traumfabrik“ offenbar angetan. Da darf dann auch der nächste große Hit nicht fehlen: Tom Hanks schlüpft in die Hauptrolle eines Remakes zur schwedischen Tragikomödie „Ein Mann namens Ove“ aus dem Jahre 2016.
Tom Hanks als Griesgram
Unter Filmkennern ist das Original längst ein echter Liebhabererfolg geworden. Mit einem Spagat zwischen erdrückender Tragik und genialer Situationskomik ging die Geschichte um den alten verbitterten Mann, der aus Mangel an Lebensfreude seine gesamte Nachbarschaft tyrannisiert, wahrlich unter die Haut. Die Grenze zwischen schwerer Depression mit Suizidgedanken und die immer wieder durchblickende alte Fröhlichkeit mit Wortwitz und Sympathie war schon im schwedischen Original überaus fließend. Eine insgesamt starke Figur, die das Publikum auf Grund ihrer Charaktertiefe ins Herz schloss. Und in dessen Fußstapfen auf einmal Tom Hanks schlüpfen muss, den wir sonst nur von seiner sanften netten Seite kennen, jedoch eher selten als Griesgram zu sehen bekamen. Das gelingt ihm als erfahrener Charakterdarsteller grundsätzlich gut, die große Natürlichkeit des Rolf Lassgård kann das Remake „Ein Mann namens Otto“ aber nicht einfangen.
Überflüssige Anpassungen
Ob das an den geringfügig schlechteren schauspielerischen Leistungen des Tom Hanks im Vergleich zu seinem schwedischen Vorbild liegen mag, oder doch eher an den kleineren Änderungen in der Handlung, daran mögen sich die Geister scheiden. „Ein Mann namens Otto“ ändert immerhin weitaus mehr, als nur den Namen der Hauptfigur – und nicht alles davon ist wirklich notwendig oder für den Film gewinnbringend. Etwa der Austausch eines homosexuellen Charakters aus dem Original durch den transsexuellen Malcolm, der hier den Fokus, der eigentlich und ausschließlich bei Otto liegen sollte, in eine letztendlich eher störende Richtung lenkt. Oder der etwas stärkere Fokus auf die mexikanische Nachbarfamilie, die den Culture Clash-Aspekt des Films hervorhebt, dabei aber die so überaus wichtige Charakterdarstellung des Tom Hanks schwächer werden lässt. Immerhin: Die Geschichte lebt schließlich vom vielseitigen Charakter seiner Hauptfigur, wodurch eine potentielle politische Agenda der Dramatik eher hinderlich ist.
(Zu) große Fußstapfen
Gerettet wird der Film dann am Ende dadurch, dass das Drehbuch zu einem Großteil doch einfach eine Nacherzählung des Originals ist. Die Kündigung des Jobs auf Grund seines Alters, der Einkauf eines Seils für den Selbstmord im Baumarkt, das misslungene Erhängen an der Wohnzimmerdecke – das alles sind Elemente, die „Ein Mann namens Otto“ exakt von „Ein Mann namens Ove“ kopiert. Teils entsteht gar der Eindruck, die exakt gleichen Szenen im identischen Setting lediglich mit einem neuen Gesicht zu sehen. Und nur deshalb, auf Basis von Ideen des Originals, kann „Ein Mann namens Otto“ emotional überhaupt abholen. Angesicht dessen, dass der Streifen alles, was ihm gelingt, kopiert hat und jede eigene Idee eher negativ in Erscheinung tritt, stellt sich mitunter aber die Frage: Warum nicht einfach gleich das Original ansehen? Kennt man dieses nicht, mag das Remake für sich genommen, zwar durchaus kein schlechter Film sein. Daran messen kann er sich allerdings kaum.
Fazit:
Das Remake zur schwedischen Tragikomödie „Ein Mann namens Ove“ kopiert größtenteils die exakt gleiche Handlung des Originals und reichert dieses lediglich durch diverse überflüssige Änderungen an. Dabei kann jedoch auch Tom Hanks dem großartigen Rolf Lassgård nicht das Wasser reichen.