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    The Card Counter

    The Card Counter

    Land/Jahr:
    USA 2021
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Paul Schrader
    Darsteller:
    Oscar Isaac
    Willem Dafoe
    Tiffany Haddish
    Tye Sheridan
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    112 Minuten
    Kinostart:
    3. März 2022
    Label:
    Weltkino

    Der ehemalige Soldat William Tell hat nach den Verbrechen in einem Foltergefängnis einige Jahre im Gefängnis verbracht, während sein Vorgesetzter auf freiem Fuß davon gekommen ist. Während dieser Zeit hat er sich selbst die Kunst des Kartenzählens beigebracht. Kaum entlassen, zieht er quer durchs Land von Casino zu Casino, um an unscheinbaren Spielen teilzunehmen. Den Einsatz möglichst gering gehalten, versucht er bei seinen Aktionen nicht aufzufliegen und unter keinen Umständen Hausverbot zu erhalten. Als er eines Tages den jungen Cirk kennenlernt, der offenbar ebenfalls negative Erinnerungen an Williams ehemaligen Vorgesetzten hat, scheint die Einsamkeit seines Alltags endlich ein Ende zu haben. Dem wütenden und verschuldeten Begleiter will er bei seinen vermeintlichen Racheplänen an dem Militäroberst helfen. Doch schnell holt auch William die Vergangenheit wieder ein…

    Kritik:
    Den Namen Paul Schrader haben die meisten Cineasten vermutlich schon eine ganze Weile nicht mehr gehört. Dabei ist der Regisseur ganz und gar kein Unbekannter: Im Jahre 1976 schrieb er das Drehbuch des legendären „Taxi Driver“ von Martin Scorsese. Dieses Mal sitzt Schrader zwar selbst auf dem Regiestuhl, Scorsese hat er sich als Produzent aber dennoch mit ins Boot geholt. Das Ergebnis ist ein durchaus eigensinniger Film.

    Das Casino als Beiwerk
    Auf den ersten Blick mag dem Publikum die Geschichte von „The Card Counter“ schließlich bekannt vorkommen. Dass es nämlich möglich ist, beim beliebten Casinospiel Blackjack so ziemlich jeden Gegner abzuzocken, in dem man die Kunst des Kartenzählens erlernt, sollte längst keine Neuigkeit mehr sein. Ein wirklicher Casino-Thriller ist der Streifen aber – obwohl er gefühlte 90 Prozent seiner Laufzeit in einem solchen spielt – trotzdem nicht. Wer hier einen Film wie „21“ oder „The Gambler“ erwartet, bei dem das Hauptaugenmerk auf der spannenden Inszenierung des Casinogeschehens liegt, dürfte bei „The Card Counter“ ziemlich enttäuscht werden. Trotz seines Titels ist das Casino, das Blackjack und auch das Kartenzählen eher ein schmückendes Beiwerk, ein Mittel zum Zweck, um der eigentlichen Geschichte eine hübsche Umgebung zu verpassen.

    Der etwas andere Taxi Driver
    Da kommt dann auch die Handschrift von Paul Schrader mal wieder zum Vorschein, wie wir sie auch 1976 schon in „Taxi Driver“ gesehen haben. Mehr als 45 Jahre später macht Schrader nämlich genau das wieder: Die undurchsichtige Geschichte eines Einzelgängers erzählen, der den Schmutz der Welt einfach nicht mehr ertragen kann und von den negativen Erfahrungen seines Lebens gänzlich geprägt wurde. Dieses Mal darf allerdings der in dieser Rolle grandiose Oscar Isaac den unnahbaren Fremden spielen, statt Robert De Niro noch einmal in den Abgrund zu schicken. Mit seiner verschrobenen, irgendwie verschlossenen Art inszeniert dieser einen regelrechten Mental-Thriller: Schon beim akribischen Zusammenfalten des Bettlakens oder dem vertieften Notieren der Gedanken in einem Tagebuch wird klar, dass Oscar Isaac als William Tell so einiges bewegt. Die Mimik des Darstellers allein reicht bereits aus, um eine tiefgründige Figur zu sehen, die vom Leben gezeichent wurde. Da sind Rückblicke in eine Vergangenheit der Folter schon beinahe überflüssig.

    Langatmigkeit mit starken Momenten
    Das führt mitunter aber auch dazu, dass „The Card Counter“ doch ganz schön langsam inszeniert wurde. Schrader lässt sich gerne dabei Zeit, die subtilen emotionalen Ausdrücke langsam wirken zu lassen und zieht dabei auch gern jene Szenen, in denen Oscar Isaac ein vermeintliches Pokerface aufsetzt, das uns aber dennoch einen Einblick in seine Seele gewährt, ein bisschen in die Länge – ganz so, wie das Glücksspiel selbst doch oft auch ein Geduldsspiel ist. Inszeniert als Film hat das jedoch den Nachteil, dass „The Card Counter“ doch auch über gewisse Längen verfügt, um nicht gar zu sagen, dass der Streifen teilweise ziemlich zäh ausgefallen ist. Kann man sich darauf einlassen, bekommt man aber nicht nur eine großartige Charakterdarstellung geboten, sondern auch noch einige richtig starke Momente im letzten Drittel des Films. William Tell soll nämlich nie so ganz den Erwartungen entsprechen und so manche 180-Grad-Wendung entfaltet dann zum Ende hin doch eine überraschende Wucht.

    Fazit:
    „The Card Counter“ ist kein gewöhnlicher Casino-Thriller, sondern viel mehr ein Charakterdrama ganz im Stile von „Taxi Driver“, das uns in die tiefen seelischen Abgründe eines geschundenen Mannes eindringen lässt. Das macht den Streifen über gewisse Strecken recht zäh und langatmig, bringt aber auch so manche starke Momente und einen großen Hauptdarsteller mit sich.