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    Zwischen Welten

    Zwischen Welten


    Land/Jahr:
    D / Afghanistan 2014
    Genre:
    Kriegsdrama
    Regie:
    Feo Aladag
    Darsteller:
    Ronald Zehrfeld
    Mohsin Ahmady
    Saida Barmaki
    Abdul S. Yosofzai
    Felix Kramer
    Burghart Klaußner
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    102 Minuten
    Kaufstart:
    2. Oktober 2014
    Label:
    Majestic

    Irgendwo zwischen dem normalen Leben in den afghanischen Städten und dem von den Taliban besetzten Gebiet, arbeitet der Afghane Tarik als Übersetzer für die deutsche Bundeswehr. Während daheim seine Schwester von den einheimischen Taliban bedroht wird und das auswärtige Amt bereits mehrfach ihren Asylantrag abgelehnt hat, hilft er dem Soldaten Jesper dabei, sich mit der afghanischen Bevölkerung zu verständigen. Sie sollen einen Außenposten in einem kleinen Dorf einrichten, in dem ein Ex-Taliban versucht, die dort lebenden Menschen zu beschützen. Der Einfluss der Taliban soll damit deutlich verringert und dem Land Afghanistan zu mehr Frieden verholfen werden. Doch die Situation rund um Tarik spitzt sich immer mehr zu. Für einen Verräter seines Volkes gehalten, besteht schon bald akute Lebensgefahr für den jungen Afghanen und seine Schwester – doch entgegen der Bemühungen von Jesper lenken die Behörden nicht ein. Als die Soldaten dann auch noch unter Beschuss geraten, eskaliert die Situation…

    Kritik:
    Die meisten Kriegsfilme, die vom Krisengebiet in Afghanistan handeln, werden in das ähnlich aussehende Marokko verlegt. Um der persönlichen Gefahr auszuweichen und jenseits des Krieges einen Film zu drehen, eignen sich die dortigen Landschaften meist perfekt, um den Anschein von Afghanistan wiederzugeben. Obwohl jedoch die Rechte von Frauen in dem fernen Land eher eingeschränkt sind und das weibliche Geschlecht dort besonders gefährdet ist, beschloss Regisseurin Feo Aladag dennoch, ihren Film mitten im afghanischen Krisengebiet zu drehen – mit beachtlichen Folgen.

    Zwischen der Gesellschaft
    Ganz ohne Hollywood-Studio im Nacken ist ihr mit „Zwischen Welten“ wohl einer der authentischsten Kriegsfilme der letzten Jahre gelungen. Mit Originalkulissen, die irgendwo zwischen Kunduz und Mazar-i-Sharif angesiedelt sind, fängt sie das Leben der einheimischen Afghanen und die schwierige Situation für die Soldaten so gut ein, wie kaum ein anderer Filmschaffender. Dabei wechselt man passend zum Titel aber auch ständig zwischen dem Taliban-Krisengebiet und den bevölkerten Ortschaften hin und her. In der Stadt einem ganz normalen Leben nachgehend, bei dem die Schwester eine für sie wichtige Ausbildung macht, könnte man Afghanistan fast für ein ganz normales Land halten – wären da nicht die ständigen Bedrohungen und die Angst. Doch mitten auf dem Land, in einem kleinen Dorf als Außenposten, droht die Gefahr und das Leben für die dortigen Bauern ist nicht ansatzweise mit dem der Stadt vergleichbar. Ständig hin- und hergerissen zwischen der Zivilisation und der Einöde zeigt „Zwischen Welten“ ein bisschen etwas vom wahren Leben in dem gefährlichen Land.

    Zwischen dem Krieg
    Anders als die meisten Kriegsfilme, verzichtet diese deutsch-afghanische Ko-Produktion allerdings vollkommen auf patriotische Selbstbeweihräucherung und Heldenverehrung. Mit einem überaus nachdenklichen Touch setzt sich Feo Aladag ziemlich kritisch mit der Situation in Afghanistan auseinander, zumal wenn man bedenkt, dass die Bundeswehr erst in diesem Jahr abzog und nicht gerade ein friedliches Land zurückließ. Ständig mit den Fragen konfrontiert, ob die Soldaten dort überhaupt etwas bewirken können oder ob all ihr Bemühen womöglich sinnlos sein mag, stellt man den Krieg und den dortigen Konflikt grundlegend in Frage. Doch auch für Asylbewerber wird angesichts der Situation viel Verständnis aufgebracht, schildert die Regisseurin schließlich auch die möglicherweise wahre Situation der Einheimischen. Wenn die sich beschweren und gegen die Soldaten auflehnen, die unerwünscht in ihre Heimat eindringen, hinterlässt „Zwischen Welten“ reichlich Gesprächsstoff, der dem Zuschauer nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen wird.

    Zwischen der Hitze
    Eigentlich war es dabei sogar die beste Wahl, den Film trotz aller Bedenken und Gefahren, mitten im Krisengebiet zu drehen. Denn während viele Filme mit wesentlich weniger schwierigen Situationen umgehen müssen und oftmals komplizierte Szenen sogar per Greenscreen einfügen, ist „Zwischen Welten“ einer der authentischsten Kriegsfilme, die wir in den letzten Jahren zu sehen bekamen. Bei vermutlich um die 55 Grad Celsius Außentemperatur kann man den Schauspielern jederzeit ansehen, dass ihnen tatsächlich warm ist. Die Atmosphäre und das Feeling, welches Schauspieler an den Tag legen, wenn sie echten körperlichen Anstrengungen ausgesetzt sind und realen Schweiß auf der Stirn haben, können einfach keine Effekte jemals ersetzen. Unter anderem das macht „Zwischen Welten“ so herausragend und realistisch. Dass man außerdem grundsätzlich auf dreisprachigen Originalton setzt, trägt zudem zum Realismusgrad bei. Konkret bedeutet das, dass die deutschen Soldaten untereinander deutsch sprechen, mit dem Dolmetscher auf englisch kommunizieren und die einheimische Bevölkerung ihnen auf persisch entgegen tritt und dabei für glaubwürdige Sprachbarrieren sorgt – maximaler Realismus eben und der Zuschauer darf sich die Fremdsprachen dann gern durch Untertitel ansehen. Das macht aber nichts, ganz im Gegenteil: Feo Aladag hätte ihren Film gar nicht besser drehen können.

    Fazit:
    Gedreht in den originalen Schauplätzen der afghanischen Krisengebiete und mit realistisch dargestellten Sprachbarrieren, bekommen wir hier einen der authentischsten Kriegsfilme der letzten Jahre geboten. „Zwischen Welten“ befindet sich damit an der Grenze zum Meisterwerk.