Zoe |
Land/Jahr: USA 2018 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Drake Doremus |
Darsteller: Ewan McGregor Lea Seydoux Theo James |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 104 Minuten |
Kaufstart: 8. November 2018 |
Label: Constantin Film |
Cole ist wohl der erfahrenste und fähigste Informatiker seiner Firma und verfolgt schon seit geraumer Zeit ein wichtiges Ziel: Er möchte das Leben der Menschen ein wenig besser machen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Zoe arbeitet er deshalb an künstlichen Lebensformen, die als Partnerersatz für einsame Menschen dienen sollen. Immerhin ist man längst in der Lage, mittels Algorithmen die Zukunftschancen einer Beziehung vorherzusehen und dadurch auch den passenden Androiden für den jeweiligen Kunden anzubieten. Ein solcher Android ist allerdings auch Ash, der eher als Prototyp dient und nicht auf dem freien Markt angeboten wird. Doch als dieser von der Beziehung zwischen Cole und Zoe mitbekommt, sorgt seine Emotionsfähigkeit schnell für eine gefährliche Eifersucht, wegen der er alles versuchen würde, die beiden auseinander zu bringen. Das Problem dabei: Zoe ahnt noch gar nicht, dass auch sie selbst ein Geheimnis umgibt…
Kritik:
Könnten wir eine künstliche Lebensform lieben, selbst wenn wir wüssten, dass es sich eigentlich um einen Roboter handelt? Eine Frage, die wohl viele in der heutigen Zeit noch mit Nein beantworten würden. Vor allem, wenn selbst die Einführung von Sexrobotern bereits zu Kontroversen führt. Doch was wäre, wenn wir die Androiden gar nicht mehr von den echten Menschen unterscheiden könnten?
Die Frage nach der Menschlichkeit
Mit dieser Frage setzt sich auch der Science-Fiction-Film „Zoe“ auseinander, wenn er recht interessante philosophische Fragen darüber stellt, was den Menschen eigentlich so menschlich macht. Dabei hat der Streifen zwar zu keiner Zeit die enorme inhaltliche Tiefe, wie etwa der Kultfilm „Blade Runner“, hat aber dennoch die richtigen Fragen zu bieten, um das Publikum zum Nachdenken zu bewegen: Wie könnte etwa ein Mensch seine eigene Echtheit beweisen, wenn die Androiden von Menschen gar nicht mehr zu unterscheiden sind und sogar sie selbst sich für Menschen halten? Definiert sich das Menschsein am Ende doch nur dadurch, Gefühle empfinden zu können und Angst vor dem Tod zu haben und sind dann auch künstliche Lebensformen letztendlich irgendwie „menschlich“?
Starke Gesellschaftskritik
Passend dazu hat „Zoe“ auch gleich einen starken gesellschaftskritischen Ansatz zu bieten. Der Film entführt uns in eine Welt, in der die Menschheit dazu neigt, jegliche sozialen Bindungen und Gefühle durch etwas Künstliches zu ersetzen – und baut damit durchaus eine Verbindung zur realen Welt auf, in der Beziehungen schon heute manchmal nur deshalb entstehen, weil irgendeine Singlebörse berechnet hat, wie gut doch potentielle Partner angeblich zusammenpassen würden. Vor allem wichtige Themen wie die Vereinsamung der Gesellschaft im digitalen Zeitalter spielen dabei eine wichtige Rolle, wenn plötzlich sogar Androiden echte Partnerschaften ersetzen sollen und eine perfekte Beziehung garantieren, während solche mit Menschen scheinbar zum Scheitern verurteilt sind. Und wenn Gefühle nur noch dadurch empfunden werden können, dass Menschen eine Pille einnehmen, um sich die Verliebtheit zu bewahren – womit „Zoe“ auch eine Gesellschaft tiefgründig in Frage stellt, die sich doch selbst zunehmend davon entfernt, „echt“ und „natürlich“ zu sein.
Lovestory statt Effektfeuerwerk
Tatsächlich handelt es sich bei diesem Szenario allerdings doch primär eher um ein Liebesdrama, als um einen effektgewaltigen Science-Fiction-Film. Auch wenn die Basis dieses Films immerhin eine futuristische Story über künstliche Intelligenz sein mag, könnten vielleicht jene Genrefans ein wenig enttäuscht sein, die hier aufregende Action und ein großes Highlight fürs Auge erwarten. Das ist zugleich manchmal aber auch das Problem von „Zoe“, denn bei dem starken Fokus auf seine Lovestory vergisst der Film manchmal seine eigentlich interessanten gesellschafts- und technologiekritischen Aspekte und bleibt vor allem im letzten Drittel, wenn der Streifen zu einer seichten Schmonzette mutiert, leider viel zu oberflächlich. Obwohl man doch immerhin zugeben muss: Bis dahin hat uns „Zoe“ schon mehr als genug zum Nachdenken gebracht.
Androiden in der heilen Welt
Leider passiert es dem Streifen mitunter aber auch etwas, sich in der Darstellung der Liebesgeschichte so sehr zu verrennen, dass das Drumherum oft etwas zu sehr wie eine heile Welt aussieht. Denn während man einerseits die Problematiken einer Gesellschaft anprangert, die ihre Beziehungen durch künstliche Androiden ersetzen, verpasst man leider die Chance, auch die damit einhergehende Ablehnung und Ausgrenzung zu thematisieren. In „Zoe“ wirkt es doch manchmal, als ob die Menschheit ausschließlich aus aufgeschlossenen und technologiefreundlichen Menschen besteht, die niemals auf die Idee kommen würden, ihr Umfeld für eine Beziehung zu einer künstlichen Lebensform auszugrenzen oder für verrückt zu erklären. Damit allerdings verpasst „Zoe“ auch einen wichtigen Schritt zur Glaubwürdigkeit und lässt Realismus innerhalb dieses ansonsten spannenden Szenarios leider manchmal vermissen. Schade, denn hier wäre durchaus Potential für noch größeres gewesen.
Fazit:
Mit interessanten philosophischen Fragen und einem starken gesellschaftlichen Ansatz kann uns die faszinierende Zukunftsvision von „Zoe“ schnell überzeugen. Leider fehlt es dann am nötigen Mut für noch mehr inhaltliche Tiefe und einer realistischen Auseinandersetzung mit den Folgen der thematisierten Technologien. Genrefans werden dennoch ihren Spaß haben.
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