Yves Saint Laurent |
Land/Jahr: F 2013 |
Genre: Biografie / Drama |
Regie: Jalil Lespert |
Darsteller: Pierre Niney Guillaume Gallienne Charlotte Le Bon Laura Smet Marie De Villepin |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 105 Minuten |
Kaufstart: 5. September 2014 |
Label: Universum Film |
Paris im Jahre 1957: Der erfolgreiche schwule Modedesigner Yves Saint Laurent gehört zu den ganz besonderen und außergewöhnlichen Menschen. Er präsentiert sich selbst stets als sehr schüchtern und introvertiert, traut sich kaum in die Öffentlichkeit, zeigt aber immer wieder besonderes künstliches Talent beim Zeichnen von neuen Kleidern. Im Zuge seiner Karriere war er bisher die rechte Hand des Modeschöpfers Christian Dior, der es zu internationaler Bekanntschaft gebracht hat. Doch schon bald soll sich im Leben des Yves einiges ändern, als Dior unerwartet stirbt und Yves zum künstlerischen Leiter einer der bekanntesten Modemarken der Welt aufsteigt. Trotz seiner privaten und inneren Konflikte, die ihm mit einer manischen Depression zu schaffen machen, soll er in die Geschichte der Modewelt eingehen. Dumm nur, dass nicht seine gesamte Umwelt damit stets glücklich sein wird…
Kritik:
Modedesigner gehören meist zu den etwas seltsamen und introvertierten Gesellen. Der berühmte französische Designer Yves Saint Laurent war da nicht anders, schaffte es aber zu einem der wichtigsten und berühmtesten Modeschöpfer aller Zeiten aufzusteigen. Nach seinem Tod im Jahre 2008 ist es also an der Zeit, endlich seine Biografie zu verfilmen.
Französische Meisterleistungen
In der Hauptrolle sehen wir Pierre Niney, der hier die Figur des Yves Saint Laurent verkörpert. Im ersten Moment wirkt er dabei zunächst recht befremdlich. Still, introvertiert und unnahbar geht er seiner Arbeit nach, während sein gesamtes Leben aus der Mode besteht. Den geneigten Mainstream-Zuschauer könnte dies im ersten Augenblick etwas abschrecken, wirkt die Filmbiografie somit etwas zäh und außergewöhnlich. Doch Pierre Niney schafft es schon bald, recht große Sympathien beim Publikum zu wecken. Er scheint die Optimalbesetzung für den exzentrischen und introvertierten Modedesigner zu sein. Seine Charakterdarstellung, die uns eine Mischung aus Schüchternheit, unberechenbaren Gefühlsausbrüchen und Scheue präsentiert, ist wahrlich beeindruckend. Pierre Niney könnte mit derartigen Leistungen womöglich schon bald zu einem Nachfolger für Phillip Seymour Hofman werden.
Natürlichkeit der Liebe
Sehr schön ist auch die angenehm normale Sichtweise auf die ungewöhnlichen Lebensarten. Obwohl Yves Saint Laurent als schüchterner und scheuer Mensch auf den ersten Blick die perfekte Opferrolle für selbstbewusste Proleten darstellen könnte, wird die Figur keineswegs als Außenseiter dargestellt. Er ist mitten im Leben, sodass sein spezieller Charakter eine absolute Akzeptanz erlebt und in keinster Weise unnatürlich dargestellt wird. Er ist eben einfach anders – und das scheint in den Augen des Regisseurs Jalil Lespert auch vollkommen in Ordnung zu sein. Auf ähnliche Weise geht der Filmemacher allerdings auch vor, wenn er die vielfältigen Formen der Liebe darstellt. Die natürliche Sicht auf die Homosexualität, die hier keine Besonderheit darstellt und keines Outings bedarf, sondern schlicht als Normalität gezeigt wird, bietet ein erfrischend modernes Weltbild. Und das, obwohl „Yves Saint Laurent“ inhaltlich überwiegend vom Ende der 50er Jahre bis in die 70er angesiedelt ist, quasi in der Aufstiegszeit des Modedesigners. Man könnte fast meinen, die damalige Gesellschaft sei etwas aufgeschlossener gewesen, als die heutige.
Die langsame Dramatik
Leider kann das für die Dramaturgie allerdings auch zu einem Problem werden. „Yves Saint Laurent“ ist nämlich keineswegs ein Mainstream-Streifen, sondern könnte es als Beinahe-Special-Interest-Werk durchaus schwierig beim allgemeinen Publikum haben. Das liegt nicht zuletzt natürlich daran, dass es dem Streifen deshalb an Brisanz fehlt, weil er vermeintliche Skandale als allgemeine Normalität präsentiert. Gibt es keine echten Opfer, keine verfolgten Homosexuellen, keine schüchternen Mobbingopfer, dann sorgen all diese Charaktereigenschaften auch nicht dafür, die Spannung des Films zu steigern, so schön die Darstellungsart auch sein mag. Dass man sich darüber hinaus natürlich auf Grund der persönlichen Hintergründe der Hauptfigur überwiegend mit Mode und Modeschauen auseinandersetzt, die hier und da mit nervtötender Opernmusik präsentiert wird, macht „Yves Saint Laurent“ unterdessen nicht gerade massentauglicher. Dafür ergeben sich eine gewisse Eleganz und ein gehobener Stil praktisch automatisch, sodass sich diese letztendlich in den tollen Kostümen und Masken wiederspiegeln können. Ein richtiges Mode-Biopic eben.
Fazit:
Das Biopic über den berühmten französischen Modedesigner dürfte es beim Mainstream zwar ziemlich schwer haben, doch mit einem exzellenten Hauptdarsteller, einer starken Eleganz und herausragenden Kostümen wird „Yves Saint Laurent“ dennoch seine Fans finden. Freunde von charakterstarken Dramen sollten dem Streifen daher unbedingt eine Chance geben.