Mavis Gray ist mit ihrem Leben nicht wirklich zufrieden. Sie hat zwar ihren Jugendtraum erfüllt und ist nach Minneapolis gezogen, um dort ihrer Schriftstellerkarriere nachzugehen, doch mit der Liebe hatte es bisher nicht so recht klappen wollen. Nach einer gescheiterten Ehe träumt sie so nach wie vor von ihrer Jugendliebe, mit der sie ursprünglich in die entfernte Stadt reisen wollte. Nachdem sie dann auch noch eine Einladung zu dessen Babyparty erhalten hat, erhofft sie sich ein fröhliches Wiedersehen mit ihrem Ex und setzt alles daran, die verlorene Liebe wiederzuerobern. Dumm nur, dass sie dabei lediglich auf der Suche nach sich selbst ist und womöglich in die falsche Richtung geht…
Kritik:
Besonders dann, wenn man nicht so recht zufrieden in seinem Leben ist, denkt man häufig über bessere vergangene Zeiten nach. Die schönen Momente mit der verlorenen Liebe stehen da oft im Vordergrund und gehören zum großen Zurückeroberungswunsch. Schließlich sehnt man sich doch nach all der vielen Zweisamkeit, den tollen Gefühlen und der Anerkennung, die man damals noch empfand. Meistens kann es nicht lange gut gehen, wenn man zu sehr in der Vergangenheit lebt, statt endlich erhobenen Hauptes in die Zukunft zu blicken. Doch für Mavis Gray, der Hauptprotagonistin in „Young Adult“ mag dies zum einzigen Lebensinhalt werden.
Ein Lebensgefühl
Genau diesem Gefühl widmet sich „Young Adult“ fast vollständig. Der Suche nach der Vergangenheit, der Weg zurück in eine vermeintlich bessere Welt. Die Komödie, die sich eher als kleine unromantische Lovestory versteht, versucht dabei stets eben genau dieses Lebensgefühl einzufangen. Bereits im ersten Moment kommt die Niedergeschlagenheit und Depression von Mavis alias Charlize Theron gut zur Geltung, denn mit herausragender Mimik verkörpert sie die Figur einer gelangweilten geschiedenen Frau auf der Suche nach ihrem Ex einfach perfekt. Dazu kommen gute Licht- und Soundeinsätze: Das Tageslicht ist meist etwas gedimmt, spielt „Young Adult“ schließlich überwiegend bei trübem, bewölktem Tageshimmel, um so die festgefahrene, verdickte Lebensweise noch mehr zu verdeutlichen. Kommt es dann erst zu melancholischen Szenen, setzt man auf stimmungsvolle Nachtszenen mit gelungener, atmosphärischer Straßenbeleuchtung und Emotionen einfangender 90er-Jahre-Musik, die wohl jeder aus dem örtlichen Lokalradio kennen dürfte – als Gesamtpaket verpackt, entwickelt sich dabei eine sympathische Charakterin, die tief in ihr Inneres blicken lässt.
Hochglanz-Dame trifft Mobbing-Opfer
Erstaunlich gelungen ist allerdings vor allem das einzigartige Zusammenspiel zwischen Charlize Theron und ihrem Kumpel Patton Oswalt, der hier einen für schwul gehaltenen Krüppel spielt, der aus Mobbing und Hass zu einem behinderte Mann geprügelt wurde. Mit seiner sympathischen Art, die viele sicherlich aus „King of Queens“ kennen, wo er als Spence einen tollpatschigen Dauersingle verkörperte, kann er von den Zuschauern schnell ins Herz geschlossen werden und steht seiner besten Freundin mit Rat und Tat zur Seite. Besonders viel Tiefgang in der Story kommt deshalb auf, weil es sich bei den Tätern offensichtlich um ehemalige Liebhaber der jungen Frau handelt – ein recht brisantes, einfühlsames Thema, das nicht nur Stoff zum Nachdenken bietet, sondern den Streifen auch verdammt spannend macht. Denn an der Seite von Patton Oswalt wird die Jagd nach dem verlorenen Ex umso spannender, zumal das Ende bis zum Schluss völlig ungewiss ist. Damit übernimmt Charlize Theron keine klassisch liebevolle Rolle, sondern ist als Hauptfigur zugleich auch der Bösewicht, der eine glückliche funktionierende Ehe und Familie auseinander bringen will. Doch das macht sie sowohl höchstauthentisch, als auch menschlich. Eine schauspielerische Glanzleistung. Wäre dann doch bloß auch das nötige Tempo da, das „Young Adult“ an so mancher Stelle ein wenig fehlt.
Fazit:
Charlize Theron zeigt sich von einer erstaunlich natürlichen und menschlichen Seite, sodass es ihr gelingt mit Patton Oswalt als einzigartiges Schauspieler-Duo eine spannende (un)romantische Liebesgeschichte zu präsentieren, bei der die Hauptfigur nicht nur von ihrer besten Seite gezeigt wird.