Die junge 20-jährige Lena kommt aus eher schwierigen Verhältnissen und hält sich mit Diebstählen und anderen kleinen Straftaten über Wasser. Doch auf der Flucht vor einem ermittelnden Polizisten gerät sie prompt in die Fänge von Louise, der Besitzerin eines illegalen Nachtclubs. Nichts ahnend, dass Louise auch die Anführerin eines Vampir-Clans ist, begeht sie kurzerhand den Fehler, sich von dem Reichtum und der vermeintlichen Sicherheit blenden zu lassen und wird noch in derselben Nacht von dem blutrünstigen Wesen gebissen. Da dauert es nicht mehr lange, bis sie sich selbst in einen Vampir verwandelt und fortan die Vorzüge ihrer neuen Fähigkeiten genießen kann. Weiterhin unter den Fittischen von Louise und ihren beiden Freundinnen erlebt sie so erstmals ein Leben zwischen Partys, absoluter Freiheit und dem größten vorstellbaren Luxus. Dumm nur, dass sie schon bald mit der Mordlust zu kämpfen hat und sich auch noch in den Polizisten verliebt, der es schon längst auf die vier Vampire abgesehen hat…
Kritik:
Spätestens seit dem großen Erfolg der „Twilight“-Reihe genießen die Vampirfilme eine sehr große Beliebtheit und auch die deutschen Filmemacher wollen nur allzu gerne auf diesen Zug aufspringen. Da war es also kaum verwunderlich, dass es mit „Wir sind die Nacht“ nun auch ein deutscher Genrevertreter ins Heimkino-Regal geschafft hat und mit Karoline Herfurth auch gleich eine eigentlich qualitative Hauptdarstellerin mitliefert. Doch kann der Film tatsächlich die Erwartungen erfüllen?
Ghetto-Mädchen sucht Zuflucht
Auf den ersten Blick macht die Hauptdarstellerin natürlich einen guten Eindruck. Aus zerrütteten Verhältnissen stammend sorgt sie mit Taschendiebstählen für genug Action und ausreichend Spannung, während sie zugleich als Lena eine sehr gute Figur abliefern kann. Auch ihre Hintergrundgeschichte und ihr Charakter können da schnell überzeugen und uns eine perfekte Identifikationsfigur liefern. Da bleibt an dieser Stelle nur eine Frage: Wo ist der Zusammenhang zu den Vampiren? Der kommt nämlich erst durch Nina Hoss als Louise und ihre Komplizinnen auf, die Lena prompt zu einer Vampirin machen und ihr einen Unterschlupf im größten Luxus gewähren. Anders gesagt: Wir bekommen es mit einem Mädchen auf der schiefen Bahn zu tun, das Halt und Sicherheit in einer fremden Gruppe sucht und damit im Grunde austauschbar wird. Das Motiv der Nazis, Verbrecher und andere Gruppierungen wäre da ebenso passend, sodass die Vampirgeschichte eher, wie ein „Mittel zum Zweck“ erscheint, ohne wirklich darauf ausgelegt zu sein.
Aufgetakelte Vampire
Es mag allerdings auch einen gewissen Grund haben, wieso sich der Zuschauer mit dem Vampirhintergrund so wenig anfreunden kann. Immerhin können wir weder Nina Hoss, noch Jennifer Ulrich, oder Anna Fischer ihre Rolle als Vampire tatsächlich abkaufen. Nina Hoss wirkt in ihrer Rolle einfach zu hochnäsig und aufgetakelt, während sie bei ihrem Blutrausch einfach nicht überzeugen kann. Trotz ihrer gefräßigen Mordlust und blutigem Gesicht scheint ihr Make-Up niemals zu verlaufen und als vorbildliche Anführerin wirkt sie einfach nicht reif und charakterstark genug. Unterdessen verhält sich Anna Fischer als Nora eher, wie eine fröhliche Möchtegern-Punkerin, die ebenfalls mit ihrem Gute-Laune-Trip nur wenig überzeugen kann. Immerhin Jennifer Ulrich kann als depressive Charlotte noch ein wenig punkten, wenngleich auch sie nicht an die Qualitäten von Karoline Herfurth heran kommen mag. Da hätten wir uns die Hauptvampirin also gerne im Alleingang gewünscht, denn ohne die Dreierclique hätte sie sicherlich eine überzeugende Vampirrolle abliefern können.
Vampire ohne Physik
Was bleibt ist also die Actionchoreographie des Films und die kann sich erstaunlicherweise durchaus sehen lassen. Seien es die rasanten Verfolgungsjagden zu Beginn, oder die zahlreichen brutalen Mordszenen im späteren Verlauf – „Wir sind die Nacht“ kann jederzeit mit tollen Moves und gelungenen Effekten überzeugen. Das kommt schließlich vom hohen Tempo, der mitreißenden Action und den Hollywood-tauglichen Effekten, bei denen ganze Stahltüren mit einem Griff ausgerissen und die Gegner meterweit durch die Lüfte geschleudert werden. Ganz zu schweigen von den Physikeinlagen, bei denen die Vampire doch einfach einmal an der Decke spazieren und die Feinde aus dem Hinterhalt ermordet. Leider bleiben dabei allerdings physikalische Ungereimtheiten und einige Logikfehler, denn die Tatsache, dass sich die Vampire nur nach dem Blutkonsum nicht im Spiegel sehen können und sie von Kameras offensichtlich nicht erfasst werden, erscheint ohne plausible Erklärung insgesamt eher unglaubwürdig. Auch bei diesem Punkt kann „Wir sind die Nacht“ also inhaltlich nicht gänzlich überzeugen. Lediglich die Actionszenen und der gelungene Soundtrack können den Film da noch retten.
Fazit:
Ein deutscher Vampirfilm, der zwar mit temporeicher Action und einem treibenden Soundtrack mitreißen kann, aber auch Grund von groben Qualitätsschnitzern nur bedingt überzeugt.