Nach über dreißig Jahren Ehe scheint bei der Beziehung zwischen Kay und ihrem Ehemann Arnold so langsam die Luft raus zu sein. Der gesamte Alltag ist zur reinen Routine geworden, an den letzten Sex können sie sich kaum noch erinnern und nicht einmal das Bett wird noch geteilt. Man lebt praktisch nur noch aneinander vorbei und genießt die tägliche Ruhe – zumindest Arnold kann das genießen. Seine Frau Kay allerdings hat noch immer gewisse Bedürfnisse und ist längst mit der Situation nicht mehr glücklich. Als letzte Hoffnung sieht sie einen Paartherapeuten in Hope Springs, der ihr Liebesleben noch einmal so richtig auffrischen soll. Trotz erstem Widerstand macht sich auch Arnold mit ihr auf die Reise – doch eine so langweilige, fast zerstörte Ehe noch einmal zu beleben, wird ganz sicher kein Kinderspiel…
Kritik:
In einer Zeit, in der es die wenigsten Menschen überhaupt noch schaffen, ganze 30 Jahre verheiratet zu sein, wirkt es auf Außenstehende oftmals wie der Traum vom Glück, wenn ältere Menschen immer noch ihr Leben miteinander verbringen. Dennoch ist vieles oftmals nicht mehr so, wie einst in der Jugend und aus Leidenschaft ist öde Routine geworden, ohne echten Spaß am Leben. Für die einen sieht das zwar aus, wie die weisen Großeltern, die stets für ihre Familie da sind – doch für die Betroffenen selbst ist das nicht immer ein Vergnügen. Tommy Lee Jones und Meryl Streep zeigen uns, warum das so ist.
Störrisches Knautschgesicht
Nun, noch besser hätte man die Rollen wohl nicht besetzen können, insbesondere was den störrischen Ehemann betrifft: Tommy Lee Jones kann mit seinem liebevollen Knautschgesicht, das wir bereits aus „Men in Black“ nur allzu gut kennen, einfach schnell überzeugen und die Herzen der Zuschauer erobern. Für ihn ist schließlich auch die meckernde, missmutige und schlecht gelaunte Art nichts neues, erleben wir ihn hier ganz in seiner alten Manier, aber in einer wesentlich besser dazu passenden Rolle. Er ist störrisch, frustriert, hat absolut keine Lust mehr auf seine Frau und will einfach nur noch sein ruhiges Leben leben, ohne sich auch nur für Kleinigkeiten begeistern zu können. Eben ein perfekter Tommy Lee Jones, der uns nur allein mit seiner Mimik zum Schmunzeln bringen kann, selbst wenn die Szene eigentlich eher traurig ist. Das macht ihn einzigartig – und zu einem Erlebnis.
Liebe im Alter – kein Tabu-Thema
Thematisch zeigt sich „Wie beim ersten Mal“ sehr einfühlsam. Auf der Couch eines Therapeuten müssen die beiden ihre unangenehmsten und peinlichen Emotionen, Fantasien und Ängste preisgeben, während sie sich außerhalb der Sitzungen an Annäherungsversuchen ausprobieren, die nicht immer so ganz klappen sollen. Ganz wie beim ersten Mal eben – nur, dass die Protagonisten eben gar nicht mehr so jung sind. Da kommt auch eine gewisse Offenheit beim Thema Sexualität recht gut, die keinerlei Scheu davor hat, Liebe und Sex auch im Alter offen anzusprechen und die unfreiwillige Enthaltsamkeit zu etwas völlig normalem zu machen. Jenseits der ständigen „Sex sells“-Marketingmasche kommt das doch erfrischend gut und macht einen angenehm lockeren Eindruck, der den Streifen schnell zu einem „Good-Feel-Movie“ werden lässt. Und das, obwohl das Drama genügend Situationen bietet, eher traurige Emotionen beim Zuschauer zu erzeugen. Hat man gerade Liebeskummer oder fühlt sich einsam, so mag dieser Streifen sicher nicht immer dazu beitragen, die Laune zu steigern – doch immerhin beweist das nur einmal mehr, dass „Wie beim ersten Mal“ eben eine starke Wirkung beim Zuschauer hinterlässt und seine Emotionen gut vermitteln kann. Klasse.
Fazit:
Ein sensibles Thema, offen und einfühlsam behandelt und mit dem sympathischen Knautschgesicht Tommy Lee Jones herausragend besetzt.