Dörfer haben es bekanntlich schwer, zumal ein recht beschaulicher Ort mit nur wenigen Einwohnern, dringend auf den Tourismus angewiesen ist. In Hollerbach war das jedoch bisher kein Problem, gilt man schließlich als Skiparadies und konnte mit den tollsten Pisten und dem frischesten Neuschnee überzeugen. Doch in diesem Jahr mag es nicht so recht klappen, denn die Grenze für Schnee liegt ein paar Meter über ihnen. Nun gibt’s in dem ehemals florierenden Skiort nur noch grüne Wiesen und strahlenden Sonnenschein – ganz zum Nachteil für die örtlichen Geschäfte. Die einen schieben es einfach auf den Klimawandel und halten es mehr oder weniger für Zufall, die anderen wiederum sehen darin Beinahe unterlassene Hilfeleistung seitens Gottes. Ganz besonders die nervige und religionsfanatische Schwiegermutter von Georg, der alles daran setzen will, wieder Leben in den Ort zu bringen. Da ist es fast schon ein Segen, als diese ironischerweise von einem Kruzifix erschlagen wird und ums Leben kommt – Georg ist schließlich endlich erlöst und sieht die große Chance gekommen: Daisy soll heilig gesprochen werden, damit aus dem Skiparadies ein Wallfahrtsort wird. Dumm nur, dass zunächst ein Abgesandter des Vatikans von ihren heiligen Wundern überzeugt werden muss…
Kritik:
Einst sang eine Schlagersängerin namens Katja Ebstein „Wunder gibt es immer wieder“. Nun, in gewisser Weise mag das zustimmen – wenn Christian Ulmen sie macht. Für manch einen mag es sogar schon ein kleines Wunder sein, dass man ihm überhaupt schauspielerische Leistung unterstellt, zumal seine aktuelle Fernsehsendung „Who wants to fuck my girlfriend“ nicht gerade für seine Qualitäten spricht. Trotzdem mag dieser Streifen einen gewissen Unterhaltungswert bieten, womöglich wegen seiner ironischen Selbstreflexion.
Religion nervt
Witzig ist dabei in erster Linie die – auf den ersten Blick – ironische Auffassung von Religion. In Dörfern herrscht der christliche Glaube schließlich immer noch vor, es sei denn, man kommt ursprünglich aus Hamburg und versucht sein Glück als „Ungläubiger“ unter den Dorftrotteln. Christian Ulmen spielt dabei den Georg, der eben genau so einer ist: Nicht wirklich gläubig, aber dennoch gern seinen Nutzen aus der Religion ziehend. Ein wahrer Agnostiker eben, der eigentlich gar nicht so recht weiß, was er überhaupt glauben soll. Nur eines weiß er: Er ist genervt vom religiösen Fanatismus seiner Schwiegermutter. Und von der Religion im Allgemeinen. Als Mittel zum Zweck soll aber ausgerechnet die den Tourismus im Dorf wieder anstreben – und wo es keine Götter und keine Wunder gibt, da macht man sich eben einfach selber welche. Dass das angesichts eines teils schrägen, teils tollpatschigen Christian Ulmen schnell sehr spaßig werden kann, sollte klar sein, denn es trägt schon eine Menge zur Belustigung des Zuschauers bei, wenn Ulmen versucht, die vorgetäuschten Wunder zu inszenieren und ausgerechnet der notgeile Bruder eines Vatikanabgesandten die „Wunder“ der „Heiligen Daisy“ prüfen soll.
Wundermacher Ulmen
Im Prinzip baut „Wer’s glaubt, wird selig“ seinen ganzen Humor also auf der improvisiert wirkenden Selbsterschaffung der sogenannten Wunder auf. Da will man also Szenen inszenieren, die dem Prüfer des Vatikans glauben machen sollen, bei der kürzlich Verstorbenen handele es sich um eine Heilige. Natürlich mit allerlei Missgeschicke versehen, die den Film unterhaltsam vorantreiben. Das Dumme dabei: Die auf den ersten Blick vorhandene Religionskritik, die Ironie und der agnostische Charakter der Hauptfigur löst sich schon bald in unterschwelliger Kirchenpropaganda auf. Immerhin taucht der Papst schon bald auf und dient hier als „Vertreter der wahrhaftigen Wahrheit“, der keinerlei Zweifel am Glauben mehr zulassen mag. Typisch deutsch eben, könnte man sagen. Aber vor allem Atheisten, die hier sarkastische Religionskritik erwarten, werden schnell enttäuscht werden. Kann man sich aber mit Religion abfinden, so gibt’s spaßige Unterhaltung für den Heimcineasten, die dabei wohl speziell den „Durchschnitts-Agnostiker“ unter der Bevölkerung anspricht.
Fazit:
Ironische Religionskritik löst sich in unterschwelliger christlicher Propaganda auf – und lässt lediglich einen spaßigen, tollpatschigen Christian Ulmen in einer unterhaltsamen Rolle übrig.