Wednesday |
Land/Jahr: USA 2022 |
Genre: Fantasy |
Regie: Tim Burton Gandja Monteiro James Marshall |
Darsteller: Jenna Ortega Jamie McShane Hunter Doohan Percy H. White Emma Myers Christina Ricci Catherine Zeta-Jones |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 405 Minuten |
Kaufstart: Netflix: 23. November 2022 |
Label: Netflix |
Nachdem Wednesday Addams mit Piranhas einen Anschlag auf schwimmende Mitschüler verübt hat, wird sie von ihrer bisherigen Highschool verwiesen. Gegen ihren Willen schicken ihre Eltern sie auf die Nevermore Academy, ein Internet für schwierige Außenseiter, auf dem auch die Eltern sich einst kennenlernten. Neben ihrer ausgeprägten Abneigung gegenüber nahezu allen Mitschülern und ihrem eigenbrödlerichen Verhalten, stellt Wednesday jedoch schnell fest, dass an dieser Schule nicht alles mit rechten Dingen vor sich geht. Ein blutrünstiges Monster treibt sein Unwesen im Umfeld der Schule und ermordet die Bewohner des Ortes. Diese Mordserie aufzuklären entpuppt sich für Wednesday daher als wesentlich interessanter, als der eigentliche Schulbesuch…
Kritik:
Spätestens seit den 1960er Jahren, als die erste „The Addams Family“-Fernsehserie über die heimischen Bildschirme flimmerte, gehört die schwarzhumorige Familie zum absoluten Kult der Fernsehgeschichte. Besonders die misantrophisch veranlagte Tochter Wednesday hatte es dabei schon immer dem Publikum angetan. Erstaunlich, dass es weitere 60 Jahre dauern sollte, bis „Wednesday“ endlich ihre ganz eigene Serie bekommt – und die ist der neueste Hit beim Streaming-Anbieter Netflix.
Eine klassische Addams Family
Ganz in alter Tradition der Addams Family zeigt auch „Wednesday“ eine übliche amerikanische Familie von einer Seite, die dem Gegenteil der gesellschaftlichen Normen entspricht. Was die „Normalos“ als schön und angenehm empfinden, löst bei den Addams genauso wie bei Wednesday eher Entsetzen aus. Das Morbide, Makabre und vor allem Düstere hat es auch der jungen Addams-Tochter angetan, die selbst die blauen Schuluniformen verweigert, um ihr gewohntes Schwarz zu tragen. Sie solle schließlich nicht „farblich überfordert werden“, wie die Serie humoristisch anmerkt. Viele Jahre nach Beginn des Kultes um die Familie ist „Wednesday“ aber auch dieses Mal wieder eine herrlich erfrischende Satire auf das normale amerikanische Leben und begeistert wohl auch genau deshalb das Publikum in diesem Ausmaße.
Coolness dank Misantrophie
Dabei ist vor allem Hauptdarstellerin Jenna Ortega ein wahrer Glücksgriff, vermag sie es schließlich hervorragend, das misantrophische anti-soziale Goth-Mädchen zu spielen. Wenn sie mit ihren eisernen Blicken ihre Mitschüler in Panik versetzt oder trotz ihres stetig abweisenden Verhaltens eine eigenständige Coolness entwickelt, hat das schnell ein ähnliches Kultpotential, wie ein Bruce Willis, der einst zum ersten Mal John McClane spielte. So mancher Außenseiter oder Einzelgänger wird sich in die Figur der Wednesday auch hervorragend hineinversetzen können: Diese der Dunkelheit zugeneigte Schülerin ist nicht unfreiwillig oder aus Angst zur Außenseiterin geworden, sondern weil sie schlicht selbst keinerlei Interesse am Kontakt zu ihren Mitmenschen hat. Ein bisschen tatsächlich wie der typische Goth, der abseits des Mainstreams seine eigene Musik hört, seinen eigenen Kleidungsstil entwickelt hat und sich auch sein völlig eigenes Umfeld geschaffen hat.
Gothic für den Mainstream
Da ist es fast ein bisschen schade, dass „Wednesday“ die Gothic-Kultur zwar großzügig adaptiert, die Macher von eben jener aber erstaunlich wenig verstehen. Die gelungene schwarze Optik ihres Kleidungsstils wird zwar bei dem ein oder anderen Goth neidische Blicke hinterlassen, der Lebensstil allerdings wird nur oberflächlich eingefangen. Während in den sozialen Medien vor allem die „Wednesday“-Tanzszene zum viralen Hit mutierte, mag sich der echte Goth mitunter wundern, wer denn eigentlich wirklich so tanzen würde oder warum der „Rabentanz“ mit solch unangenehm hellen Kulissen ausgestattet ist. Da hätte „Wednesday“ sicherlich stärker in die Tiefen der Gothic-Szene eintauchen können – hätte dann aber womöglich den Pfad des Mainstreams zu sehr verlassen.
Ein Hauch von Sabrina
Dass sich Netflix inhaltlich ohnehin sehr am Mainstream orientiert, wird auch bei der Story dann schnell klar: Bei der Jagd nach dem vermeintlichen Monster von Jericho entpuppt sich „Wednesday“ nämlich als eine Art Mix aus „Chilling Adventures of Sabrina“ und „Harry Potter. Den originalen Comicvorlagen mag es zwar durchaus entsprechen, dass Wednesday hier mit Werwölfen, Hexen und anderen Fantasiegestalten in Berührung kommt – die Ähnlichkeit zu Sabrina ist spätestens beim Auftreten einer Geheimverbindung innerhalb der Schule kaum noch zu übersehen. Selbst Joy Sunday in der Rolle der Bianca Barclay hat eine so verblüffende optische Ähnlichkeit mit Tati Gabrielle, dass der vergleichbare Stil nur allzu offensichtlich wird. Der Mix aus klassischem Addams-Family-Stil und moderner Teenie-Fantasy dürfte aber wohl auch das Erfolgsrezept der Serie sein, das hier voll und ganz aufgeht.
Fazit:
Endlich bekommt die wohl interessanteste Kultfigur der „Addams Family“ ihre eigene Serie: Mit viel schwarzem Humor, starken Anlehnungen an die Gothic-Kultur und einer unterhaltsamen Portion satirischer Misantrophie macht Jenna Ortega in ihrer brillianten Rolle unglaublich Spaß. Für den restlichen Erfolg sorgt dann moderner Teenie-Fantasy, wie er schon bei der jüngsten „Sabrina“-Serie gelungen ist.
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