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    Verblendung

    Verblendung


    Land/Jahr:
    USA 2011
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    David Fincher
    Darsteller:
    Daniel Craig
    Rooney Mara
    Christopher Plummer
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    158 Minuten
    Kaufstart:
    24. Mai 2012
    Label:
    Sony Pictures


    Der Journalist Mikael Blomkvist steht seit einem unglücklich verlaufenen Gerichtsverfahren kurz vor dem Ruin, seine Karriere kann er beinahe an den Nagel hängen und der gute Ruf ist ohnehin längst abhanden gekommen. Dennoch lässt er sich nicht davon abhalten, sich einem neuen Fall zu widmen, denn ein in die Jahre gekommener Auftraggeber bittet ihn, einen Mordfall aufzuklären, der bereits mehr als vierzig Jahre zurück liegt. Kurzerhand reist er in den kalten hohen Norden und nutzt zugleich die Möglichkeit, ein wenig aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Unterdessen deckt die etwas andere Hackerin Lisbeth Salander die Hintergründe auf, die Blomkvist zu Fall gebracht haben, als sie im Auftrag desselben Auftraggebers den Journalisten überprüfen soll. Gemeinsam versuchen sie nun, dem dunklen Geheimnis um die Familie Vanger aufzuklären und kommen dabei einem grausamen antisemitischen Serienmord auf die Spur…

    Kritik:
    Die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson gilt seit einigen Jahren bereits als beliebteste Bestseller-Serie der Welt und auch die Originalfilme aus dem hohen Norden erfreuten sich bei eingefleischten Cineasten an hoher Beliebtheit. Das ist für Hollywood natürlich Grund genug, trotz des jungen Alters der Originale bereits ein Remake zu produzieren und mit hochkarätigen Stars zu besetzen. Neben „James Bond“-Darsteller Daniel Craig finden wir so auch Rooney Mara als neue Lisbeth Salander vor, die sich möglichst genau und bei ähnlicher Laufzeit an der ursprünglichen Story orientieren. Dennoch ist „Verblendung“ im Grunde ein eigenständiger Film mit seinem eigenen Stil geworden, der die Fans durchaus spalten könnte.

    Das geheimnisvolle Extra
    Ohne hier nun großartig spoilern zu wollen, kann man zumindest sagen, dass die Geschichte im Groben der ursprünglichen Story entspricht. Die Hintergründe für Mikaels Reise in den Norden sind ebenso geblieben, wie die Aufdeckung der Tat und das Zusammentreffen mit Lisbeth Salander. Dennoch soll es kleinere Abweichungen geben, denn „Verblendung“ scheut sich nicht, gewisse Details zu ändern. In Bezug auf die Geschehnisse in der Vergangenheit wurden Details hinzugefügt, welche die Story weniger mysteriös und deutlich vorhersehbar machen, andererseits wurden allerdings auch überflüssige Punkte entfernt, um dem Film seine zuvor gelegentlich vorhandenen Längen zu nehmen. Insgesamt kann das auf den Mainstream einen durchaus positiven Eindruck machen, denn Langeweile kommt dabei keine auf und die Laufzeit wirkt gefühlt einen Tick kürzer, da die Geschichte kompakter und schneller erzählt wird. Bei eingefleischte Stieg Larsson-Fans kann aber auch ein negativer Eindruck entstehen, denn das Entfernen einzelner, aber überflüssiger Aspekte können auch schnell vermisst werden.

    Den Trieben freien Lauf
    Bei der Inszenierung kann das Remake darüber hinaus recht positiv überraschen, denn „Verblendung“ wirkt nun ein wenig moderner und professioneller. Daniel Craig gelingt einmal mehr die professionelle Haltung eines Detektivs, wie er schließlich bereits in „James Bond“ einige Erfahrungen sammeln konnte und der leicht actionreichere Stil kommt beim Zuschauer gut an. Insgesamt wirken die Szenen also deutlich reißerischer, dadurch aber stellenweise auch atmosphärischer. Dank dem treibenden Soundtrack, der es wirklich in sich hat und das Original locker übertreffen kann, erhält das Remake eine so dichte Stimmung, wie wir es wohl nie für möglich gehalten hätten. Dafür verliert der Streifen hier und da aber auch etwas an Charme, denn das psychische Profil der Protagonisten kommt weniger glaubwürdig, dafür radikaler zur Geltung. Bei den Vergewaltigungsszenen zwischen Lisbeth und ihrem Vormund geht es daher gefühlt noch einen Tick heftiger und kränker zur Sache, auch wenn die Szenen inhaltlich identisch bleiben.

    Keine echte Lisbeth
    Einen etwas negativeren Eindruck haben wir allerdings bei der Präsentation der Charaktere, was durchaus an beiden Hauptdarstellern liegen mag. Trotz der hohen Professionalität von Daniel Craig macht dieser eben nach wie vor den Eindruck eines Actionstars und kann nicht den natürlichen Charme eines Michael Nyqvist erzeugen. Das realistischere, etwas pummeligere Aussehen mit deutlich stärkeren charakterlichen Gesichtszügen wirkte da einfach etwas lebensechter und passte noch mehr zum detektivischen Journalisten – auch wenn man hier durchaus anmerken muss, dass Daniel Craig ja schlecht sein Aussehen ändern kann. Darüber hinaus stellen wir einen solchen Verlust allerdings auch Rooney Mara als Lisbeth Salander fest, denn hier hat insbesondere der Maskenbildner sichtbar versagt. Wirkte Lisbeth im Original noch richtig cool und aggressiv, mit ihrem abgedrehten Aussehen auch irgendwie in ihre eigene Welt passend, so setzt man hier doch eher auf wenig cool wirkende Piercings und Ohrringe – das passt optisch einfach nicht so recht zu unserer geliebten Lisbeth. Immerhin: Männliche Zuschauer werden an Rooney Maras Nacktszenen sicherlich genügend Gefallen finden, doch das macht die restlichen Leistungen natürlich nicht wett. Ebenso schlechter: Der Vormund von Lisbeth, der einfach nicht mehr die Intensität und provokative Art so gut zur Geltung bringen kann. Hier setzt man klar auf Klischees, statt auf knallharte Realität. Nichts desto trotz hat „Verblendung“ auch im Remake recht positiv überraschen können und bietet dem Millenium-Fan solide und spannende Unterhaltung.

    Fazit:
    Das Remake zum schwedischen Erfolgs-Thriller überrascht mit einer äußerst dichten Stimmung, einer schnelleren Inszenierung und einer ebenso umfangreichen Story. Lediglich den Charakteren fehlt ein wenig der Charme des Originals.