Tribute von Panem 4 |
Land/Jahr: USA 2015 |
Genre: Fantasy |
Regie: Francis Lawrence |
Darsteller: Jennifer Lawrence Josh Hutcherson Liam Hemsworth Woody Harrelson Elizabeth Banks Julianne Moore Philip S. Hoffman Donald Sutherland Stanley Tucci |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 138 Minuten |
Kaufstart: 21. März 2016 |
Label: Studiocanal |
Seit dem Ende der Hungerspiele gilt Katniss Everdeen als das Gesicht und die Stimme der Widerstandsbewegung. Bereit seit einiger Zeit führt sie daher die Bevölkerung der jeweiligen Destrikte in den Kampf gegen das Kapitol. Doch kurz nachdem sie von ihrem einstigen Freund Peeta angegriffen wurde, weil dieser psychischer Folter ausgesetzt war, benötigt sie erst einmal eine dringende medizinische Behandlung. Erst einige Tage nach dem Zwischenfall ist sie überhaupt wieder einsatzfähig, um die Menschen erneut in die Schlacht zu führen. Doch nachdem ihre einstige Liebe derartig misshandelt wurde und psychisch konditioniert wurde, gegen Katniss zu kämpfen, verfolgt sie fortan eigene Pläne. Entgegen den Erwartungen ihrer Anführerin begibt sie sich auf eigene Faust an die Front und will inmitten des Kapitolbezirks den Präsidenten von Panem endgültig und eigenhändig zur Strecke bringen. Dumm nur, dass die Hungerspiele hier erneut beginnen, weil die amtierende Regierung den Bezirk längst mit zahlreichen tödlichen Fallen gestrickt hat. Gemeinsam mit ihrer Einheit versucht sie nun, ins Innere des Bezirks vorzudringen…
Kritik:
Nachdem man sich dazu entschlossen hat, die Story des letzten Buches auf Grund ihrer Länge in zwei Teile zu packen, dürfen sich Fans der Reihe nun endlich auf den finalen letzten Teil der Quadrologie freuen. Denn Katniss Everdeen kehrt ein letztes Mal in den Kampf zurück…
Nahtlose Fortsetzung
Inhaltlich setzt man die Geschichte, die zuvor mit einem Cliffhanger endete, auch gleich nahtlos fort und kommt schnell zur Sache. Das ist einerseits positiv, weil man so nur wenig Zeit verschwendet, hat allerdings den Nachteil das nach einem ganzen Jahr Pause womöglich die Erinnerungen erst einmal aufgefrischt werden müssen. Darauf verzichtet „Mockingjay 2“ allerdings und setzt Kenntnisse aus dem Vorgänger schlicht voraus. Wer die Möglichkeit hat, dem sei also durchaus zu empfehlen, sich den ersten „Mockingjay“-Teil noch einmal anzusehen, um leichter in die Geschichte wieder einsteigen zu können. Ist das Gedächtnis allerdings gut genug, kann man durchaus auch einen Direkteinstieg versuchen, denn hinsichtlich der Story bleibt der zweite Teil eben doch recht einfach. Man merkt eben zu jeder Zeit, dass wir es hier mit der Verfilmung von Jugendbüchern zu tun haben und nicht mit einem Erwachsenenthriller auf Orwellschem Niveau. Zugegeben: Schade ist das schon, wie man bald feststellen darf, denn auch dieser Teil kratzt eher an der Oberfläche, statt mit Tiefgang zu punkten.
Kein Orwell in Sicht
Hat man hier nämlich einen tiefgründigen Überwachungsthriller nach einer Vorlage im Sinne von Orwell erwartet, so wird man doch schnell enttäuscht. Obwohl die Ansätze dafür doch da waren und die Vorgeschichte im ersten Teil doch die perfekte Steilvorlage geboten hätte. Selbst die automatisch anspringenden Bildschirme und die nahezu flächendeckende Totalüberwachung passen da sogar recht gut rein. Dass sich Katniss Everdeen mit der Widerstandsbewegung außerdem gegen ein diktatorisches Unrechtsregime wendet, das mit Brot und Spielen das Volk bei Laune gehalten hat, wäre außerdem erst recht perfekt gewesen, um mehr zu tun, als nur an der Oberfläche zu kratzen. Aber nein, auch „Mockingjay 2“ möchte lediglich sanfte Popcorn-Unterhaltung bieten, statt auf die Dynamik eines Unrechtsstaates einzugehen. Von der unterdrückerischen Macht eines Regimes ist hier nämlich nichts mehr zu spüren, stattdessen gibt es Fantasy voller Logiklöcher.
Rückkehr der Spiele
„Mockingjay 2“ hat dabei nämlich das große Problem, dass es doch allmählich an Glaubwürdigkeit mangelt. Hat man der Reihe die Hungerspiele anfangs noch abgekauft, wirken sie hier doch einfach nur noch aufgesetzt und unpassend. Selbst im finalen Distrikt, wenn die Einheit von Everdeen zum Kapitol vordringen möchte, bekommt man anstelle eines realistischen Regimesturzes einmal mehr das übliche Programm geboten: Hungerspiele voller Fallen und CGI-Effekte. Fast in jeder Straße warten schließlich Fallen darauf, von der Einheit umgangen zu werden, damit sie nicht im Feuer verbrannt, in Öl ertrunken oder von Mutanten-Zombies ermordet werden. Und dabei setzt man auch noch so stark auf Computereffekte, dass selbst Monster, Wasser oder gar der Fußboden mitunter nicht mehr real und glaubwürdig aussehen. Schade, mit Handarbeit hat „Mockingjay 2“ jedenfalls nichts mehr am Hut. Achja, dann waren da ja noch die Logiklöcher.
Katniss, das Werbegesicht
Problematisch wird dabei nämlich inzwischen auch die Rolle von Katniss Everdeen selbst. Würde die Widerstandsbewegung hier mit brutaler Waffengewalt vorgehen, so wäre die Geschichte sicherlich noch glaubwürdig. Dass sie allerdings ausgerechnet mit einer kleinen Einheit ins Kapitol vordringen möchte, obwohl sie das bekannteste Gesicht des Landes sein dürfte, können wir ihr einfach nicht mehr abkaufen. Immerhin ist bereits von der ersten Szene an klar, dass sie sich kaum durch das Land bewegen kann, ohne dabei vom Regime bemerkt zu werden. Warum die Widerstandsbewegung außerdem mittlerweile über mehr Militär verfügt, als die eigene Regierung und dieses dann dennoch nicht nutzt, um kurzen Prozess mit dem Kapitol zu machen, konnte sich ebenfalls zu keiner Zeit erschließen. Oder etwa die Frage danach, wieso in einem Ernstfall, in dem die Regierung kurz vor dem Sturz steht, immer noch der Widerstandskampf zur „Brot & Spiele“-Show umfunktioniert werden soll, selbst wenn es einmal nicht zu Propaganda- und Manipulationszwecken dient. Ebenso lächerlich und voller Logiklöcher. Und eigentlich könnte man da sicherlich noch weitere aufzählen, aber an dieser Stelle wollen wir dann mal nicht zu viel spoilern. Nur so viel sei gesagt: Auch die „Tribute von Panem“ sind eine Filmreihe, bei der ausgerechnet der letzte Teil prompt zum schlechtesten Film der gesamten Reihe verkommt.
Fazit:
Mit der inzwischen vierten Runde der Hungerspiele bekommen die „Tribute von Panem“ allmählich ein Glaubwürdigkeitsproblem: Statt ernsthafter orwellscher Überwachungsgeschichte und spannender Revolutionsstory, verrennt sich der finale Teil allmählich in seinem Popcorn-Kino aus immer gleichen Spielen.