Tortuga |
Land/Jahr: D / GB / A 2008 |
Genre: Dokumentation |
Regie: Nick Stringer |
Darsteller: - |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 80 Minuten |
Kaufstart: 23. April 2010 |
Label: Polyband |
Am wunderschönen Strand von Florida geschieht jedes Jahr etwas ganz Besonderes: Tausende von kleinen süßen Meeresschildkröten schlüpfen aus ihren Eiern und begeben sich tapfer auf den Weg ins Wasser. Dumm nur, dass bereits hier die ersten Gefahren lauern und die Hälfte aller Schildkröten durch ihre natürlichen Feinde ums Leben kommen. Doch für jene Schildkröten, die diesen gefährlichen Weg meistern, steht von nun an eine lange Reise bevor: Sie folgt dem Golfstrom in Richtung Arktis. Gemeinsam mit einigen anderen Meeresschildkröten, unbekannten Gefährten und neuen Gegnern führt sie von nun an einen stetigen Überlebenskampf, der sie durch ihre gesamte Jugend führt und letztendlich in ihre Heimat zurückbringen soll. „Tortuga“ begleitet dabei eine dieser Schildkröten und präsentiert uns eine atemberaubende Reise durch die Unterwasserwelt.
Kritik:
Mit dieser Reise soll uns Emmy-Preisträger Nick Stringer in seinen ersten großen Kinofilm führen und unter Beweis stellen, zu welch spektakulären Aufnahmen er in der Lage ist. Völlig ohne menschliches Eingreifen seinerseits beobachtet er dabei die natürliche Verhaltensweise der Schildkröte und schafft es, das Tier sogar emotional als Identifikationsfigur einzubauen. Damit ist ihm etwas gelungen, das sogar mit einer ganz besonderen Erzählweise punkte kann.
Ein Thriller des Atlantik
„Tortuga“ ist nämlich nicht einfach nur eine gewöhnliche Dokumentation, die uns mit langweiligen Fakten quält, sondern viel mehr eine packende Geschichte über ein beeindruckendes Lebewesen. Stets aus der Sicht der Schildkröte und mit zahlreichen Nahaufnahmen gespickt, führt er uns dabei so emotional in die Geschehnisse ein, wie nur irgendwie möglich. Dank einer gelungenen weiblichen Sprecherin ist es ihm somit gelungen, den packenden Überlebenskampf, wie ein knallharter Actionthriller zu präsentieren. Aus sonst harmlos und natürlich wirkenden Kämpfen, wird so mitreißende Action, bei der der Zuschauer die Möglichkeit erhält, um das Überleben der Schildkröte mitzufiebern. Doch das soll natürlich nicht alles sein, denn selbst die natürliche Nahrungskette wird auf faszinierende Weise dargestellt, wenn uns vor Augen geführt wird, wie faszinierend Leben und Tod beieinander liegen und von den fremdartig wirkenden Lebewesen verschlungen werden.
The shiny abyss
Ganz ohne gehobenen Zeigefinger kann „Tortuga“ allerdings auch gewisse gesellschaftliche Kritikpunkte mit einbringen und ganz beiläufig das Massaker an Walen und Delfinen ansprechen, denen die Flossen abgeschnitten und anschließend ins Wasser zurückgeworfen werden, um dort ein riesiges Blutbad anzurichten. Dabei verzichtet die Doku sogar gezielt auf schockierende Bilder und lässt sich nie von der Schildkröte ablenken. Menschen, die ansonsten schlecht wegkommen, dürfen in einer Sekunde der Großzügigkeit und des Mitleids sogar in ein neutrales Licht gerückt werden. Das macht „Tortuga“ sehr angenehm anzusehen und zugleich auch frei von Moralvorstellungen. Umso besser mag es dann natürlich sein, dass Nick Stringer uns mit atemberaubenden Bildern umso mehr beeindrucken kann und uns dabei leuchtende Unterwasserlebewesen präsentiert, die sogar an den Science-Fiction-Streifen „The Abyss“ erinnern können. Für einen optischen Augenschmaus soll also zu jeder Zeit gesorgt sein und wir sind beinahe traurig, wenn der Film nach seiner vergleichsweise kurzen Laufzeit plötzlich wieder zu Ende ist. Das kann man wahrlich nicht von jeder Dokumentation behaupten.
Fazit:
Atemberaubende Dokumentation über die Reise einer Meeresschildkröte, die es jederzeit schafft, den Überlebenskampf eines wundervollen Tieres voller Spannung und Dramatik zu schildern. Damit beweist „Tortuga“, dass Dokumentationen weit mehr sein können, als eine Faktenaufzählung.