Das Torchwood-Team wurde längst aufgelöst, die meisten Mitglieder sind tot. Unterdessen versteckt sich Gwen Cooper mit ihrer Familie in einem Einfamilienhaus in Wales und möchte somit ihre Familie schützen. Dass damit schon bald Schluss sein wird, dürfte klar sein, als seltsame Ereignisse auf der Erde geschehen. Der zum Tode verurteilte Kindermörder Oswald Danes etwa überlebt seine Hinrichtung auf mysteriöse Weise. Obwohl die Tötung ordnungsgemäß erfolgte, lebt er ohne jegliche Erklärung einfach weiter und steht schon bald auf freiem Fuß. Doch dabei soll es nicht bleiben: Bald schon soll niemand auf dem Planeten mehr sterben. Selbst tödliche Verletzungen und das Zerfetzen des gesamten Körpers werden nicht den Tod des Opfers herbeiführen. Jeder Mensch auf dem Planeten lebt einfach weiter, als würde er gezwungen, sein Leben fortzusetzen. Dumm nur, dass die Menschen altern, das Leid ins Unermessliche steigt und auch Kinder weiterhin geboren werden. Die Weltbevölkerung wird steigen, die Nahrung irgendwann knapp werden und der Notstand auf direktem Wege in eine globale Diktatur führen. Gemeinsam mit dem ehemaligen Torchwood-Anführer Captain Jack Harkness versucht Gwen der Ursache auf den Grund zu gehen – und sie unter allen Umständen umzukehren…
Kritik:
Über die vierte Staffel der beliebten britischen Serie „Torchwood“ scheiden sich die Geister. Nahezu das gesamte ursprüngliche Team wurde bereits ausgelöscht, zahlreiche neue amerikanische Schauspieler wurden als weitere Rollen in die Serie eingefügt. Erstmals entschloss man sich dazu, die Serie nicht mehr ausschließlich auf britischem Boden bei der BBC zu drehen, sondern kooperierte mit dem amerikanischen Kabelsender Starz. Die Folge sind natürlich mehr Action, mehr Anlehnung an US-Actionproduktionen – aber auch erstaunlich viele Parallelen zu „Doctor Who“.
Raketen gegen den Feind
Bereits in den ersten Folgen ist dabei offensichtlich, dass sich „Miracle Day“ stilistisch ein wenig verändert hat. Die Action ist vor allem in den ersten Episoden deutlich angestiegen, wenn das Haus von Gwen Cooper plötzlich aus einem Helikopter heraus beschossen wird und sie sich anschließend gemeinsam mit ihrer Familie und Jack auf die waghalsige Flucht quer über den Strand wagt. Temporeiche und brenzlige Situationen folgen aufeinander und insgesamt kann man den Stil schon als etwas überdrehter, aber auch lockerer bezeichnen. Mit Maulwürfen, Spionage und dem üblichen technischen Schnickschnack, den wir vor allem in US-amerikanischen Serien gewohnt sind, erinnert man sich zunächst vor allem an Krimiserien wie „CSI“. Doch auf den zweiten Hingucker unterscheidet sich doch so einiges. Immerhin bleibt man seinem Aufbau treu und liefert nach „Kinder der Erde“ erneut eine gänzlich inhaltlich zusammenhängende Staffel, dessen Folgen wir unbedingt nacheinander in der korrekten Reihenfolge sehen sollten.
Neue Begleiter
Fans der ursprünglichen britischen Serie tun sich oftmals etwas schwer mit dem amerikanischen Stil der Serie. Durch das Fehlen der richtigen Torchwood-Crew fehlt natürlich einiges an Humor, Wortwitz und Sarkasmus – denn all das waren Eigenschaften, die einst Burn Gorman, Naoko Mori und Gareth David-Lloyd an den Tag legten. Den typisch britischen Humor kann allerdings nun lediglich John Barrowman als Jack Harkness an den Tag legen. Immerhin zeigt sich Eve Myles als Gwen Cooper nun einen deutlichen Tick ernster, selbstbewusster und gewaltbereiter. Durchaus glaubwürdig, schließlich muss sie als liebende Mutter auch ihre Kinder beschützen. Die beiden neuen CIA-Agenten Rex Matheson und Esther Drummond liefern durch ihre recht große Rolle und der Zusammenarbeit mit Torchwood ebenso eine tolle Rolle ab. Besonders Kai Owen als Gwens Ehemann Rhys dürfte sich aber schauspielerisch und charakterlich am besten entwickelt haben, hat er sich von seiner ursprünglichen Rolle als trotteligen Ehemann verabschiedet und endlich ein bisschen mehr „Eier in der Hose“.
Erinnerungen an den Doctor
Obwohl es sich allerdings um eine US-amerikanische Co-Produktion handelt, sind allerdings umso häufigere Anspielungen an die Mutterserie „Doctor Who“ sehr überraschend. Hat man „Torchwood“ bisher eher als reines Spin-Off betrachtet und den Doctor vollkommen außer Acht gelassen, so gibt es durch angelehnte Dialoge, diverse Erinnerungen und anspielende Verhaltensweisen nun ein paar Mal öfter gelegentliche Details, die den eingefleischten Whovian ein bisschen zum Schmunzeln bringen. Das ist angesichts des neuen Stils durchaus nett, wenn man hier ganz offensichtlich an die Oldschool Fans denkt. Ebenso überrascht es da auch, dass der Charakter von Jack Harkness praktisch gar nicht umgeschrieben wurde. Noch immer baggert er als Bi-Mann alles und jeden an, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist – und explizite Sexszenen zwischen zwei Männern mögen zwar im rein englischen Original nicht überraschen, sind aber für prüde amerikanische Verhältnisse durchaus bemerkenswert. Letztendlich dürfte das aber vor allem die Fans von John Barrowman freuen, die ihn auf genau diese Art und Weise lieben gelernt haben.
Die ethischen Säuberungen
Nichts desto trotz wird die vierte Staffel der Science-Fiction-Serie aber speziell durch ihre zusammenhängende Story sehr interessant. Immerhin beschäftigt man sich mit der Unsterblichkeit der gesamten Weltbevölkerung und den damit einhergehenden Folgen für die Gesellschaft. Denn wenn die Nahrung knapp wird, der globale Notstand ausgerufen wird und so mancher Mensch eigentlich längst hätte tot sein müssen – dann sind die Menschen zu allem fähig, auch zu echten Gräueltaten. Man setzt sich dabei mit äußerst schwierig zu beantwortenden ethischen Fragen auseinander, steckt Menschen in Kategorien und entsorgt die unerwünschten in brennenden Öfen, in denen sie bei lebendigem Leib verbrannt werden. Nur damit die restliche Weltbevölkerung in Frieden und mit ausreichend Nahrungsmitteln überleben kann. „Miracle Day“ könnte aus dieser Hinsicht eine der bisher beklemmendsten „Torchwood“-Staffeln sein und hat reichlich schockierende Szenen zu bieten. Fans sollten also ihre Vorurteile einmal beiseite schieben und der vierten Staffel durchaus ihre berechtigte Chance geben.
Fazit:
Obwohl ein Großteil des „Torchwood“-Teams bereits ausgelöscht wurde und ein amerikanischer Fernsehsender die Co-Produktion übernommen hat, kann sich „Miracle Day“ auf Grund seiner schwierigen ethischen Fragen, der packenden Story und einem herausragenden John Barrowman noch immer sehr gut sehen lassen.