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    Tom Sawyer

    Tom Sawyer


    Land/Jahr:
    D 2011
    Genre:
    Abenteuer
    Regie:
    Hermine Huntgeburth
    Darsteller:
    Louis Hofmann
    Leon Seidel
    Heike Makatsch
    Benno Fürmann
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    109 Minuten
    Kaufstart:
    27. April 2012
    Label:
    Majestic


    In einer Zeit, in der das Leben noch ohne digitale Technik ablief und die Kinder wie besessen für den strengen Religionsunterricht lernen mussten, gab es nur die freie Natur, um sich in der Freizeit zu beschäftigen. Kein Wunder also, dass Tom Sawyer nur allerlei Streiche im Kopf hat und gemeinsam mit seinem besten Freund Huck Finn die Wälder unsicher macht. Seit langem träumen sie schon davon, echte Piraten zu werden und mit ihrem Floß den Fluss zu überqueren. Dumm nur, dass sie eines Nachts den Indianer Joe dabei beobachten, wie er den örtlichen Doktor kaltblütig ermordet. Mit diesem Wissen, haben sie fortan keine Ruhe mehr und schweben in größter Gefahr. Doch werden die beiden abenteuerlustigen Freunde noch verhindern können, dass Joe einem unschuldigen betrunkenen Mann die Tat in die Schuhe schiebt?

    Kritik:
    Die meisten älteren Menschen sehnen sich nach diesen vergangenen Zeiten zurück, in denen der Lehrer in der Schule zwar noch mit dem Stock schlagen durfte, aber die aufregenden Nachmittage voller Abenteuer und Streiche in der freien Wildbahn verbracht wurden. Tom Sawyer wächst glücklicherweise in genau dieser Zeit auf und darf sich mit selbst gebauten Unterkünften, Flößen und dem Abenteuer seines Lebens vergnügen. Da ist also Spaß für Groß und Klein garantiert.

    Werde ein echter Pirat!
    „Tom Sawyer“ schafft es tatsächlich, mit seinen tollen Abenteuern noch mal richtige Kindheitsfantasien zu wecken. Schließlich hatten die meisten damals große Träume davon, die Welt zu erkunden, ein wahrer Held zu werden, oder einfach eine richtige Piratenkarriere anzustreben. Gemeinsam mit seinem besten Freund Huck Finn will er schließlich am liebsten so weit wie möglich weg von zuhause und ein richtiges freies und aufregendes Leben erleben. Doch auch in kleinem Umkreis zwischen Familie und Nachbarn kann er stets etwas erleben, denn die Streiche mit den Anwohnern und der viele Blödsinn in der christlich indoktrinierenden Schule vertreiben schnell die Langeweile. Da kommt in jedem Zuschauer schon bald die große Sehnsucht auf – am liebsten würden wir doch selbst auf das kleine niedliche Floß steigen, nachts auf dem Friedhof herumlungern, oder einfach Abenteuer in der Wildnis erleben.

    Freidenker seit der ersten Stunde
    Damit der Streifen allerdings auch so unterhaltsam werden konnte, setzt „Tom Sawyer“ auf besonders unterhaltsame Charakterzeichnungen. Die Hauptfigur Tom Sawyer ist dabei wohl der frechste, aber auch aufgeweckteste Junge, den wir uns nur vorstellen können. Völlig ohne Furcht und Scham legt er sich mit jedem an, der ihnen über den Weg läuft – und geht dabei sogar sehr trickreich vor. So gaukelt er seinen Freunden doch glatt vor, einen Zaun anzustreichen, würde Spaß machen und lässt sich doch glatt dafür bezahlen, dass andere seine Arbeit übernehmen dürfen. Ebenso intelligent gelingt es ihm, absolut jede eingetrichterte Meinung grundlegend zu hinterfragen. Trotz strenger christlicher Erziehung und Züchtigung in der Schule ist er ein Freidenker seit der ersten Stunde und hat es als Individualist überhaupt nicht so mit Regeln, Religion und Gottesfürchtigkeit. Da setzt „Tom Sawyer“ sogar glatt noch einen oben drauf und provoziert mit der Bibelverbrennung und so mancher Veralberung des Religionsunterrichts. Gepaart mit dieser primitiven Zeitepoche und dem bunten Look des Films, kann das sehr unterhaltsam werden – und Tom Sawyer wird damit zu einer richtigen Identifikationsfigur.

    Bunter Detailreichtum
    Ansonsten macht Regisseurin Hermine Huntgeburth außerdem fast alles richtig und zaubert ein fröhliches, buntes, aber auch dramatisches Meisterwerk. Bei den Kulissen achtet sie dabei auf jede Kleinigkeit und präsentiert uns wundervolle grüne Waldlandschaften, authentische Kostüme und gelungene Charaktere – angefangen von den Hauptfiguren, über den betrunkenen Muff, bis hin zum rothäutigen Indianer Joe. So kommt auch eine gewisse Atmosphäre auf, wenn Indianer Joe sich auf die Jagd nach den kleinen Kindern macht. Denn dank einem schrecklichen Geheimnis kommt sogar turbulente Action auf, wenn der Indianer zu einem ernstzunehmenden Feind erklärt wird. Natürlich bleibt das zwar alles kindgerecht inszeniert, doch die Spannung soll dabei nicht zu kurz kommen. Interessanter Ansatz nebenbei: Der Mord am Doktor wird auf den ersten Blick sogar erstaunlicherweise rechtfertigt, denn als Opfer des Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit mag das Motiv des mordenden Indianers gar nicht so negativ sein. Ein weiterer Punkt, bei dem „Tom Sawyer“ wohl jedes Kind animiert, die Handlungen zu hinterfragen. Einziger Kritikpunkt bleibt da natürlich, dass auch dieser Streifen genauestens darauf achtet, „pädagogisch wertvoll“ zu sein – typisch deutsch eben. Und das äußert sich überwiegend in den „abendländischen“ Moralvorstellungen von Tante Polly, gespielt von Heike Makatsch. Dennoch: „Tom Sawyer“ ist für jede aufgeklärte Familie, die ihre Kids zu Individualisten und Freidenkern erziehen will, bestens geeignet ist – und natürlich auch für alle anderen sehr unterhaltsam.

    Fazit:
    Temporeiches, spannendes und witziges Familienabenteuer um einen intelligenten Freidenker, Individualisten und jungen abenteuerlustigen Streichespieler. „Tom Sawyer“ ist damit die wohl beste Kinderbuch-Adaption um den allseits bekannten Huckleberry Finn.