The Wolf’s Call |
Land/Jahr: F 2019 |
Genre: Thriller |
Regie: Antonin Baudry |
Darsteller: Omar Sy Francois Civil Paula Beer Mathieu Kassovitz Reda Kateb |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 116 Minuten |
Kaufstart: 7. November 2019 |
Label: Concorde |
Der französische Marine-Offizier Chanteralde ist mit einem besonders guten Gehör ausgestattet und gilt daher als einer der besten Sonar-Akustiker, die jemals auf einem U-Boot gedient haben. Bei seinem jüngsten Einsatz unter Kommandant Grandchamp kann er jedoch seinen Ohren kaum trauen: Er kommt schließlich zu der Überzeugung, ein längst verschrottet geglaubtes russisches U-Boot gehört zu haben, das zu einem Atomschlag in der Lage ist – doch niemand will ihm Glauben schenken. Wegen seiner Besessenheit vom Dienst suspendiert, ändert sich die politische Lage innerhalb Europas allerdings schon bald dramatisch und Chanteralde könnte der Einzige sein, der einen verheerenden Konflikt noch verhindern kann…
Kritik:
U-Boote scheinen praktisch der Inbegriff der Spannung zu sein. Das wissen Fans des Genres wohl spätestens seit dem grandiosen „Jagd auf Roter Oktober“. Im Verborgenen lauschen und nur mit einem Sonar bewaffnet, ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Feind beginnen – dabei haben schon so manche Actionfans mitgefiebert. Im Gegensatz zu den meisten Hollywoodstreifen möchte „The Wolf’s Call“ allerdings keine amerikanische Miliärshow sein, sondern seine Handlung lieber aus der ungewöhnlichen französischen Sicht zeigen.
Hilfe, die Russen kommen
Das hat auf den ersten Blick natürlich einen erfrischenden Vorteil: Actionfans müssen hier nicht befürchten, mit typischem amerikanischen Patriotismus belagert zu werden. Und dass es eine vergleichbare Verliebtheit in das eigene Militär so innerhalb Europas gar nicht gibt, dürfte kein Geheimnis sein. Dazu gesellt sich dann auch ein neuer Look: Die Uniformen der französischen Marine sehen dann doch anders aus, als die schicken Anzüge der US Navy. Bleibt da nur ein Problem: In Zeiten des europäischen Friedens muss man einen möglichen Konflikt Frankreichs schon ziemlich an den Haaren herbeiziehen. Ein potentieller russischer Atomschlag speziell gegen Frankreich, mit dem sonst niemand in Europa irgendetwas zu tun hat und bei dem die NATO nicht einmal erwähnt wird? Das wirkt auf den ersten Blick schon ein wenig unrealistisch. Bei allen Antipathien gegen übertriebenen US-Patriotismus in amerikanischen Kriegsfilmen, hat die Darstellung internationaler Miliärkonflikte dort immerhin einen Realismusbonus.
Der große Lauschangriff
Schaut man über die überaus abwegige Story einmal hinweg und lässt sich, da es sich ja immerhin um Fiktion handelt, darauf ein, könnte man mit „The Wolf’s Call“ aber trotzdem einen unterhaltsamen und dramaturgisch gut funktionierenden U-Boot-Thriller geboten bekommen. Das liegt daran, dass der Streifen beim Spannungsaufbau und seiner handwerklichen Inszenierung einiges richtig macht. Hier werden die zugrundeliegenden Spannungselemente nämlich auf die Spitze getrieben: Das Versteckspiel im Verborgenen und die Ortung des Feindes mittels eines akustischen Sonars ist hier nicht nur taktisches Mittel, sondern wichtigster Kern der Handlung. Denn anders als üblich wird die Geschichte nicht aus der Perspektive eines Kapitäns erzählt, sondern voll und ganz aus der Sichtweise eben jenes Mannes, der sich ganz auf seinen Kopfhörer konzentriert, um feindliche U-Boote ausfindig zu machen. Das macht „The Wolf’s Call“ auch zu einem akustisch interessanten Thriller, denn die Geräuschkulisse spielt eine erstaunlich große Rolle.
Identifikationsfigur auch abseits der U-Boot-Action
Hauptdarsteller François Civil spielt seine Rolle als junger, aufsteigender Sonar-Akustiker mit ausgesprochen großen Talenten hierbei stets glaubwürdig. Ihm gelingt es bei der Darstellung seiner Figur einen gekonnten Mix aus Natürlichkeit und militärischer Einsatzfähigkeit auszustrahlen. Stärke und Charme vereinen sich so gekonnt, dass Civil von der ersten Minute an eine Identifikationsfigur abliefert. Und das ist auch nötig, denn „The Wolf’s Call“ zögert nicht lange, voll zur Sache zu kommen. Bereits in den ersten Szenen befinden wir uns schließlich auf einem U-Boot und dürften der Hauptfigur bei ihrer Arbeit zusehen und zuhören. Damit ist der U-Boot-Thriller zugleich auch der perfekte Streifen für all jene, die ohne Umschweife gern schnell zur Sache kommen. Auf der anderen Seite ist das Funktionieren als Identifikationsfigur allerdings auch überaus wichtig, wenn „The Wolf’s Call“ den ungewöhnlichen Weg geht, Civil lieber bei seinen Recherchen zu zeigen, als stets bei der eigentlichen U-Boot-Action zu bleiben. Gut also, dass die kleinen Nebengeschichten hier durchaus funktionieren.
Fazit:
Trotz einer etwas an den Haaren herbeigezogenen Story bietet „The Wolf’s Call“ spannende U-Boot-Action aus ungewöhnlicher französischer Perspektive und dürfte Genrefans daher unterhaltsame Stunden bescheren.