Die norwegischen Wissenschaftler einer antarktischen Forschungsstation können ihren Augen nicht so recht trauen, als sie etwas Unglaubliches entdecken: Inmitten des tiefen Eis finden sie tatsächlich das Raumschiff einer außerirdischen Lebensform. Doch als wäre das nicht bereits spektakulär genug, wurde auch noch der vermeintliche Kadaver eines Aliens im Eis eingefroren und die Paläontologin Kate soll diesen nun aus dem Eis befreien und untersuchen – damit könnten die Wissenschaftler die wohl größte und wichtigste Entdeckung der Menschheit gemacht haben. Dumm nur, dass sie noch nicht ahnen, dass das außerirdische Lebewesen nach dem Auftauen plötzlich wieder lebendig umher wandelt und dabei auf einen blutrünstigen Feldzug gegen die Menschen geht. Doch das ist längst nicht das Schlimmste, mit dem sie es zu tun bekommen…
Kritik:
Meisterregisseur John Carpenter hat vor genau dreißig Jahren einen Science-Fiction-Horrorfilm geschaffen, der wohl in die Geschichte eingegangen ist. Mit „Das Ding aus einer anderen Welt“ beschäftigte er sich bereits damals mit regenerativen außerirdischen Zellen, die in der Lage waren, menschliche Körper als Wirt zu reproduzieren und sich virusartig zu verbreiten. Nun, unter gänzlich neuer Führung und Regie erleben wir mit „The Thing“ die spektakuläre Vorgeschichte, die auch mit zeitgerechten Effekten daher kommt.
Alien – Das Virus
Natürlich könnten wir nicht wirklich von einer großen Storyinnovation sprechen, hat John Carpenter schließlich seinerzeit die grandiose Vorlage für diesen Film geliefert. Was damals noch völlig neuartig, hochkreativ und hervorragend durchdacht war, ist heute nur noch eine Vorgeschichte zu einer bereits seit dreißig Jahre existenten Vorgeschichte. Dennoch handelt es sich um eine geniale Geschichte, die auch heute noch sehr faszinierend auf den Zuschauer wirkt. Erst ist es das unbekannte Böse, dessen Formen der Bedrohung eine unglaubliche Atmosphäre auslösen, dann realisiert der Zuschauer die erschreckenden Auswirkungen der Fortpflanzungs- und Verbreitungsart der außerirdischen Lebensformen. Denn erst einmal entdeckt, dass das Alien in der Lage ist, sich zu reproduzieren, Menschen als Wirt zu verwenden und sich virusartig zu verbreiten, könnte die Verbreitung wie eine Krankheit zur Epidemie auf dem Planeten werden und diesen gar gänzlich auslöschen – doch zunächst soll es beim blutigen Schrecken in einer weit entfernten Forschungsstation bleiben.
Doom lässt grüßen
Einen deutlichen Unterschied zum Original ist da natürlich schnell zu erkennen: Trotz der originalgetreuen Umsetzung, die immer noch eine gewisse Ähnlichkeit mit den damaligen Kreaturen hat, ist der Schock- und Horroreffekt umso größer ausgefallen. Das Design der vermutlich computeranimierten Aliens ist dabei so eklig und angsteinflößend, dass die Effekte wie eine Wucht einschlagen. Optisch erinnert das sogar manchmal verblüffend an das Computerspiel „Doom 3“, denn die spinnenartigen Kreaturen mit menschlichen Köpfen kommen uns da doch noch sehr bekannt vor. Die Dunkelheit wirkt da zwar nicht ganz so erschreckend, doch an Action und Spannung mangelt es „The Thing“ trotzdem nicht. So wird das Erlebnis für die Protagonisten schnell zu einem Kampf um Leben und Tod.
Misstraue deinem Freund
Im Mittelpunkt der Geschichte steht allerdings nicht einmal nur der Kampf gegen die unbekannten Kreaturen, sondern auch der Konflikt zwischen den eigenen Kollegen und Freunden. Durch die Reproduzierbarkeit der Alienkreatur kann so niemand mehr sicher sein, ob die eigenen Kameraden immer noch menschlich sind, oder sich jeden Moment in einen Außerirdischen verwandeln. Damit kommt ein große Misstrauen und eine Angstatmosphäre auf, die in Paranoia und Panikattacken endet – ganz so, wie 1982 im Original von Carpenter. Fans wissen also sicherlich worauf sie sich einlassen, auch wenn wir den „nostalgischen“ Charme da hin und wieder vermissen.
Offene Fragen
Schade ist da trotz der guten Qualitäten nur, dass wir gelegentlich die Glaubwürdigkeit des Filmes in Frage stellen müssen. So erschließt sich nicht grundsätzlich, auf welche Weise sich der vermeintliche „Alienvirus“ tatsächlich verbreitet, wie die Opfer als Wirt ausgewählt werden und warum die Anführerin offensichtlich zu keiner Zeit auch nur in der Gefahr schwebt, ebenfalls „infiziert“ zu werden. Da mag es zwar unterhaltsam und spannend sein, wie eine einfache Paläontologin zur mutigen Anführerin aufsteigt, doch fragwürdig mögen ihre Charakterzeichnungen da dennoch erscheinen. Zudem stellt sich dann doch die Frage, wofür ein einzelnes Alien, welches lediglich auf seine primitivsten Instinkte beschränkt ist, ein solch riesiges Raumschiff voller hochentwickelter Technik benötigt – und vor allem, wie ein Lebewesen, das derart unintelligent dargestellt wird, ein solches Schiff überhaupt produzieren konnte. Doch das fällt vermutlich nur dem eingefleischten Science-Fiction-Fan auf, während sich der Mainstream wohl einfach auf den hohen Unterhaltungswert des Filmes einlässt. Denn genau genommen handelt es sich bei „The Thing“ eben um gelungenes Popcorn-Kino mit Effektspektakel, reichlich Action und einer mitreißenden Inszenierung – empfehlenswertes massentaugliches Hollywoodkino.
Fazit:
Das Prequel zu John Carpenters Meisterwerk aus den 80er Jahren verpasst der spannenden und mitreißenden Science-Fiction-Horrorstory eine moderne, actionreiche und zeitgerechte Inszenierung mit spektakulären Effekten.