Ein kleines Kaff im Sommer 1969: Vor einigen Jahren wurde der Sherriff des Ortes auf kaltblütige Art und Weise ermordet und tot aufgefunden. Der vermeintliche Psychopath Hillary Van Wetter wurde dafür einst hinter Gittern gebracht und darf dort noch heute ausharren, obwohl die Beweislage nicht immer eindeutig war. Das ist für Reporter Ward Jansen ein Grund genug, in seine alte Heimatstadt zurückzukehren. Für eine Zeitungsstory will er der Sache endgültig auf den Grund gehen und glaubt an die Unschuld des Mannes. Gemeinsam mit seinem Bruder Jack und seinem schwarzen Schreibassistenten, wärmt er den Fall neu auf und betrachtet die Beweise unter einem neuen Licht. Noch dazu ist die hübsche Verlobte des Häftlings, Charlotte Bless davon überzeugt, eindeutige Beweise für seine Unschuld zu haben – doch die scheinen bis auf weiteres aus ausschließlich optischen Reizen zu bestehen. Eine echte Verführung für den Reporter und seine Familie. Dumm nur, dass noch längst nicht klar ist, wie schuldig oder unschuldig der Mörder tatsächlich ist…
Kritik:
Kriminalfälle, die in den 60er Jahren spielen, sind schon seit langem recht beliebt. Ein Staraufgebot rund um Matthew McConaughey, Nicole Kidman und Zac Efron spricht zudem für die Qualität eines Films. Doch „The Paperboy“ mag keine ganz so klassischen Wege einschlagen – innovativ, aber nicht immer zum Vorteil.
Das Flittchen von nebenan
Dass Regisseur Lee Daniels seinen Streifen recht unkonventionell inszeniert hat, merkt man bereits in den ersten Szenen. Fast immer hören wir die Stimme der farbigen Haushälterin aus dem Off, die die Story des Films aus ihrer Sicht kommentiert, selbst wenn sie die eigentlichen Momente eigentlich gar nicht miterleben kann. Sie hat als neutrale, außenstehende Person eine besondere Perspektive, dient aber letztendlich nur dafür, die Dramatik durch vermeintliche Rassismus-Einlagen aufzubauen. Im Mittelpunkt steht allerdings – nicht weniger unkonventionell – eine ganz andere Figur: Nicole Kidman. Sie spielt hier aber keineswegs die Frau mit Stil, die wir von ihr gewohnt sind, sondern stattdessen ein dauergeiles, heruntergekommenes Flittchen, das mit so ziemlich jedem in die Kiste springt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Skurrile Szenen kommen da schnell auf, denn ein Gefängnisbesuch besteht dabei zunächst ausschließlich aus gegenseitiger sexueller Erregung, ganz ohne echten Körperkontakt und ein etwas aufgesetzter Quallenangriff am Strand, dient ganz plötzlich dazu, den sogenannten Natursekt-Fetisch auszuleben und den Zuschauer damit zu schocken. Der allerdings dürfte auf diese merkwürdig anmutenden Szenen eher mit Stirnrunzeln reagieren, denn ein echter Erotikfilm mag „The Paperboy“ dann eben doch nicht sein. Viel zu zahm dafür die Inszenierung.
Sex sells – auch im Alter?
Das Problem bei der Rolle von Kidman ist: Sie soll eine optisch reizvolle Frau spielen, welche die Männer mit ihrem Aussehen erregen soll. Noch dazu steht sie eben so sehr im Mittelpunkt, dass die erste Hälfte des Films sich voll auf sie konzentriert. Leider hat man dabei allerdings vergessen, dass Nicole Kidman längst zwei Jahrzehnte älter geworden ist, seitdem sie ihre sexiesten Zeiten hinter sich hatte. Noch dazu, dass ihre Rolle insgesamt befremdlich wirkt, auch wenn sie zumindest dem jungen, leicht pubertären Zac Efron zu einem ganz interessanten Charakter verhilft. Der als Fahrer fungierende Bruder und Handlanger der Reporter hat schließlich doch nur eines im Kopf: Die hübsche Blondie flach legen. Das allein reicht dann aber noch nicht für einen guten Film, denn so ganz warm wird man mit diesem Streifen dann doch nicht, denn Natürlichkeit strahlt keine der Figuren so recht aus.
Krimi mit 60er Jahre Flair
Seine Stärken zeigt „The Paperboy“ dann eher an anderer Stelle. Spätestens dann, wenn die eigentliche Journalismus- und Krimigeschichte so richtig ausgefahren wird. Das geschieht dann etwa in der zweiten Hälfte des Films, wenn man sich mit den Fakten des Mordes und den Erzählungen des Mörders so richtig beschäftigt. Da kommen auch die Charaktere voll auf ihre Kosten, denn zwischen den Brüdern entwickelt sich zunehmend ein Konflikt, zumal der jüngere Jack nicht gerade mit dem schwarzen Schreiberling zurecht kommt, obwohl dies keineswegs rassistische Hintergründe hat. Dramatik zwischen den Figuren ist also gegeben, sodass der Film trotz den Schwächen eben nicht langweilig wird. Vorhersehbar kann man den Film wegen seiner inszenatorischen Innovation auch nicht gerade nennen und die 60er Jahre Kulissen können sich sehen lassen – die beschränken sich nämlich nicht nur auf Kleidung und Räumlichkeiten, sondern sind auch bei Außenszenen in der Öffentlichkeit gut zu erkennen. „The Paperboy“ macht also nicht alles falsch, denn Charaktere, Kulissen und eine unkonventionelle Handlung können punkten. Bei der Umsetzung hapert es aber leider.
Fazit:
Stellenweise etwas merkwürdig und skurril anmutender Thriller mit einer wahrlich unkonventionellen Inszenierung und einer ungewöhnlich heruntergekommenen Rolle für Nicole Kidman. Insgesamt ziemlich versaut, konzentriert sich „The Paperboy“ jedoch deutlich zu wenig auf die Kernhandlung und kann den Zuschauer so kaum mitreißen.