The Midnight Meat Train |
Land/Jahr: USA 2008 |
Genre: Horror |
Regie: Ryūhei Kitamura |
Darsteller: Bradley Cooper Leslie Bibb Vinnie Jones Ted Raimi |
FSK: ungeprüft |
Dauer: 103 Minuten |
Kaufstart: Österreich: 31. August 2012 |
Label: NSM Records |
Der bisher eher erfolgreiche Kunstfotograf Leon verbringt seine Freizeit überwiegend damit, den Alltag auf der Straße zu fotografieren und möglichst realitätsgenau und einfühlsam das örtliche Geschehen mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen einzufangen. Doch für den großen Durchbruch hat es bisher nicht gereicht, obwohl er mit namhaften Künstlern in Kontakt steht und womöglich durchaus die finanziellen Möglichkeiten hätte. Da wird ihm klar: Bessere Fotos müssen her, welche die Emotionen und Ausnahmesituationen der Menschen noch intensiver einfangen. So zögert er nicht lange, in jeder Nacht die Straßen unsicher zu machen und die Bürger bei Ausrastern, Gewalttaten und absoluten Abstürzen zu fotografieren – schließlich will Leon unter allen Umständen das größte Elend der Menschheit einfangen. Plötzlich gerät der Durchbruch in greifbare Nähe, denn ein mysteriöser, stämmiger Mann, der nachts durch die U-Bahn streift, hat seine Aufmerksamkeit erregen können. Fasziniert von seiner diskreten, ruhige und doch zugleich bösartig erscheinenden Art nimmt er fortan die Verfolgung auf – und ahnt noch gar nicht, welch schrecklichen Dinge tatsächlich in der U-Bahn geschehen…
Kritik:
Bereits vier Jahre ist es nun her, dass „Midnight Meat Train“ als Überraschungserfolg auf dem Fantasy Film Fest gezeigt wurde. Mit einer außergewöhnlich hohen Spannung begeisterte er vor allem Horrorfans und erwartete einen gelungenen Kinoauftakt. Ausgerechnet diesem Streifen, der von Universal Pictures immerhin mit relativ hohem Budget gedreht wurde, machte die FSK letztendlich allerdings einen Schnitt durch die Rechnung und verweigerte prompt die Freigabe. Als Konsequenz entschloss man sich also, den Film bis dato gar nicht in Deutschland zu veröffentlichen, sodass Horrorfans und Filmliebhaber gezwungen sind, den Streifen aus dem Ausland zu importieren. Nach einer ersten ungeschnittenen Fassung in der Schweiz, welche von Universal noch selbst veröffentlicht wurde, können wir nun auch auf eine österreichische Fassung von NSM Records zugreifen – und das auch noch in Full HD auf BluRay. Selbstverständlich ohne Prüfung durch die FSK.
Schweigsamer Bösewicht
Was also nun im Mediabook mit ausführlichem gedrucktem Heft und einer Doppel-Edition aus DVD und BluRay erscheint, erfreut trotz des recht hohen Preises von knapp 30 Euro wohl jeden Liebhaber gelungener Horrorfans. Denn auch vier Jahre nach der Erstaufführung auf dem Fantasy Filmfest überrascht uns „Midnight Meat Train“ noch immer mit einer ausgesprochen hohen Spannung und dem wohl coolsten Bösewicht aller Zeiten. Mit Vinnie Jones ist es den Machern schließlich gelungen, die Rolle des Schlächters perfekt zu besetzen, denn fast komplett ohne Dialoge machen sein finsterer Blick, seine stämmige muskulöse Optik und sein überaus diskreter Auftritt mächtig Eindruck. Über die gesamte Laufzeit spricht er (abgesehen vom Ende des Filmes) absolut kein einziges Wort und gerade deshalb wirkt er im gehobenen Anzug-Stil ausgesprochen düster. Knallhart wird es zudem, wenn er seinen überdimensionalen Hammer auspackt und damit seinen Opfern den Schädel einschlägt. Seine Motive bleiben dabei bis zum Schluss unklar – doch gerade das macht den Film so spannend und zugleich unvorhersehbar, denn das Ende mag niemand so recht voraussehen können.
Rasanter Gore trifft Fotografiekunst
Stilistisch begibt sich „Midnight Meat Train“ zudem auf recht ungewöhnliche Pfade, bekommen wir als Hauptprotagonisten schließlich einen Kunstfotografen zu sehen, der mit Schwarz-Weiß-Bildern und tollen Perspektiven die genialsten Momente einfangen will. Eben dieser optische Stil aus interessanten Perspektiven und eindrucksvollen Momenten nutzt also auch der Film bei seinen bewegten Bildern, sodass der Streifen zwischen eindrucksvollen Gesamtaufnahmen, rasanten ultra brutalen Gewaltszenen und grobkörnigen stilvollen Kunstaufnahmen hin und her wechselt. Das hat zwar keineswegs ein abstraktes Erscheinungsbild, macht aber enorm viel Eindruck und steigert die Intensität des Filmes immens. Gekoppelt mit den brutalen Gore-Szenen, die die Beanstandung de FSK zumindest zeitweise nachvollziehbar machen, hat „Midnight Meat Train“ eine Wucht, die selbst eingefleischte Horrorfans wohl nicht erwartet hätten. Die Nahkampfszenen mit dem Hammer wirken hart und skrupellos, das Blut spritzt literweise durch den U-Bahn-Waggon und spätestens, wenn der Täter seinen Opfern die Augen mittels Werkzeug eigenhändig und in Nahaufnahme entfernt, kommt richtiger Ekelfaktor auf. Diesen Film sollten Horrorfreunde also nicht verpassen.
Fazit:
Trotz des relativ geringen Bekanntheitsgrades überrascht „Midnight Meat Train“ mit stilistisch kunstvollen Mitteln, einer unglaublichen Intensität und Spannung, sowie ultrabrutalen Actionszenen, die jegliche Erwartungen übertreffen können. Import lohnt sich!