The King’s Man – The Beginning |
Land/Jahr: USA 2021 |
Genre: Action |
Regie: Matthew Vaughn |
Darsteller: Ralph Fiennes Gemma Arterton Rhys Ifans Matthew Goode Tom Hollander Harris Dickinson |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 132 Minuten |
Kaufstart: Disney+: 23. Februar 2022 |
Label: Walt Disney Studios Home Entertainment |
Der junge Conrad musste schon als Kind einige schreckliche Dinge erleben. Bei einem Einsatz für das Rote Kreuz wurde einst seine Mutter von einem Scharfschützen hinterhältig erschossen. Sein Vater, der britische Herzog Orlando Oxford hat sich deshalb geschworen, seinen Sohn um jeden Preis zu beschützen und ihn niemals wieder einen Krieg erleben zu lassen. Gemeinsam mit seinen Bediensteten Shola und Polly betreibt er deshalb ein eigenes Spionagenetzwerk, das künftig große Kriege verhindern soll. Trotzdem bahnt sich in diesen Tagen mit dem Ersten Weltkrieg einer der größten Kriege der Menschheitsgeschichte an, als eine Gruppe im Geheimen die Großmächte aufeinander hetzen will. Und als hätte Orlando nicht schon genug damit zu tun, die Welt zu retten, möchte nun auch noch der inzwischen erwachsene Conrad selbst für sein Vaterland an die Front ziehen…
Kritik:
Nach den überwältigenden Erfolgen der ersten beiden „Kingsman“-Filme an den Kinokassen, war ein weiterer Film nur naheliegend. Und was wäre da wohl besser geeignet, als einfach mal die Vorgeschichte zu den gut gekleideten Gentlemen-Spionen zu inszenieren? Doch so ganz vor der Gründung des Spionagenetzwerks und ohne typisches „Bond-Spielzeug“ unterscheidet sich das Setting und die Stimmung des Films dann doch deutlich.
Ein opulenter Erster Weltkrieg
Hinsichtlich seiner opulenten Kulissen und großartigen Kostüme braucht sich das Prequel jedenfalls nicht zu verstecken. Mit den hübsch anzusehenden Männern im maßgeschneiderten Anzug macht „King’s Man – The Beginning“ noch immer einen recht eleganten und chicen Eindruck. Angesiedelt in der Zeit des Ersten Weltkrieges passt auch das noble damalige London mit seinen extravagant stilvollen Straßen und Gebäuden da nur recht gut hinein. Für Abwechslung sorgen aufregende Schauplätze wie Südafrika und Russland. Und vor allem die durchaus recht spannenden Szenen auf dem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges heben das Prequel auf gewisse Weise von den vorherigen beiden Filmen optisch ab. Hübsch anzusehen ist das also allemal und einmal mehr wird das hohe Budget der Hollywood-Produktion mehr als deutlich.
Ernsthaftigkeit ersetzt Coolness
Problematisch ist da schon eher die grundlegend andere Stimmung des Films. Mancher Fan der „Kingsman“-Reihe mag da sogar behaupten, dass es sich hier gefühlt irgendwie nicht um einen echten „Kingsman“ handeln mag. Zeitlich im Ersten Weltkrieg und damit vor der Gründung des Geheimdienstes angesiedelt, präsentiert sich „The Beginning“ von einer deutlich ernsteren Seite. Es fehlt dem Prequel sichtbar an Coolness und Lockerheit. Gerade bei den Actionszenen, die bei den vorherigen beiden Filmen sichtbar comichaft überzeichnet wurden, macht sich eine bittere Ernsthaftigkeit bemerkbar, die dem Franchise irgendwie nicht so richtig stehen mag. Das nimmt dem neuesten „Kingsman“-Film einiges von seinem Unterhaltungswert, der damit erst in der letzten halben Stunde ausreichend an Fahrt aufnimmt, wenn die Gründung des Spionagenetzwerks kurz bevorsteht und erstmals unterhaltsame Gadgets Einzug in die Actionszenen finden.
Kreative Auslegung der Historie
Dabei nützt die Ernsthaftigkeit des Films eigentlich gar nicht sonderlich viel, da Regisseur Matthew Vaughn doch eine recht kreative Auslegung historischer Fakten hat. „King’s Man – The Beginning“ verfälscht die realen Ereignisse des Ersten Weltkrieges nämlich dermaßen, dass die Verschwörungsgeschichte hinter der Auslösung des Weltkrieges schon recht hanebüchen und an den Haaren herbei gezogen wirkt. So richtig schlecht ist die Geschichte des Films dann aber natürlich doch nicht: Die Idee eines geheimen Zirkels rund um Grigori Rasputin, der als „großer Bär von Russland“ im Hintergrund die geheimen Fäden zieht, hat in Zeiten des aktuellen Ukraine-Konflikts sicherlich einen Reiz, der die Story des Films in einem gänzlich anderen Licht erscheinen lässt, als noch bei seinem Kinostart. Und der Weg zur Gründung der Kingsman kann das Publikum dabei durchaus fesseln und mitreißen.
Spionage vs. Familiendrama
Leider macht „King’s Man – The Beginning“ dabei aber auch den Fehler, seinen Fokus nicht so ganz zu finden. Ein bisschen überladen wirkt der Streifen nämlich deshalb, weil er scheinbar versucht, zwei parallele Geschichten nebeneinander zu erzählen. Auf der einen Seite die Verschwörung rund um den Ersten Weltkrieg, die letztendlich zur Gründung des Spionagenetzwerks führen soll – auf der anderen Seite eine komplizierte Vater-Sohn-Geschichte, die in einem Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung enden soll. Der Fokus auf die Abkappselung des Sohnes Conrad nimmt dabei aber zwischenzeitlich einen so großen Raum ein, dass der neueste „Kingsman“ einfach nicht so recht weiß, welche der beiden Geschichten er eigentlich erzählen möchte. Und so spannend die Erzählungen vom Sohn auf dem Schlachtfeld auch sein mögen, reißen sie den Zuschauer einfach zu häufig aus dem Geschehen um eine Weltverschwörung heraus, obwohl dort doch eigentlich der Kern der Geschichte um die Gründung des Spionagenetzwerks liegen sollte. Insgesamt entpuppt sich das Prequel damit als deutlich weniger stimmig, als die grandiosen ersten beiden Filme, die zurecht eine große Fanbase fanden.
Fazit:
Das Prequel der „Kingsman“ erzählt die Vorgeschichte bis zur Gründung des Spionagenetzwerks und kann mit seinem Setting im Ersten Weltkrieg optisch hervorragend punkten. Leider fehlt dem Film durch die zu sehr gestiegene Ernsthaftigkeit die Coolness der beiden Vorgänger und auch den Fokus auf die eigentlich interessante Verschwörungsgeschichte verliert „The Beginning“ zu häufig zu Gunsten einer Vater-Sohn-Story. Das macht insgesamt zwar immer noch einen spannenden, hochwertigen Film, der aber an die Klasse der ersten beiden Teile nicht mehr heran reicht.
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