The Harder They Fall |
Land/Jahr: USA 2021 |
Genre: Western |
Regie: Jeymes Samuel |
Darsteller: Idris Elba Jonathan Majors LaKeith Stanfield Regina King |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 139 Minuten |
Kaufstart: Netflix: 3. November 2021 |
Label: Netflix |
Der Gesetzlose Nat Love hat in seiner Kindheit einige schreckliche Dinge erleben müssen. Direkt vor seinen Augen wurden einst seine beiden Elternteile brutal ermordet und ihm ein Erkennungszeichen auf die Stirn geritzt. Bis ins Erwachsenenalter hinein geprägt, haben er und seine Partner Bill Pickett und Jim Beckwourth es deshalb inzwischen vor allem auf andere Gangster abgesehen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie damit, andere Banden zu überfallen und ihnen hohe Geldsummen zu entwenden. Bei ihrem neuesten Coup gelangen sie dabei ausgerechnet an 25.000 Dollar von Rufus Buck, dem Mörder seiner Eltern. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wird der inhaftierte Buck auch noch kurzerhand auf freien Fuß gesetzt. Gemeinsam mit Trudy Smith und Cherokee Bill hat der es nun nur noch auf eines abgesehen: Das Geld wieder in die eigenen Finger zu bekommen. Da könnte ihnen die persönliche offene Rechnung allerdings in die Quere kommen…
Kritik:
Ein Western, nahezu ausschließlich mit schwarzen Darstellern besetzt, hat man sicherlich schon lange nicht mehr gesehen. Denkt man an die klassischen Western der 70er und 80er Jahre kommen einem eher knallharte, fragwürdige – aber eben vor allem weiße – Typen in den Sinn, die sich Duelle lieferten, an Frauen vergriffen und von politischer Korrektheit so gar nichts hielten. „The Harder They Fall“ möchte das Genre nun ein wenig auffrischen.
Black Power Western
Für den Streaminganbieter Netflix ist das natürlich in gewisser Weise typisch: Der Anteil an Diversität und Schauspielern unterschiedlicher Ethnien ist auf der Plattform schließlich schon immer überdurchschnittlich hoch gewesen. Dies nun auch mit dem Westerngenre zu verknüpfen, scheint an der Stelle nur konsequent. Und so gibt sich „The Harder They Fall“ doch wesentlich moderner, als wir das von älteren Western gewohnt sind. Ein bisschen locker und manchmal sogar knallbunt darf es daher kommen, wenn der Streifen uns mehr an ein Musikvideo von Lil Nas X erinnert, als an einen klassischen Film mit Clint Eastwood. Der Netflix-Western möchte immerhin jugendlich daher kommen und auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Das versucht er unterdessen aber leider auch manchmal mit Raggae- und HipHop-Musik, was sich mit dem Genre gelegentlich beißt. Trotz seines erfrischenden Stils schießt „The Harder They Fall“ mit seiner Modernität manchmal vielleicht auch ein bisschen über das Ziel hinaus.
Die gar nicht so rauen Westernhelden
Das größte Problem des Westerns mag sein, dass die Helden und Bösewichte für einen Western doch insgesamt etwas zu „brav“ und weichgespült daher kommen. Da erwähnt Sidekick Stagecoach Mary zwar, dass der Name des Bösewichts ausschließlich Angst verbreite, tatsächlich aber verspüren wir die Angst etwas zu selten. Es fehlt den Westernfiguren, die eigentlich rau daher kommen sollten, vor allem an einer gewissen Portion Sadismus. Szenen etwa, in denen sich Westernbösewichte an Frauen vergreifen, Gräueltaten in Städten verüben oder auch mal mit besonders extremer Härte gegen ihre Feinde vorgehen – hier schafft es „The Harder They Fall“ etwas zu selten, die nötige Intensität aufzubauen, die ein Westernstreifen benötigt, um wirklich das Gefühl der Angst und Beklemmung gegenüber einem Bösewicht zu erzeugen.
Gangster zum Gernhaben
Trotz vereinzelter etwas härterer Actionszenen, etwa wenn sich die Westernhelden mit einem Revolver gegenseitig das Gesicht zertrümmern, hat es der Netflix-Western aber offenbar auch gar nicht darauf abgesehen, ein klassischer rauer Western zu sein. Stattdessen versucht „The Harder They Fall“ mit seinen beiden verfeindeten Banden für Interesse beim Zuschauer zu sorgen. Die nämlich sind nicht nur leicht wiedererkennbar, sondern sorgen schnell für Sympathiepunkte – und zwar auf beiden Seiten. Das gelingt dem Film vor allem dadurch, dass er die Motive und Hintergründe der Figuren stets nachvollziehbar macht. Da können wir uns ebenso in einen Nat Love hineinversetzen, der zum Gangster wurde, nachdem er die Ermordung seiner Eltern mitansehen musste, wie wir die knallharte Draufgängerin Trudy auf der gegnerischen Seite mit ihrem Auftreten und ihrer Körperhaltung schlicht einfach nur cool finden. Die beiden Banden machen jederzeit Spaß, sogar dann, wenn sie gerade nicht aufeinander treffen und damit ist der wichtigste Grundstein der Handlung gelegt – was „The Harder They Fall“ unter dem Strich auf jeden Fall zu einem gut funktionierenden Genrefilm macht.
Simpel, aber geradlinig
Dazu trägt dann auch die insgesamt simple, aber doch recht gradlinige und spannende Story bei. Während im Vordergrund die Rachestory um die Ermordnung der Eltern steht, bleiben aber vor allem Nebengeschichten um Raubüberfälle und Machtstrukturen stets spannend. Die Beziehungskonstellation innerhalb der jeweiligen Banden sorgt zudem für den nötigen Unterhaltungsfaktor, ersts recht zwischen Hauptfigur Nat Love und seiner alten Freundin Mary. Schade bleibt an der Stelle jedoch, dass historische Fakten nahezu völlig ausgeblendet werden. Während sich ausschließlich schwarze Darsteller als Cowboys und Westernhelden präsentieren, bleibt etwa die Thematik der Sklaverei in den USA gänzlich aus. Eine Konfrontation mit weißen Figuren wird offenkundig stark gemieden, um die Rassismusthematik geschickt und weiträumig zu umfahren. Dabei hätte gerade das durchaus das Potential gehabt, „The Harder They Fall“ eine gute Portion härter werden zu lassen.
Fazit:
Der Black Western auf neuem Siegeszug: „The Harder They Fall“ begeistert mit zwei sympathischen Banden, unterhaltsamen Figuren und einer spannenden geradlinigen Story. Insgesamt fehlt es dem Western jedoch etwas an Rauheit und Härte.
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