Der irische Polizist Gerry Boyles gehört eindeutig zur konservativen grimmigen Sorte. Er schert sich nicht gerade um die üblichen Gepflogenheiten, hält Rassismus für einen Teil seiner Kultur und geht seiner Arbeit eher in beschaulicher Ruhe, statt mit großem Enthusiasmus nach. Damit soll nun allerdings endgültig Schluss sein, als der FBI-Agent Wendell Everett in seiner liebevollen und meist friedlichen Kleinstadt auftaucht und nach den Mordfall in einem Ferienhaus untersuchen will. Dieser scheint nämlich mit einem großen Drogenschmuggel im Wert von 500 Millionen Dollar in Verbindung zu stehen und könnte den Alltag der kleinen Ortschaft schon bald völlig auf den Kopf stellen. Doch als dann auch noch Boyles Kollege kaltblütig auf offener Straße ermordet wird, beschließt er gemeinsam mit Everett, den illegalen Machenschaften endgültig ein Ende zu setzen. Dumm nur, dass er dabei mit zahlreichen Problemen, wie Vorurteilen und mangelnder Kompetenz konfrontiert wird…
Kritik:
Noch vor einiger Zeit, als „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ die deutschen Kinozuschauer begeisterte, galt der Streifen als einer der besten schwarzen Komödien der letzten Jahre. Das mag sicherlich daran liegen, dass Brendan Gleesen, der nicht zu Unrecht eine Golgen-Globe-Nominierung als bester Hauptdarsteller gewann, hier eine außergewöhnlich grimmige Person spielt, die auf die guten Sitten gewaltig scheißt. Da sind wir fast schon überrascht, dass „The Guard“ eben nicht aus Groß-Britannien, sondern ausnahmsweise aus dem Nachbarland Irland stammt. Dabei muss man zugeben: So richtig lustig ist der Streifen eigentlich gar nicht.
Rassismus als Teil der Kultur
Der Humor liegt da eher im Detail – und da bleibt er uns oftmals sogar im Halse stecken. Denn Gerry Boyle verhält sich nun gar nicht so politisch korrekt, zieht über Schwarze her, kratzt sich mitten im Gespräch mit einem Täter an den Sackhaaren und packt auch Leichen nur allzu gerne mal an die besagten Weichteile. Noch dazu ist er eben eher ein mürrischer alter Sack, der in seinem langweiligen Polizeiberuf lieber seine Ruhe hat und sich mangels sozialen Kontakten in der Freizeit doch überwiegend mit jungen Prostituierten vergnügt. Im Grunde genommen macht er all das, was die Gesellschaft meist als unsittenhaft ansieht: Prostitution, Rassismus, Leichenschändung – das volle Programm und noch dazu gänzlich unbeeindruckt. Boyle hält seine Taten für das normalste auf der Welt, behält dabei stets eine äußerst authentische Ruhe. Das ist indirekt schockierend, verpasst ihm aber erstaunlicherweise einen liebenswerten „Knautschcharakter“. Schnell finden wir seine Sichtweisen nicht richtig, aber als netten Nachbar von nebenan möchte man ihn am liebsten dann doch haben. Auf interessante Weise eine sehr erstaunliche Charakterzeichnung.
Alles mit der Ruhe!
Insgesamt ist „The Guard“ obendrein ein sehr ruhiger, subtil melancholischer, aber auch langsamer Film. Da denkt man, ein Mordfall in einem Ferienhaus und die anschließende Fahndung nach Drogenschmugglern würde Action mit sich bringen – aber Fehlanzeige, der Film wird über die Zeit sogar noch weniger actionreich. Abgesehen von kleineren Schießereien natürlich, bei denen Brendan Gleeson aber meist kaum körperliche Anstrengungen durchführen muss, sondern eher ruhig auf dem Sessel Platz nimmt. Nun gut, ruhig und gelassen ist der Polizist ohnehin jederzeit, was ihm auch einen gewissen Stil verleiht. Dumm ist da nur, dass die Handlung des Films insgesamt ein wenig vor sich hinplätschert und sogar hier und da ein paar Längen aufbaut. Diese kann er zwar mit Sarkasmus und dem eben sehr speziellen schwarzen Humor auflockern, bietet später sogar einen spannenden Showdown, doch über das Dahinvegetieren des Hauptdarstellers täuscht das leider nicht hinweg. Natürlich trägt dies auch wieder zu dessen Charakterzeichnungen bei, doch nicht jeder Zuschauer dürfte mit dem nicht vorhandenen Tempo des Streifens voll und ganz zufrieden sein. Da sind wir dann auch schon froh, dass sein Kollege Don Cheadle da nicht so schläfrig seinen Latte Macchiato schlürft, sondern für Auflockerung durch schnellere Aktionen sorgt. Ein besonderes Filmerlebnis bietet uns „The Guard“ aber auf jeden Fall.
Fazit:
Brendan Gleeson überzeugt in dieser ungewöhnlichen irischen Polizeikomödie mit einem schwarzen Humor, bei dem uns das Lachen im Halse stecken bleibt und einem außergewöhnlichen grimmigen Charakter, der sowohl auf politische Korrektheit, als auch auf gute Sitten scheißt. Herrlich anders und mit einer subtilen Melancholie.