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    The Florida Project

    The Florida Project


    Land/Jahr:
    USA 2017
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Sean Baker
    Darsteller:
    Willem Dafoe
    Brooklynn Prince
    Valeria Cotto
    Christopher Rivera
    Bria Vinaite
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    107 Minuten
    Kaufstart:
    2. August 2018
    Label:
    Prokino

    Auf den ersten Blick wirkt die sechsjährige Moonee wie ein ganz normales, aber freches Kind aus der Nachbarschaft. Ihre Freizeit verbringt sie damit, gemeinsam mit den Nachbarkindern um die Häuser zu ziehen und ziemlich viel Unsinn zu veranstalten. Ganz so gewöhnlich ist das Mädchen allerdings nicht: Gemeinsam mit ihrer verarmten Mutter haust sie nämlich als Dauergast in einem günstigen Motel unweit von Disneyworld, weil es ihnen seit Monaten bereits unmöglich ist, einen festen Wohnsitz zu finden. Während ihre Mutter also versucht, als Prostituierte oder Ticketbetrügerin irgendwie über die Runden zu kommen, geben sich die Kinder jede Mühe, mit der Situation irgendwie umzugehen. Vernachlässigt und auf der ständigen Suche nach Aufmerksamkeit, gehen ihre Freizeitaktivitäten allerdings stark zu Lasten der Touristen und des Motelmanagers, der von der Situation alles andere als begeistert ist…

    Kritik:
    Direkt neben dem weltberühmten Disneyworld in Florida zu wohnen, muss für die meisten Kinder wohl ein richtiger Traum sein. Dumm nur, wenn man dann doch nicht in der Lage ist, diesen auch zu besuchen. Ein passender Kontrast also, um mit „The Florida Project“ ein außergewöhnliches Armutsdrama zu präsentieren.

    Kinder sind die Stars
    Außergewöhnlich deshalb, weil in diesem Streifen nicht etwa wie üblich die Erwachsenen sich in der Hauptrolle befinden, sondern „The Florida Project“ stattdessen aus der Perspektive der vernachlässigten und in Armut lebenden Kinder präsentiert wird. Das stellt sich allerdings als geniale Idee heraus, gelingt es dem Drama damit nämlich zugleich, ein Drama über Vernachlässigung zu sein, aber auch eine Komödie über ziemlich freche Kinder. Immer wieder schwankt der Film daher zwischen dramatischen, eher bedrückenden Szenen und durchaus lustigen Momenten, wenn die schlecht erzogenen Kids ihren Mitmenschen gewaltig auf den Wecker gehen. Natürlich können die dabei auch ein bisschen nervig erscheinen, wie reale Kinder, doch dürfte ein Mix aus „Feel Good-Movie“ einerseits und dem Blick auf die Ursachen ihres Verhaltens andererseits einzigartig sein.

    Authentische Emotionen
    Besonders beeindruckend natürlich, dass die gerade einmal sechs Jahre alten Jungdarsteller sich vor ihren erwachsenen Vorbildern ganz und gar nicht verstecken brauchen. Insbesondere die junge Brooklynn Prince in der Hauptrolle als Moonee spielt ihre Figur so perfekt, als hätte sie eine jahrelange Schauspielausbildung hinter sich. Selbst manchem erfahrenen Hollywood-Star gelingt es manchmal nicht, die emotionalen Ausbrüche und das Weinen eines Mädchens derartig authentisch darzustellen, wie es der Jungdarstellerin in „The Florida Project“ zu jedem Zeitpunkt gelingt. Spätestens da allerdings hat der Streifen den Zuschauer ebenfalls emotional gepackt, wenn auch die kindliche Perspektive anfänglich ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheinen mag. „The Florida Project“ ist durch die Kindesperspektive eben kein knallharter Film über Prostitution, Drogen oder ähnlichem – geht aber mit seiner naiv wirkenden Art trotzdem gut unter die Haut.

    Zwischen Liebe und Vernachlässigung
    Immerhin auch Bria Vinaite gelingt ihre Rolle als Mutter und Asoziale perfekt. Schon optisch wirkt die Rolle dabei wie angegossen: Mit ihren ungepflegten grünen Haaren, ihren zahlreichen Tattoos, der latent schlechten Erziehung und dem zugleich recht jungen Erscheinungsbild, kaufen wir ihr die Rolle als überforderte alleinerziehende Mutter aus dem Unterschichtenmilieu zu jedem Zeitpunkt ab. Schnell wirkt sie glaubhaft wie eine jener jungen Mütter, die bereits als Minderjährige schwanger wurden, früh auf die schiefe Bahn gerieten und in der Armut selbst mit dem eigenen Leben überfordert sind. Auf eine schwarz-weiße Darstellung verzichtet „The Florida Project“ aber bewusst und fügt immer wieder liebevolle Szenen ein, in denen gerade die Arbeitslosigkeit und unendliche Freizeit für eine besondere Nähe zwischen Mutter und Tochter sorgt. So gesehen schaut der Streifen also keineswegs von oben herab auf die Armut, sondern möchte so nah an der Realität bleiben, wie nur möglich. Und dafür kann man den Film mitsamt all seiner vielen starken Momente einfach nur mögen.

    Fazit:
    Das außergewöhnliche Armutsdrama sorgt nicht nur durch die Perspektive der Kinderdarsteller für Innovationen, sondern hat dank seiner subtilen Darstellung von Vernachlässigung und Humor reichlich starke Momente.

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