Bereits seit Jahren lebt der nordkoreanische Topagent Jong-seong unentdeckt und heimlich mit seiner Frau in einer kleinen Berliner Wohnung. Nur gelegentlich wird er für verdeckte Spionageaufgaben in der deutschen Hauptstadt beauftragt, während seine Frau einem mehr oder weniger gewöhnlichen Job in der Botschaft nachgeht. Nachdem jedoch ein Waffendeal zwischen südkoreanischen und arabischen Händlern schief geht, häufen sich zunehmend die Probleme. Ein israelischer Agent des Mossad stürmt die Aktion, während Jong-seong in das Visier der Südkoreaner gerät. Leider ist die kommunistische Partei des nördlichen Koreas mittlerweile zu der Ansicht gekommen, dass der Waffendeal nur deshalb hätte schief gehen können, weil ein Überläufer das Vaterland verraten hat. Mehr als genügend Fakten deuten darauf hin, dass ausgerechnet seine Frau hinter dem Verrat steckt und er nun alles daran setzen muss, ihre Unschuld zu beweisen. Dumm nur, dass er die Ausmaße der wahren Verschwörung innerhalb der eigenen Reihen noch gar nicht erahnen kann…
Kritik:
In den meisten Fällen sind vor allem asiatische Filme doch eher dafür bekannt, ihre Martial Arts-Künste unter Beweis zu stellen. Einen Agententhriller, der inhaltlich mit James Bond mithalten könnte und gleich vier Geheimdienste auf einmal involviert, ist für einen südkoreanischen Streifen schon ungewöhnlich. Dass dieser dann aber ausgerechnet in der deutschen Hauptstadt Berlin gedreht wurde, dürfte ein umso überraschenderer Anblick sein.
Süd- gegen Nordkorea
Tatsächlich treffen wir hier auf je zwei verbündete Gegenspieler. Einerseits sehen wir die amerikanische CIA verbündet mit dem südkoreanischen Geheimdienst – andererseits, und das ist nun wahrlich außergewöhnlich, verbündet sich der nordkoreanische Geheimdienst rund um die kommunistische Partei mit Überläufern des israelischen Mossads. Insofern also eigentlich mit den engsten Verbündeten der Amerikaner, was „The Berlin File“ tatsächlich leicht israelkritisch werden lässt. Noch interessanter ist allerdings die Tatsache, dass ein Agententhriller den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea auf einer ganz anderen Ebene ausweitet. Der berühmte Diktator des kommunistischen Landes spielt dabei keinerlei Rolle, ebenso keine kriegerischen oder diplomatischen Konflikte. Hier sehen wir einzelne Süd- und Nordkoreaner, die als Topagenten des Geheimdienstes gegeneinander antreten. Allerdings, obwohl es sich um einen südkoreanischen Film handelt, hat eine nordkoreanische Figur die Hauptrolle übernommen, die keineswegs ausschließlich mit schlechten Motiven handelt. Das lässt politisch übertragen einige Hoffnungen aufkommen und spiegelt vielleicht das differenzierte Bild der südkoreanischen Bevölkerung wider, lässt aber auch Luft für weiteren Tiefgang. Denn die wahre Bedrohung kommt aus den eigenen nordkoreanischen Reihen und wird zu einer Gefahr des einzelnen Topagenten in der Hauptrolle. Soweit mitgekommen? Dann ist „The Berlin File“ womöglich ein Film für dich.
Sabotage durch Verwirrung
Tatsächlich ist eine solche Story nicht ganz unkompliziert, vor allem nicht für nicht-koreanische Zuschauer, die wir vermutlich mit unserer Kritik weitaus mehr erreichen. Für einen europäischen Zuschauer mag es somit bereits zu Beginn dieses Streifens relativ schwierig sein, beide Fronten überhaupt auseinander zu halten. Welche Figuren da zu den Nord- und welche zu den Südkoreanern gehören, müssen wir schon durch aufmerksames Zuschauen herausfinden. Erst einmal mit den wichtigsten Figuren vertraut, wird die Story aber keineswegs einfacher. Das mag an dem großen Mysterium liegen, das „The Berlin File“ um die Motive der Protagonisten macht. Warum dort gerade welcher Geheimdienst mit wem kooperiert, um welches Ziel zu erreichen, ist nicht auf den ersten Blick schlüssig – und sorgt schnell für große Verwirrung. Die Hintergründe der Kooperation zwischen Israeli und Nordkoreaner erschließt sich teilweise bis zum Schluss nicht und auch die Aufgabe der CIA wird nur geringfügig schlüssig. Viele Fragen bleiben offen, doch zumindest einige werden im späteren Verlauf des Streifens halbwegs gelüftet. Damit bietet der Film eine Story, bei der nun wahrlich nicht jeder Zuschauer gleich durchblickt und ein wenig Mitdenken ist unbedingt erforderlich. Für manchen womöglich zu kompliziert, wird es in der zweiten Hälfte dann etwas kompakter, sobald der Schutz für die eigene Ehefrau in den Vordergrund tritt. Herausragende Actionszenen mit tollen Stunts und spannenden Schießereien tun außerdem ihr übriges und machen den Film zu einem abgerundeten, aber eben komplizierten Filmerlebnis.
Fazit:
Spannender Agententhriller mit ungewöhnlichem Geheimdienst-Konflikt, aber vergleichsweise recht komplizierter Handlung. Für mitdenkende Zuschauer.