Curtis hat eigentlich ein ganz normales Leben mit einer wundervollen Familie und einer guten Arbeit, durch die er sich ein Haus und ausreichend Freizeitaktivitäten leisten kann. Doch seit geraumer Zeit plagen ihn schreckliche Alpträume, die ihm fast jede Nacht den Schlaf rauben. Er träumt von einem apokalyptischen Sturm mit zahlreichen Tornados, braunem Regen und sterbenden Vögeln, die grundlos vom Himmel fallen. Schnell steht fest: Er muss unter allen Umständen seine Familie schützen, falls der Sturm tatsächlich aufziehen sollte. Dumm nur, dass er sich schon bald nicht mehr sicher ist, ob er wirklich an den Sturm glauben darf, oder ob es sich lediglich um Einbildungen handelt…
Kritik:
Die meisten Kinder haben Angst vor dem Gewitter und können nachts nicht schlafen, wenn es donnert und blitzt. Nur in den selten Fällen jedoch betrifft dies auch Erwachsene und wenn die Angst einmal paranoid groß wird, ist dies oftmals auf ein schweres Trauma zurückzuführen. Für Curtis mag dieser Grund naheliegen, erkrankte seine Mutter schließlich an paranoider Schizophrenie, als er gerade einmal zehn Jahre alt war. Doch die Angst ist stärker, als alles andere.
Die Angst – dein größer Feind
Genau darauf versucht Regisseur Jeff Nichols auch tatsächlich aufzubauen: Die Angst. Sie soll so groß sein, dass selbst der Zuschauer plötzlich Gänsehaut bekommt und beängstigend in den Bildschirm schaut. Das allerdings gelingt dem doch recht unbekannten Regisseur mit seinem Gewinner-Film vom Filmfestival in Cannes sogar hervorragend. Bereits von der ersten Sekunde an, setzt „Take Shelter“ auf eine überaus dichte Atmosphäre. Mit donnernden Soundeffekten, beeindruckenden Bildern und einem Hauptdarsteller, der seine Rolle überaus glaubwürdig und energiegeladen spielt, schafft er eine Stimmung, die so intensiv ist, dass der Zuschauer allmählich selbst daran glaubt, der vermeintlich eingebildete Sturm würde tatsächlich aufziehen. Sehr nah am Hauptprotagonisten erzählt, ist Curtis eine Figur, in die wir uns mehr als nur hundertprozentig hineinversetzen können und damit wird „Take Shelter“ zu einem richtigen Meisterwerk. Dass die düsteren Effekte des grauen und unheimlichen Sturms die Atmosphäre zudem noch unterstützen und ausbauen, trägt ihr Übriges zur Intensität des Films bei.
Die unheimliche Psyche
Dabei ist „Take Shelter“ aber keineswegs ein Katastrophenfilm, der den Zuschauer sofort in einen richtigen Sturm führt. Der Film konzentriert sich viel mehr auf die pure Angst vor einem eben solchen Sturm und bewegt sich überwiegend eher auf der psychologischen Schiene. Unsere Hauptfigur weiß schon bald nicht mehr, ob er seiner Vorahnung selbst glauben kann, oder ob er lediglich ebenso paranoide Symptome aufweist, wie einst seine erkrankte Mutter. Die Vorboten werden immer deutlicher, die Angst immer größer und die Psyche immer verrückter. Curtis steht nach und nach vor dem Durchdrehen und zugleich einem kompletten Zusammenbruch – und wir sitzen so gefesselt vor diesem Film, dass wir auch ohne ständige Sturm-Katastrophen-Szenen am Ende erst einmal eine Verschnaufpause brauchen, wenn der Abspann uns von der enormen Spannung erlöst. Nur selten bekommt man einen so unbekannten Film geboten, der ganz ohne bekannte Hollywooddarsteller den Zuschauer in einen so tiefen Bann ziehen kann, dass wir Angst haben müssen, nicht selbst an paranoide Verschwörungen und Bedrohungen zu glauben. Kurz gesagt: „Take Shelter“ ist eine wahre Wucht, die sich tief in unseren Kopf hinein gräbt, ohne dabei optisch schockieren zu müssen. Das sollte man auf keinen Fall verpassen.
Fazit:
Eine unterschätzte Filmperle, die man unbedingt gesehen haben sollte: Mit überwältigend dichter Atmosphäre, unglaublich guten Hauptdarstellern und donnernden Effekten wird sich „Take Shelter“ in die Gedächtnisse der Zuschauer einprägen.