Star Trek Discovery – Staffel 2 |
Land/Jahr: USA 2019 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Diverse |
Darsteller: Anson Mount Sonequa Martin-Green Doug Jones Anthony Rapp Mary Wiseman Shazad Latif Wilson Cruz Michelle Yeoh Ethan Peck |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 715 Minuten |
Kaufstart: Netflix: 17. Januar 2019 |
Label: Netflix |
Neuer Captain, neues Abenteuer: Nachdem die Enterprise bei der Erforschung mehrerer mysteriöser roter Signale schwer beschädigt wurde, übernimmt Captain Christopher Pike kurzerhand das Kommando der USS Discovery, die aktuell ohne Führungsposten auskommen muss. Der wiederum vermisst bereits seit geraumer Zeit seinen Wissenschaftsoffizier Spock, der offenbar in irgendeinem Zusammenhang mit einem „roten Engel“ stehen muss, der gemeinsam mit den Signalen im Weltraum auftaucht. Es scheint, als handele es sich dabei um eine mächtige humanoide Gestalt, dessen Absichten bis dato noch völlig ungeklärt sind. Doch auf der Suche nach Antworten gerät auch die Discovery in immer ernstzunehmendere Gefahren…
Kritik:
Nachdem bereits die erste Staffel der neuesten Star Trek-Serie so manchen Fan begeistern konnte, scheint sich ein ungewöhnlicher Stil zu entwickeln: Als erste Star Trek-Serie überhaupt setzt „Star Trek Discovery“ auf wechselnde Captains und beleuchtet nun die Figur um Christopher Pike etwas genauer – natürlich in dem Wissen, dass wir uns möglicherweise bereits in der dritten Staffel erneut auf einen neuen Captain einstellen müssen.
Die wechselnde Hauptfigur
Für die meisten Star Trek-Fans ist der von Anson Mount gespielte Charakter allerdings kein Unbekannter, sollte es sich dabei schließlich ursprünglich um die Hauptfigur in der alten Serie „Raumschiff Enterprise“ aus den 60iger Jahren handeln. Fans wissen hier Bescheid: In der einstigen Pilotfolge „Der Käfig“ traf Christopher Pike als Captain der Enterprise auf die Talosianer, bis der Sender letztendlich entschied, die Figur doch durch William T. Kirk zu ersetzen. Damit wird auch erstmals klar: „Star Trek Discovery“ spielt genau zwischen dieser Pilotfolge und der restlichen alten Enterprise-Serie. Wie praktisch, dass wir Christopher Pike hingegen eher selten zu sehen bekamen: So handelt es sich bei dieser Figur um ein insgesamt unbeschriebenes Blatt, das sich aber dennoch zeitlich hervorragend in die Serie einfügt. Und an der Stelle kann Anson Mount ebenso überzeugen, wie zuvor Jason Isaacs in der Rolle von Captain Lorca: Mit Sympathie und Charisma, aber stark ausgeprägten Führungsqualitäten und so manch unkonventioneller Herangehensweise punktet der neue Pike bei den Star Trek-Fans und gibt schnell eine Figur ab, unter der so mancher Fan wohl selbst gerne auf einem Raumschiff dienen würde.
Wer ist eigentlich Airiam?
Schade ist an der Stelle allerdings, dass eine solch gelungene Charakterdarstellung nicht auf alle Figuren zutrifft. Insbesondere die Nebenfiguren werden auch in der zweiten Staffel insgesamt noch zu wenig beleuchtet und kommen deutlich zu kurz, obwohl die Macher eigentlich Besserung versprachen. Während das allerdings in der vorherigen Staffel, die über eine wesentlich verworrenere Kernhandlung verfügte, noch nicht allzu problematisch war, übernehmen die Nebencharaktere in Staffel 2, die einen klassischeren, „trekigeren“ Erzählstil verfolgt, nun zunehmend eine wichtigere Rolle. Da darf so manche unbekanntere Figur auch einmal mit auf eine Außenmission, die „nebensächliche“ Brückencrew bekommt insgesamt mehr Dialoge und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der Besatzung werden wichtiger. Allerdings gibt es da einen Haken: Ernüchternd stellen wir, wenn es sich zum Ende der Staffel nähert, zunehmend fest, dass wir über diese eigentlich so wichtigen Figuren doch so gut wie gar nichts wissen, denn vor allem die erste Staffel hatte gänzlich versäumt, die Charaktere auszuarbeiten. Bekommt dann etwa die kybernetische Lebensform Airiam im späteren Verlauf eine potentielle Schlüsselrolle, wird erst so richtig deutlich, wie problematisch das ist. Und betrachtet man rückblickend, dass wir etwa in wenigen Folgen von „Star Trek: The Next Generation“ weitaus mehr über Nebenfiguren erfahren haben, als in zwei Staffeln von „Star Trek Discovery“ könnte man das durchaus als Armutszeugnis bezeichnen, bei dem die Autoren eindeutig versagt haben. Insbesondere auch mit Hinblick auf die Tatsache, dass hier eben kein Episodenformat mehr angewendet wird.
Klassisches Star Trek
Den richtigen Weg allerdings scheint die zweite Staffel (anfänglich) durchaus einzuschlagen und damit vor allem Fans der alten Schule immer mehr zufriedenzustellen. Stand nämlich Krieg und Action ebenso, wie eine gänzliche (aber mutige und innovative) Infragestellung der Ideale der Föderation in Staffel 1 noch im Vordergrund, bekommen wir nun immer mehr „klassische“ Star Trek-Abenteuer zu sehen. Da dürfen wir uns mit ethischen und moralischen Fragen über fremde Zivilisationen auseinandersetzen, neue Planeten erkunden und wissenschaftlich aufregende Abenteuer erleben. So mancher Fan wird sagen: Das ist mehr „Star Trek“, als alles, was er in den Jahren zuvor etwa von J.J. Abrams zu sehen bekam. Und doch hat die zweite Staffel von „Star Trek Discovery“ durchaus noch ihre Schwächen, scheint sie manchmal einfach nicht zu wissen, welche Richtung sie nun eigentlich einschlagen möchte. Da gibt es einerseits hektische, fast inhaltslose Folgen wie den Piloten der aktuellen Staffel und andererseits großartige Abenteuer wie „New Eden“ von Jonathan Frakes, „Donnergrollen“ bei der wir den Heimatplaneten von Saru besuchen und damit Einblicke in eine neue Kultur erhalten oder „Gedächtniskraft“, bei der „Star Trek“ nach über 50 Jahren endlich noch einmal zu den Talosianern zurückkehrt und damit echten Fan-Service abliefert.
Gefahren der Digitalisierung?
Und doch muss man zum Ende der Staffel hin dann doch sagen, dass die zweite Staffel von „Star Trek Discovery“ vielleicht inhaltlich ein bisschen zu dick aufträgt. Einerseits passt das natürlich zum bisherigen Stil der Serie, mit wirklich überraschenden Wendungen in der zweiten Hälfte einer jenen Staffel zu punkten, doch manches möchte dann einfach nicht so recht in die klassische Utopie von „Star Trek“ passen, bei der wir normalerweise einen positiven Blick in die Zukunft werfen. Dabei ist die Serie eigentlich durchaus intelligent, spickt sie kleinere Anspielungen auf den weiteren Verlauf der Staffel immer wieder in die einzelnen Episoden und macht etwa mit Pikes Abneigung gegen die Hologrammtechnik die Grundthematik der negativen Auswirkungen ausufernder Digitalisierung deutlich, doch der langjährige Fan wird sich an dieser Stelle wohl fragen: Wie soll das eigentlich am Ende in den Kanon passen? Wie möchte „Star Trek Discovery“ auf lange Sicht eigentlich erklären, dass es bestimmte Technologien später in „Raumschiff Enterprise“ und „The Next Generation“ überhaupt nicht mehr gibt und dass die heute angesprochenen Gefahren in der Zukunft offenbar überhaupt keine Rolle mehr spielen? Mit Fortschreiten der Serie wird der Rahmen, in dem man all diese Dinge wohl erklären könnte, jedenfalls zunehmend enger. Und „Star Trek Discovery“ muss aufpassen, bei den Versuchen, die Handlung in den Kanon zu pressen, seinen Inhalt nicht zu sehr an den Haaren herbeizuziehen.
Fazit:
Endlich wieder „echtes Star Trek“: Wenn sich die Zuschauer mit ethischen Fragen auseinandersetzen müssen, neue Zivilisationen erkunden und wissenschaftliche Phänomene untersuchen, schlägt das Herz eines jeden Trekkies schnell höher und „Star Trek Discovery“ scheint endlich den richtigen Weg gefunden haben. Trotzdem hapert es an der ein oder anderen Stelle nach wie vor, was sich insbesondere bei der Ausarbeitung der Nebencharaktere und der wirren zweiten Hälfte deutlich bemerkbar macht.
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