Star Trek: Discovery |
Land/Jahr: USA 2017 |
Genre: Serie / Sci-Fi |
Regie: Diverse |
Darsteller: Sonequa Martin-Green Jason Isaacs Doug Jones Anthony Rapp Mary Wiseman Shazad Latif Michelle Yeoh James Frain Rekha Sharma |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: ca. 680 Minuten |
Kaufstart: Netflix: 25. September 2017 |
Label: Netflix / CBS |
Die Karriere von Commander Michael Burnham wird auf eine schwierige Probe gestellt, als sie nicht nur den Tod ihres Captains zu verantworten hat, sondern offenbar auch noch einen Krieg mit den Klingonen anzettelte. Doch Hoffnung naht bereits auf dem Weg in die Strafkolonie, als sie plötzlich vom Raumschiff USS Discovery abgefangen wird. Ihr amtierender Captain Gabriel Lorca ist in Zeiten des Krieges offenbar bereit, jedes Risiko einzugehen und schreckt auch nicht davor zurück, verurteilte Kriminelle in seine Crew aufzunehmen. Die Discovery dient als neues Flaggschiff der Sternenflotte schließlich nur einem Zweck: Den blutigen Krieg gegen die Klingonen zu gewinnen. Und da kommt der neuartige Sprungantrieb gerade recht, mit dem sie weit größere Strecken zurücklegen können, als die restliche Flotte der Föderation. Für Burnham allerdings hat das eigentliche Abenteuer jetzt erst so richtig begonnen…
Kritik:
Langersehnt und doch mit großer Skepsis erwartet, ist die neueste Star Trek-Serie im vergangenen Jahr exklusiv auf Netflix gestartet. Insbesondere Fans der „Next Generation“-Ära hatten doch große Zweifel daran, ob die neue Serie dem Franchise tatsächlich gerecht wird. Und doch sind die Stimmen zum Ende der ersten Staffel überwiegend positiv.
Star Trek im neuen Gewand
Obwohl zumindest auf den ersten Blick eine große Umgewöhnung notwendig zu sein scheint, ist „Star Trek Discovery“ nämlich genau das, was die neuen Filme von J. J. Abrams eigentlich hätten werden sollen: Sie verpacken Star Trek in ein neues, moderneres Gewand, behalten dabei allerdings den tiefgründigen Inhalt, die Kontroversen und ein interessantes politisches, sowie gesellschaftliches System bei. Letzteres ist schließlich genau das, was den Filmen zwischen all den Effekten und der starken Action größtenteils fehlten. „Discovery“ hält an den Prinzipien der Föderation fest und begeistert damit viele Fans von der ersten Folge an, manch andere zumindest spätestens ab der dritten Folge, wenn die USS Discovery erstmals in Erscheinung tritt. Denn auch die Erzählweise dürfte für „Star Trek“-Fans der alten Stunde sicherlich gewöhnungsbedürftig sein.
Durchgehende Handlung
Discovery verzichtet nämlich auf einzelne, in sich geschlossene Episoden und bietet damit ein Format, das sich für Netflix schließlich am besten eignet: Die gesamte Staffel folgt einem kausalen Zusammenhang und muss zwingend in der korrekten Reihenfolge angesehen werden. Das bringt zugleich natürlich ein Problem mit: Später noch einmal eine Folge zu wiederholen, die mitten in der Staffel spielt, macht nur wenig Sinn. Dafür bietet „Star Trek Discovery“ aber ganz neue Möglichkeiten der Charakterzeichnung und ist in der Lage, die Figuren detaillierter und aufwändiger zu entwickeln. Vor allem für Michael Burnham ist das eine durchaus positive Idee, denn so gelingt es einer Star Trek-Serie auch erstmals, die Handlung aus der Perspektive eines Commanders zu zeigen, statt aus der zentralen Sicht des Captains. Und auch komplette Schiffswechsel sind grundsätzlich möglich.
Traditionelles Design
Das Schiffsdesign dürfte den wahren „Trekkies“ dabei vermutlich von der ersten Sekunde an hervorragend gefallen. Denn anders als etwa Abrams verzichtet die Serie auf den übertriebenen „Apple-Look“ mit seinen zahlreichen Lensflares und setzt stattdessen auf ein traditionelles Design, wie wir es aus den früheren Zeiten des Franchises kennen. Die Schiffe aus „Star Trek Discovery“ sind womöglich die hübschesten, die wir bei Star Trek jemals gesehen haben – allen voran die edle USS Discovery und die überaus hübsch designte USS Shenzhou, die zugleich eine liebenswerte Hommage an das chinesische Raumfahrtprogramm darstellt und damit bereits zu Beginn die positive Vision einer vereinten Menschheit deutlich macht. Genau die Message, die sich Star Trek-Fans wünschen. Das zieht sich übrigens durch die gesamte Staffel, denn der Wert einer friedlichen Koexistenz steht grundsätzlich im Mittelpunkt.
Das Kontinuitätsproblem
Trotzdem hat das neue Design von „Star Trek Discovery“ aber auch einige Probleme, die damit zusammenhängen, dass die Serie genau zehn Jahre vor Captain Kirk mit seinem Raumschiff Enterprise angesiedelt ist. Dafür macht die Innenausstattung der Schiffe schließlich häufig einen etwas zu modernen Eindruck und ist wohl auch wegen der optischen Darstellung gezwungen, Technologien zu verwenden, die es in der Kirk-Ära einst noch gar nicht gab. Der Sprungantrieb, für dessen Abwesenheit in der Zukunft es im Verlauf der Staffel zumindest eine Erklärung gibt, lässt sich dabei noch verschmerzen. Kommen allerdings Hologramme hinzu, die ein wenig an „Star Wars“ erinnern oder tauchen Technologien auf, die nicht einmal Captain Janeway auf der USS Voyager zur Verfügung standen, wird es mitunter ein wenig kritisch. Als Fan sollte man sich also nicht zu sehr auf diese Dinge versteifen, um die neue Serie letztendlich genießen zu können. Das kann man nämlich, konzentriert man sich auf die inneren Werte von „Star Trek Discovery“.
Selbstreflexion der Föderation
Vergleicht man die neue Serie rückblickend mit den vorherigen „Star Trek“-Serien, so stellt sich Discovery im Laufe der Zeit nämlich als die kontroverseste und inhaltlich tiefgehendste Serie des gesamten Franchises heraus. Und das liegt vordergründig vor allem an der Selbstkritik, die „Star Trek Discovery“ zu jeder Zeit mitbringt. Die Föderation ist hier nämlich erstmals nicht mehr zweifellos auf der guten Seite, die (pseudo)sozialistische Ideologie steht massiv in der Kritik – und das zum Teil auch aus den eigenen Reihen. Von „Assimilation“ und „Homogenisierung“ ist die Rede, wenn die Gleichmacherei der Vereinigten Föderation zum Ziel von Hass und Ablehnung wird. Eine Anpassung aller Zivilisationen auf Kosten der eigenen kulturellen Identität, um zwanghaft eine (vermeintlich falsche sozialistische) Ideologie durchzusetzen. Damit bleibt „Star Trek Discovery“ auch seinen Traditionen treu, wie es Abrams in seinen Filmen nie gelungen ist: Die Serie überträgt Einflüsse aus der Realität auf das Star Trek-Universum. Denn wo einst „Raumschiff Enterprise“ im Jahre 1966 stark vom Kalten Krieg beeinflusst wurde, ist es heute der Kampf zwischen Konservativen, die sich ihrer Kultur und Identität beraubt fühlen, gegen das vermeintlich linke Establishment. Das ist echtes Star Trek, wie es sein sollte.
Fazit:
Trotz modernem Gewand und kleineren Kontinuitätsproblemen bleibt „Star Trek Discovery“ seinen Prinzipien und Traditionen treu und liefert tiefgründige, inhaltlich kontroverse Science-Fiction mit spannender politischer, sowie gesellschaftlicher Bedeutung. Damit gelingt der Serie das, was die neuen Filme von Abrams hätten werden sollen.
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