In einer nicht allzu fernen Zukunft hat sich die Menschheit bereits über das gesamte Universum verbreitet. Hunderte von fremden Planeten wurden kolonisiert, um die eigene Spezies zu erweitern und hoffentlich auf fremde außerirdische Lebensformen zu stoßen. Doch zwischenzeitlich wurde die einstige Heimat Erde unbewohnbar und die Hoffnung auf intelligentes Leben im All blieb eher ernüchternd. Schon bald stellte die Menschheit fest, dass sie sich nirgendwo im Weltraum wirklich zuhause fühlen konnte und machte sich auf den Weg zurück zur Erde. Doch mittlerweile war ihre Spezies auf eine so hohe Zahl angestiegen, dass der Platz auf der Erde längst nicht mehr für alle ausreichte. Ein Krieg um die Heimat begann, der letztendlich auch die letzte Hoffnung zerstörte. Umschlossen von dunkler Materie beschloss die neu gegründete „Gaia Sanction“, den Heimatplaneten zu einem heiligen Gebiet zu erklären und eine Sperrzone einzurichten. Lediglich Weltraumpirat Captain Harlock will sich dem entgegen stellen und den Weg für einen Neuanfang für die Menschheit bereiten…

Kritik:
Normalerweise überzeugen japanische Animes eher mit süßen Figuren, einem tollen Fantasysetting und riesigen niedlichen Augen. „Space Pirate Captain Harlock“ distanziert sich allerdings deutlich von diesem Klischee und spendiert uns stattdessen einen visuell ansprechenden Science-Fiction-Streifen – vollständig mit CGI-Computeranimationen gedreht. Zeichentrick war gestern.

Der mystische Pirat
Die Macher orientieren sich dabei an einer Mischung aus klassischem Science-Fiction-Epos und einer echten Piratenthematik. In düsterem schwarz getaucht, fliegt daher das gewaltige und massive Raumschiff durch die finstersten Ecken des Weltraums und wirkt auch optisch, wie ein Piratenschiff. Die Totenkopf-Flagge am Heck, ein weiterer Rammblock in Form eines Totenkopfes an der Front, seitlich dichter schwarzer Rauch – ein echtes Geisterschiff im Weltraum kann man sagen, das dementsprechende Atmosphäre erzeugt. Durch die optische Gestaltung des Schiffes in Kombination mit den hübschen Weltraumnebeln, die im Hintergrund immer wieder die Optik verschönern, entsteht jederzeit ein sehr mystisches Feeling. Das wird unterstützt durch die außerirdische Rasse der Nibelungen, welche einem Fabelwesen ähneln oder auch den martialisch anmutenden Maschinen im Kontrast zu den eher hellen Raumschiffen der religiös motivierten „Gaia Sanction“. Insgesamt entsteht dabei eine fesselnde Grundstimmung, die in dem Gesamtkonzept richtig gut aufgeht.

Augenschmaus im Weltraum
Natürlich bleiben einige japanische Einflüsse aber nicht aus. Captain Harlock präsentiert daher seinen erwarteten coolen Blick mit über das Gesicht gekämmten Haaren und flatterndem Umhang. Die Uniformen der Crewmitglieder beeindrucken mit ihrem düsteren Erscheinungsbild und den passend dazu aufgemalten Totenköpfen und selbst der Papagei darf einem Piraten schließlich nicht fehlen. Insgesamt ist „Space Pirate Captain Harlock“ also ein optischer Augenschmaus, der sich vor Hollywood-Produktionen nicht verstecken braucht. Visuell kann man es schließlich locker mit Steven Spielbergs Animations-Blockbuster „Tim & Struppi“ aus dem Jahre 2011 aufnehmen – nur, dass vor allem die Weltraumszenen mit ihren detaillierten Raumschiffen, schwer beeindruckenden Planeten und strahlenden Effekten nochmal qualitativ einen drauf setzen. Da dürfte es auch echten Science-Fiction-Fans überhaupt nicht mehr stören, dass sie hier lediglich animierte Figuren zu sehen bekommen, denn das fällt schon bald kaum noch ins Gewicht. Dass man sich mit seiner Fantasystory dann auch gut an „Star Wars“ anlehnen kann, tut sein übriges. Besser hätte man einen Animationsfilm wohl kaum machen können, der auch für Erwachsene interessant sein soll.

Fazit:
Statt mit einem klassischen Anime begeistert „Space Pirate Captain Harlock“ als visuell beeindruckender Animationsfilm mit Science-Fiction-Fantasy-Setting. Hier werden auch die Erwachsenen sehr viel Spaß haben.