Soul |
Land/Jahr: USA 2020 |
Genre: Animation |
Regie: Pete Docter Kemp Powers |
Darsteller: - |
FSK: ab 0 Jahren |
Dauer: 100 Minuten |
Kaufstart: 22. April 2021 |
Label: Walt Disney Studios Home Entertainment |
Schon seit seiner Kindheit träumt Joe Gardner davon, endlich ein erfolgreicher Jazz-Musiker zu werden. Seitdem ihn sein Vater das erste Mal mit in einen Jazz-Club genommen hat, widmet er sein Leben der Musik. Doch statt auf der Bühne zu stehen, unterrichtet er heute als Musiklehrer die mehr oder weniger talentierten Schüler einer Mittelschule. Genau in dem Moment, als ihm eine Vollzeitstelle angeboten wird, bietet sich ihm auch die Chance seines Lebens: Er soll an der Seite einer der berühmtesten Jazz-Künstlerinnen der Stadt auftreten und damit endlich richtig auf Tour gehen können. Dumm nur, dass er ausgerechnet auf dem Weg zu seiner ersten Probe einen tödlichen Unfall erleidet – und statt im Jenseits kurzerhand im Davorseits landet. Während er dort als Mentor die noch jungen ungeborenen Seelen auf die Erde vorbereiten soll, sucht er selbst verzweifelt einen Weg zurück in seinen menschlichen Körper…
Kritik:
Erst auf Disney+, nun auch im Heimkino: Disney Pixars neuester Animationsfilm nimmt uns mit in die Tiefen der afroamerikanischen Kultur und begibt sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Und dabei geht er außergewöhnlich kreative Wege…
Kreativität in der Seelenwelt
In „Soul“ begleiten wir nämlich den afroamerikanischen Jazz-Künstler und Musiklehrer Joe Gardner. Eine große, schlaksige und intelligente – aber auch in seiner Karriere bisher erfolglose Figur. Ständig auf der Suche nach der Erfüllung seines großen Lebenstraumes und vielleicht doch gar nicht so sicher, ob er damit überhaupt den wahren Sinn seines Lebens finden wird. Damit nämlich muss er sich zwangsläufig beschäftigen, als Joe Gardner durch einen tödlichen Unfall nicht ins Jenseits, sondern ins Davorseits katapultiert wird. Hier kommt auch gleich die große Kreativität von „Soul“ zum Vorschein: Die Macher mussten eine gänzlich neue Fantasiewelt aus ihren Köpfen heraus entwickeln, eine Zwischenwelt der Seelen, die universell für alle Kulturen gleichermaßen neutral aussehen kann. Mit ihren selbstleuchtenden, irgendwie fluid wirkenden Figuren und Kulissen bringt „Soul“ da schon eine faszinierende Umgebung mit.
Pixar mit philosophischer Tiefe
Und zugleich eine für einen Disney-Film ungewöhnlich starke philosophische Tiefe. „Soul“ stellt sich den Fragen nach dem Sinn des Lebens, dem Leben nach dem Tod und danach, ob unsere grundlegenden Charaktereigenschaften denn wirklich angeboren sind. Denn wenn Joe Gardner nicht im Jenseits, sondern im Davorseits landet, soll er als Mentor die ungeborenen Seelen auf die Erde vorbereiten, in dem er ihnen eine ganz besondere eigene Leidenschaft verpasst. Doch ist das wirklich vorbestimmt, liegt es in unseren Genen oder kann diese Bestimmung doch beeinflusst werden durch Entscheidungen oder den Blick für die einfachen Dinge des Lebens? „Soul“ ist zugleich ein tiefgründiger Spiegel für den Zuschauer und die Gesellschaft, denn er bringt das Publikum zum Nachdenken darüber, ob die ewige Jagd nach dem „großen Karriere-Ziel“ wirklich erstrebenswert ist oder der Mensch doch lieber die kleinen Genüsse des Lebens stärker schätzen sollte. Mit einer solch enormen Tiefe wird „Soul“ aber vor allem auch für erwachsene Zuschauer überaus interessant, könnte jedoch für die ganz Kleinen wiederum etwas zu kompliziert sein. Trotzdem bleibt die philosophische Tiefe die große Stärke des Films.
Gag-Feuerwerk als Körpertausch-Komödie
Zu einem richtigen Animations-Meisterwerk wird „Soul“ jedoch auch deshalb, weil das längst nicht alle Qualitäten sind, die der Pixar-Streifen zu bieten hat. Eine gewaltige Portion Humor sorgt dafür, dass wir hier beinahe zwei Filme in einem zu sehen bekommen. „Soul“ wechselt regelmäßig zwischen der Seelenwelt und der menschlichen Welt hin und her – und entwickelt in letzterem seine humoristischen Stärken. Dann nämlich wird der Animationsfilm zu einer Körpertausch-Komödie, denn wenn „Seelen-Mentor“ Joe mit der noch ungeborenen Seele 22 versucht, zurück auf die Erde zu gelangen, landet der Jazz-Musiker plötzlch im Körper einer Katze – und muss der unerfahrenen Seele in seinem Körper Handlungsanweisungen geben. Die Macher bei Pixar entpuppen sich dabei als Meister der Situationskomik und liefern uns zugleich eine der besten Komödien der vergangenen Jahre. Mit Gags, die intelligent überzeugen und nie zu albern werden.
Liebeserklärung an den Jazz
Spätestens, wenn „Soul“ dann auch noch seine gewaltige Portion Liebe auspackt, hat das Publikum den Streifen und vor allem Joe Gardner so richtig ins Herz geschlossen. Der Pixar-Animationsfilm ist schließlich auch eine Liebeserklärung an die Jazz-Musik und die kleinen, stilvollen Clubs im Herzen von New York. Das merkt man sowohl in den stilvollen Musikszenen, in denen die Künstler mit ihrem Saxophon perfekt und strahlend in Szene gesetzt werden, aber auch dann, wenn sich der Musiklehrer an einer Schülerin erfreut, die sich voll und ganz in ihre Musik vertieft und dabei ihre Umgebung vollständig vergisst. „Soul“ ist eine Zelebrierung der kleinen Künstler, der Leidenschaft und des Genusses – und eine unter die Haut gehende Aufforderung an das Publikum, die kleinen Dinge des Lebens stärker zu genießen.
Fazit:
Pixars Liebeserklärung an die Jazz-Musik hat einfach alles: Eine ordentliche Portion Drama, ein echtes Feuerwerk der Situationskomik und vor allem eine für Disney ungewöhnlich starke philosophische Tiefe.
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