Endlich zurück in die Freiheit: Nach acht Monaten Aufenthalt in der geschlossenen Psychiatrie wird Pat endlich entlassen. Nachdem er auf Grund der Untreue seiner Frau und seiner bipolaren Störung einen Gewaltausbruch hatte, hat sich in den vielen Monaten vieles verändert. Er darf sich gemäß einer einstweiligen Verfügung nicht näher als 150 Meter zu seiner Frau und seiner ehemaligen Arbeitsstelle nähern und muss fortan trotz seiner geschätzten über dreißig Jahre bei den beiden Elternteilen wohnen. Doch während er nicht einmal Zugang zu einem Telefon bekommt und stets unter psychiatrischer Beobachtung steht, freundet er sich kurzerhand mit der süßen Tiffany an, die ebenfalls in seiner Nähe wohnt – die nämlich hat nach dem Tod ihres Ehemanns ebenso starke psychische Probleme und versucht, ihren seelischen Frust mit Sexeskapaden loszuwerden. Gemeinsam versucht das ungleiche Paar, ihr gemeinsames Leben in den Griff zu bekommen. Doch während sich Tiffany Hals über Kopf so richtig verliebt, hat Pat nach wie vor nur Augen für seine Frau…
Kritik:
Schauen wir uns einmal im Internet um, sind die Meinungen über gewalttätige Psychiatriepatienten meist recht eindeutig. Menschen fordern, diese doch für immer einzusperren und bloß nicht mehr auf die „arme Bevölkerung“ loszulassen. In der Realität sind die Hintergründe und auch die wirklich kranken Menschen völlig anders, als in der Vorstellung vieler „Normalen“. In „Silver Linings“ begleiten wir Bradley Cooper und Jennifer Lawrence als psychisch krankes ungleiches Paar, das doch irgendwie viel normaler ist, als ihre Mitmenschen.
Hibbeliger Hauptdarsteller
Damit haben die beiden wirklich eine außergewöhnliche Rolle ergattern können, denn „Silver Linings“ ist kein hochemotionales Drama über die Abgründe der Psyche. Emotional wird es zwar trotzdem hin und wieder, doch eigentlich ist der Streifen von David O. Russell seit langer Zeit endlich einmal wieder eine waschechte Tragikomödie. Und hier steht der Witz tatsächlich im Vordergrund, denn der Mann mit der bipolaren Störung und den Gewaltausbrüchen, der seine Emotionen nicht immer unter Kontrolle hat, bekommt eine ganz eigene, witzige und spannende Sicht auf die Welt. Seine Rolle und seine Dialoge sind dabei schon eine kleine Besonderheit, denn statt Tempo durch schnellen Erzählstil aufzubauen, sorgen die Gespräche für rasantes Vorankommen. Bradley Cooper wirkt in seiner psychisch kranken Rolle stets ein wenig hibbelig, hyperaktiv und einfach wie jemand, der nie so recht ruhig sitzen bleiben kann. Nachts hält er seine Eltern auf Trab, weil er schlicht nicht schlafen kann, tagsüber streitet er sich beim Joggen mit Tiffany – doch innerlich hat er gleichzeitig viel mehr Ruhe und Natürlichkeit, als die meisten in ihrer Umgebung. Eine einzigartige Rolle, für die er nicht zu Unrecht für den Oscar als besten Hauptdarsteller nominiert wurde.
Verrückter sind immer die Anderen
Für Kontraste sorgen dann die überaus herausragend gewählten Nebendarsteller. Insbesondere Robert De Niro, der wieder mit seinem klassischen „Meet the Fockers“-Stil für den nötigen Humor sorgt und mit seiner außergewöhnlichen Charakterstärke überzeugt. Doch statt nur witzigen Slapstick hat De Niro weitaus mehr zu bieten, als in der damaligen Komödie. Die Emotionen sind tiefgründiger, die Sorgen und Probleme in der Situation immer wieder ersichtlich. Wenn Pat einmal wieder seine emotionalen Attacken hat und De Niro mit seinem besorgt-distanzierten Blick vom Sessel aus die Situation beobachtet, spricht allein seine Mimik bereits Bände. Doch auch Emotionen kann er sich erlauben, wenn es einmal zum Streit kommt, er weinend auf dem Bett seines Sohnes sitzt oder sich allmählich eine Meinung über die ebenso psychisch kranke Tiffany zu bilden versucht. Eine beeindruckend authentische Rolle – und ein unglaublicher, nie dagewesener natürlicher Umgang mit psychischen Problemen, wie wir ihn weder in Filmen, noch in unserer Gesellschaft bisher zu sehen bekamen. „Silver Linings“ macht damit nicht nur unglaublich viel Spaß, sondern könnte mit den genialen Charakterzeichnungen auch manchen Zuschauer wachrütteln.
Fazit:
Bradley Cooper sorgt mit seinem hibbeligen Auftritt für die wohl witzigste Psychostudie, die wir je erlebt haben und kann mit dem unglaublich natürlichen Umgang mit der Krankheit für echte Überraschungen sorgen. Muss man einfach gesehen haben.