Silk Road |
Land/Jahr: NL 2017 |
Genre: Thriller |
Regie: Mark de Cloe |
Darsteller: Olivia Lonsdale Gijs Blom Jonas Smulders |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 92 Minuten |
Kaufstart: 15. Dezember 2017 |
Label: Concorde |
Die junge Daphne gehört wohl zu jenen Mädchen, die sich selbst vermutlich als Nerd bezeichnen würden. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten vor dem heimischen Rechner und auch so manche Fähigkeiten als Hackerin stecken in ihr. Als sie dann plötzlich ihren Nachbarn Raymond kennenlernt, der ebenfalls das gleiche Hobby verfolgt, kommen ihr die Fähigkeiten gerade recht, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Dumm nur, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht ahnt, in welche kriminellen Machenschaften er verwickelt ist. Gemeinsam mit seinem Freund Sem hat er schließlich den Online-Schwarzmarkt „Silk Road“ gegründet, auf dem neben Drogen sogar Auftragsmorde gehandelt werden. Einmal zum Teil ihres kleinen Netzwerks geworden, kann es für das junge Mädchen schnell gefährlich werden…
Kritik:
Informatik-Themen in Filmen zu inszenieren, haben schon viele versucht – und sind häufig wegen ihrer unrealistischen Darstellung daran gescheitert. „Silk Road“ allerdings befasst sich nicht nur mit einem einst real existierenden Online-Schwarzmarkt im „Darknet“, sondern versucht zugleich auch, die Thematik ein wenig ernsthafter umzusetzen.
Nerds bei der Arbeit
Und das fällt bereits auf den ersten Blick auf, wenn wir das Jugendzimmer der Hauptfigur Daphne betreten. Gleich mehrere passende Gaming-Monitore auf dem Schreibtisch sind dabei geradezu obligatorisch, um schon mit dem Equipment den Eindruck zu erwecken, die Macher wüssten hier tatsächlich, wovon sie sprechen. Und in der Tat: Sieht man Daphne und ihre Freunde dann auch gleich durchaus real existierende Befehle in die Kommandozeile eingeben, wird schnell klar, dass sich „Silk Road“ schon ein wenig mehr Mühe bei der Darstellung so mancher IT- und Hackingszene gibt. Natürlich verzichtet man auch hierbei nicht darauf, alles ein wenig mit Effekten und Geräuschen a la „Matrix“ aufzuhübschen, aber im Vergleich zu den meisten anderen Streifen dieser Art, punktet „Silk Road“ mit einer überraschend hohen Glaubwürdigkeit an dieser Stelle. So kann man sich den Film auch mit Informatikkenntnissen bedenkenlos anschauen, ohne sich dabei fremdzuschämen.
Darknet – ganz lokal
Etwas unrealistischer wird es dann allerdings, wenn sich „Silk Road“ – vermutlich aus dramaturgischen Gründen – der lokalen Umgebung der drei Hauptfiguren widmet. Obwohl ihr Online-Schwarzmarkt im sogenannten „Darknet“ natürlich mit Menschen rund um den Globus Handel treibt und sie auch regelmäßig damit beschäftigt sind, Luftpolsterumschläge in ferne Länder zu verschicken, darf man sich mitunter zurecht wundern, wieso dann doch derartig viele Zwischenfälle in ihrer direkten (manchmal fußläufigen) Umgebung passieren. Dass vermeintliche neue Kunden gleich mit dem Van angefahren kommen und die ein oder andere Kontaktaufnahme gar durch reale Begegnungen passiert, erscheint unglaubwürdig, bedenkt man die häufig rein online organisierten Webangebote. Erst recht, wenn dann auch noch mit höchst illegalen Gütern gehandelt wird. Aber vermutlich war es wohl spannender anzusehen, eine Bedrohung in der eigenen Innenstadt zu zeigen, als sich ausschließlich auf Internetkontakte zu beschränken. Obwohl doch selbst „Inside Wikileaks“ einst zeigte, wie man auch derartiges interessant darstellen kann, ohne zu sehr abzudriften. Mit dem Abdriften hat “Silk Road” aber ohnehin ein Problem, denn die Faktenlage nimmt der Streifen nicht ganz so genau. Selbst der Name des realen Gründers wurde nicht übernommen.
Auch Nerds brauchen Liebe
Umso mehr freut man sich dann darüber, dass die Wahl der Hauptdarsteller – allen voran Gijs Blom und Jonas Smulders – kaum besser hätte gelingen können. Mit ihrem jungen und insgesamt smarten Auftreten, kaufen wir ihnen die Rolle der IT-affinen Nerds zu jeder Zeit ab. Da passt dann auch der manchmal etwas befremdliche Umgang von Blom eigentlich ganz gut, wenn er mit seinem nerdigen Charakter doch ein paar soziale Defizite aufweist. Das allerdings hat „Silk Road“ dann auch nicht gehindert, die spannende „Darknet“-Thematik mit einem Coming-of-Age-Drama zu kombinieren. Ganz ohne Liebe kommt eben auch ein weiblicher Nerd nicht aus und wenn man sich erst einmal in das große Vorbild verguckt hat, wird man doch auch freiwillig gerne zum Online-Drogendealer. Schade an der Stelle, dass Olivia Lonsdale in der Rolle der Daphne dann leider in Sachen Smartness nicht ganz mithalten kann und ihr Handeln doch oft nur Vorwand ist, um Männern hinterher zu laufen. Damit verspielt der Streifen auch einiges an Potential, hätte man schließlich die Gelegenheit nutzen können, an dieser Stelle eine hochintelligente weibliche Hauptfigur mit der Fähigkeit zum Universitätsstudium einzusetzen. Den Nerd jedenfalls kauft man ihr nur noch schwer ab, wenn sie sich abseits des Rechners überaus dümmlich aufführt.
Fazit:
Der Film über den gleichnamigen Darknet-Schwarzmarkt „Silk Road“ inszeniert die IT-Thematik einerseits zwar überraschend glaubwürdig, verspielt selbige Glaubwürdigkeit aber mit seiner Lovestory und der etwas zu lokalen Inszenierung dann ebenso schnell wieder.
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