Sherlock Holmes ist zurück und macht einmal mehr die Baker Street unsicher. Schnell in Langeweile verkommend ist er immer auf der Suche nach dem nächsten Fall und arbeitet dabei besonders eng mit den örtlichen Behörden zusammen. Kommen die Beamten einmal nicht weiter, werden der Privatdetektiv und sein Mitbewohner Dr. John Watson zur Rate gezogen, um dem neuesten Verbrechen auf die Schliche zu kommen. Mit überaus beeindruckender Auffassungsgabe und enormen Wahrnehmungsfähigkeiten entdeckt er selbst jene Hinweise, die für einen gewöhnlichen Menschen stets verborgen bleiben. Doch dabei bekommt es Sherlock schnell mit extrem kniffligen Aufgaben zu tun, die selbst seinen Verstand tatsächlich herausfordern können. Ein Ermittlungsfall hetzt somit den nächsten…
Kritik:
Spätestens seit seiner Rolle als Bösewicht in „Star Trek: Into Darkness“ ist der mittlerweile berühmteste britische Schauspieler wohl bei einigen Fans berühmt. Doch echte Fans kennen Benedict Cumberbatch vor allem aus der Serie „Sherlock“ in der er in der Hauptrolle bestens brilliert.
Sherlock Holmes der Moderne
Die Geschichten um den berühmten Privatdetektiv Sherlock Holmes gehören vermutlich zu den am häufigsten verfilmten Stoffen der Geschichte. Selbst Robert Downey Jr. durfte noch vor wenigen Jahren in dieser Rolle über die große Leinwand flittern. Obwohl das Cover der BBC-Serie zunächst nicht den Eindruck macht, ein besonders modernes Setting zu bieten, ist „Sherlock“ dennoch ganz anders, als die meisten Krimifans es wohl erwarten würden. Dieses Mal spielt der Detektiv nämlich nicht im späten 19. Jahrhundert und schleicht sich daher auch nicht durch die alten Straßen von London. Viel mehr haben wir es mit einer Neuauflage zu tun, in der die uralte Rolle in die heutige moderne Baker Street der Gegenwart versetzt wird. Und Benedict Cumberbatch verspricht dabei auch außergewöhnliche Charakterzeichnungen, die man von einem einst so beherrschten Mann ebenso wenig erwartet hätte.
Sympathischer Soziopath
Wenn Steven Moffat nämlich als Autor die Fäden in der Hand hat, dann wissen Kenner, dass sie es mit einer völlig durchgeknallten Hauptfigur zu tun bekommen, die psychisch ganz sicher nicht mehr vollkommen in Ordnung ist. Als Mitverantwortlicher für die wohl erfolgreichste BBC-Serie „Doctor Who“ weiß er schließlich, wie man abgedrehte Charaktere mit völlig absurden Vorlieben in Szene setzt – und Benedict Cumberbatch hat bereits des öfteren unter Beweis gestellt, dass er manipulative und mysteriöse Figuren herausragend spielen kann. Konkret bedeutet das, dass er seine überaus scharfe Wahrnehmungsgabe mit angeberischem Tempo heraus posaunt, vor Langeweile durchaus hin und wieder Löcher in seine eigene Wand schießt und den Wahnsinn manchmal im Sekundentakt zum Ausdruck bringt. Als hochintellektueller Mensch, der wohl keine Minute still sitzen kann und Smalltalk ganz und gar nicht schätzt, liefert er die genialste Charakterrolle der jüngsten Fernsehgeschichte. Allein Benedict macht die Serie zu einem echten Spaß für Zuschauer, die gerne einmal mitdenken.
Krimi in Überlänge
Zu Beginn der ersten Staffel kommt man da allerdings doch nicht ohne Schwächen aus. Außergewöhnlich ist dabei nämlich das überlange Serienformat, das eben nicht mehr mit klassischen 45-minütigen Episoden auskommt. Stattdessen bietet jede einzelne Staffel lediglich drei Episoden, die dafür allerdings mit 90 Minuten gleich in Spielfilmlänge daher kommen. Konkret hat das allerdings zur Folge, dass sich der Einstieg nicht für jeden Zuschauer sofort einfach gestaltet und dass insbesondere die Krimihandlung schnell zäh erscheint. Leider schwankt man nämlich anfänglich noch zwischen temporeichen Dialogen und langsam erzählten Krimifällen, die hin und wieder auch inhaltlich wirr und konstruiert erscheinen können. In der zweiten Staffel bessert man sich aber deutlich und liefert mit „Die Hunde von Baskerville“ eine Spannung ab, von der sich der deutsche „Tatort“ wohl locker ein paar Scheiben abschneiden kann. Düstere Atmosphäre, Dramatik und Angst warten da auf den Zuschauer, bevor die Geschichte anschließend mit klugen Storytwists in „Der Reichenbachfall“ seinen Höhepunkt erreicht. Krimifans sollten die Serien aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen also am besten gleich vergessen und hier unbedingt mal einen Blick riskieren.
Fazit:
Trotz ungewöhnlichem und anfänglich stellenweise zähem Konzept, brilliert Benedict Cumberbatch in seiner Rolle als hochfunktionaler Soziopath vollkommen und sorgt damit für frischen Wind im Krimigenre.