Selma |
Land/Jahr: USA / GB 2014 |
Genre: Drama |
Regie: Ava DuVernay |
Darsteller: David Oyelowo Carmen Ejogo Tom Wilkinson Tim Roth |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 128 Minuten |
Kaufstart: 2. Juli 2015 |
Label: Studiocanal |
Erst vor kurzem hat Martin Luther King den Friedensnobelpreis für sein Engagement gegen soziale Ungerechtigkeiten erhalten. Schließlich kämpft er schon seit Jahren dafür, dass schwarze und weiße Bürger der Vereinigten Staaten endlich gleichgestellt werden. Doch von einer echten Rassengleichheit ist das Land noch weit entfernt, auch wenn die Menschen formell bereits dieselben Rechte haben. Vor allem in den Südstaaten sind Rassismus und Diskriminierung noch alltäglich und einfache, friedliche Bürger werden mit Schikanen und Angst davon abgehalten, sich ins Wählerregister eintragen zu lassen. Mit ausschließlich weißen Mitbürgern an mächtigen Positionen und in den Behörden sind die Menschen in Selma und Umgebung nahezu machtlos gegen die Willkür. Doch gemeinsam mit seiner Bürgerrechtsbewegung möchte Martin Luther King zahlreiche schwarze Menschen mobilisieren, um in einem friedlichen Marsch von Selma nach Montgomery ihre gesetzlichen Rechte einzufordern…
Kritik:
Der berühmte schwarze Bürgerrechtler ist in den 60iger Jahren in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingegangen. Noch heute ist er den meisten Menschen rund um den Globus ein Begriff und wohl der Inbegriff für den Bürgerrechtskampf der schwarzen Bevölkerung. „Selma“ beschäftigt sich nun mit einem Teil seines Lebens.
Das Ende des Martin Luther King
Das Geschichtsdrama hat dabei einen genauen Lebensabschnitt im Fokus und möchte sich gar nicht allzu lange mit der Vorgeschichte beschäftigen. Dr. Martin Luther King hat seinen Friedensnobelpreis längst erhalten und die Bürgerrechtsbewegung ist offenbar kurz vor ihrem Ziel angekommen. Doch im Kampf um das Wahlrecht für Schwarze gibt es vor allem in den Südstaaten noch immer große Hindernisse, Gewalt und gar Mord. Genau an diesem Punkt setzt auch der gleichnamige Film an. Kurz auf seine Strategien zur Durchsetzung der Forderungen eingegangen, dauert es auch nicht lange, bis wir den berüchtigten Martin Luther King auf seiner Reise nach Selma begleiten. Genauer gesagt befasst sich „Selma“ mit den letzten vier Jahren seines Lebens und dem alles verändernden Marsch von Selma nach Montgomery. Historische Fakten sind dem Streifen dabei überaus wichtig, wodurch das Drama durchaus auch einen lehrreichen Teil haben mag. Einer der Gründe, wieso dieser Film so herausragend ist.
Gewaltfrei und konsequent
Allerdings profitiert der Streifen auch enorm von seinen talentierten Darstellern, allen voran David Oyelowo, der für die Hauptrolle des Martin Luther King verantwortlich ist. Ihm gelingt es, den legendären Bürgerrechtler von einer überaus positiven und angenehmen Seite darzustellen. Besondere Wichtigkeit liegt schließlich darauf, ihn als sehr friedlichen und ruhigen Menschen zu präsentieren. In seiner Rolle überzeugt er jedenfalls als besonnener, strategisch intelligenter und in seinen Reden mitreißender Mann. Eine beeindruckend originalgetreue Darstellung von Martin Luther King. Klar ist allerdings auch: Durch diese außergewöhnlichen Charaktere, ist „Selma“ gezwungen, sich auch möglichst viel Zeit für Figuren und Story zu lassen. Dementsprechend langsam und behutsam geht das Drama also vor. Schnelle Effekte werden wir also nicht zu sehen bekommen, sondern stattdessen langsame Schnitte mit Konzentration auf Mimik, Sprache und Handlung. Die richtigen überraschenden Gewaltmomente, welche die Story erschüttern lassen, wirken dadurch umso eindringlicher und auf natürliche Weise aufrüttelnd. Insofern ist „Selma“ ein handwerklich überaus geschicktes Werk.
Big Brother is watching you
Ein weiterer gelungener Kniff ist die ständige subtile Bedrohung, die in diesem Streifen für eine ganz eigene Dynamik und Dramatik sorgt. Man versucht nicht, ununterbrochen mit roher Gewalt zu schockieren und zu fesseln, sondern nutzt dafür durchaus auch passive, wenn auch nicht weniger bedrohliche Situationen. Die Bespitzelung durch das FBI nutzt Regisseurin Ava DuVernay schließlich ganz bewusst aus, um eine generell bedrängte Atmosphäre zu schaffen. Das gezielte Demontieren der Bewegung und Kings Familie hat gerade in der heutigen Zeit, in der die Überwachungsskandale ein dauerhaftes Thema sind, eine ganz eigene Wirkung. Sie wirkt greifbar und glaubwürdig. Was keineswegs bedeuten soll, dass es nicht trotzdem erschütternde Szenen gibt, in denen der Rassismus ausufert und es zu grauenhaften Gewaltakten gegen Schwarze kommen soll. Doch diese stehen nicht im Mittelpunkt, sie werden nicht zum Selbstzweck, sondern sind gezielt und kontrolliert eingestreut. Man kann diesen Film daher einfach nur lieben.
Fazit:
Regisseurin Ava DuVernay weiß immer ganz genau, was sie tut: Jede einzelne Szene, jeder Dialog und jede Handlung scheinen absolut kontrolliert und sekundengenau eingefügt zu sein, sodass „Selma“ zu jeder Zeit einen handwerklich perfekten Eindruck macht. Herausragende Darsteller und eine interessante, historisch korrekte Story machen den Film dann zu einem Meisterwerk.