Wladimir, Mischa und Andrej sind drei junge Russen, die kurz nach dem Mauerfall die Gelegenheit nutzen, ihre gehasste Sowjetunion zu verlassen. In Ostberlin suchen sie fortan ihr Glück und sind erstaunt über die Feierlaune der Deutschen, die eigentlich nur von der Fußball-Weltmeisterschaft herrührt. Mit großen Frechheiten, manchmal dreisten Auftreten und einem smarten Humor gilt für sie nur noch eines: Sie müssen alles dafür tun, ihre Träume zu verwirklichen. Bei Wladimir scheint das auch recht gut zu gelingen, nachdem er die hübsche Olga kennenlernt, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Doch ausgerechnet einer seiner besten Kumpel macht ihm zu schaffen: Als nicht-jüdischer Russe bekommt dieser schließlich lediglich für drei Monate ein Visum. Nun heißt es eine deutsche Frau zu finden, die er heiraten soll. Dumm nur, dass das vermeintliche Opfer ausgerechnet eine Freundin von Olga ist. Plötzlich nimmt die Geschichte einen unerwarteten Lauf…
Kritik:
Die Russen sind da! Denkste… denn in „Russendisko“ versuchen sich eher Matthias Schweighöfer und seine anderen deutschen Kollegen als eben solche auszugeben. Kurz nach der Wiedervereinigung in Deutschland eingetroffen, gilt es fortan das Leben auf eigenen Beinen zu meistern. Doch das gestaltet sich angesichts typisch deutscher Klischee-Probleme nicht immer einfach. Bleibt die Frage, ob wir das vermeintliche Liebesdrama nun tatsächlich ernst nehmen sollen, oder ob man uns nur einmal mehr die inzwischen total langweilig gewordene DDR zeigen möchte. Oder vielleicht auch gar nichts von beidem.
Das moderne 1990
Überzeugen kann das Setting der frühen 90er Jahre schließlich nicht, ist die typische Berliner Umgebung doch problemlos in die heutige Zeit einsetzbar. Einzelne Szenen in der Nähe der Mauer, welche als einzige überhaupt darauf hindeutet, dass es sich bei der Location um Berlin handelt, mögen zwar immerhin gut in die 90er passen, doch ansonsten kommt weder auf der Straße, noch in den Räumlichkeiten ein echtes 90er Jahre Feeling auf. Dass dann auch noch Scientologen, die zur damaligen Zeit alles andere als erfolgreich im Osten waren, fast alltäglich auf der Suche nach neuen Mitgliedern die Straßen besetzen, mag uns ebenfalls recht befremdlich erscheinen. Tatsache ist dann schließlich, dass sich „Russendisko“ einfach nicht wirklich entscheiden kann, ob er nun lieber DDR-Feeling wieder geben möchte, uns in die 90er Jahre versetzen möchte, oder doch nur eine Gegenwartsgeschichte über Russen abliefert, die eigentlich keine sind.
Falsche Juden. Falsche Russen. Falscher Film?
Apropos keine Russen sein: Nach bisher recht soliden Leistungen in „Rubbeldiekatz“ und „Friendship“ überrascht es doch sehr, dass Matthias Schweighöfer in diesem Streifen scheinbar völlig neben der Spur ist. Mit seinem Milchbubi-Gesicht, seinem stinknormalen deutschen Auftreten und seinem absolut niemals vorhandenen russischen Dialekt, kann er in der Rolle des vermeintlichen Russen ganz und gar nicht überzeugen. Würde man uns nun nicht sagen, dass es sich bei den Protagonisten um Russen handelt, könnten wir dies als Zuschauer wohl kaum erkennen. Das spricht in der Tat wirklich nicht für schauspielerische Qualitäten und erstmals muss man sich ernsthaft fragen, ob Schweighöfer wirklich den richtigen Beruf gewählt hat. Immerhin versucht er, ein wenig russische Stilmittel einzubringen – doch daran scheitert er ebenso kläglich, wie seine Kollegen Friedel und Mücke. Schade drum, denn warum „Russendisko“ nun überhaupt „Russendisko“ heißt, wird uns erst zum Ende des Filmes erklärt. So manches Mal haben wir also den Eindruck, irgendwie im falschen Film gelandet zu sein – wenn wir uns denn überhaupt überwinden können, diesen nicht vorab abzuschalten.
Heirat fürs Visum
Dabei hatte „Russendisko“ wirklich Potential angesichts der tollen Ideen und der oberflächlich betrachtet zumindest einigermaßen guten Story. Im Mittelpunkt steht dabei ein Russe, der wegen seines abgelaufenen Visums schon bald ausgewiesen werden soll und unter allen Umständen eine deutsche Frau heiraten will. Im Grunde ist das durchaus eine ungewöhnliche Lovestory, denn an das Thema der vorgetäuschten Liebe hat sich die Filmindustrie ebenso selten heran gewagt, wie an das Thema Heiratsschwindler. Dumm nur, dass auch in diesem Fall einfach nicht allzu viel funktionieren mag, denn „Russendisko“ ist bezogen auf seine Umsetzung weder humorvoll, noch romantisch. Die Geschichte dümpelt mehr oder weniger vor sich hin und der Funke schafft es einfach nicht, auf den Zuschauer überzuspringen. Sich da in die Emotionen, die eigentlich kochen müssten, hineinzuversetzen, scheint absolut unmöglich und aus einem Liebesdrama mit potentiell erstklassiger Story wird ein oberflächlich wirkendes Filmchen, ohne echte Daseinsberechtigung. Letztendlich können nur noch Peri Baumeister und Susanne Bormann dem Film ein paar Qualitäten entlocken.
Fazit:
Mit einer spannenden Idee um Hochzeiten fürs Visa hatte „Russendisko“ ein hohes Potential und die Möglichkeit, eine Story mit Tiefgang zu liefern. Doch mit wenig überzeugenden Darstellern, langweiliger Inszenierung und kaum Emotionen wird eben dieses Potential schnell zunichte gemacht.