Irgendwie kann sich die 16-jährige Gwendolyn Shepherd nicht so ganz mit ihrer Familie anfreunden. Seit der Geburt ihrer Cousine Charlotte wird diese schließlich von der gesamten Verwandtschaft angehimmelt und bevorzugt. Selbst zu ihrem Geburtstag tauchen zahlreiche hochnäsige Menschen auf, mit denen Gwendolyn einfach nichts anfangen kann. Charlotte soll nämlich eine besondere Gen-Mutation besitzen, durch die sie angeblich in der Lage ist, durch die Zeit zu reisen. Derartige Geheimnisse häufen sich unterdessen in ihrer Familie, während Gwendolyn meist als dumm und tollpatschig abgestempelt wird. Doch eines Tages macht sie eine unerwartete Erfahrung: Kurz nachdem sie merkwürdige Gestalten in ihrer Umgebung sehen konnte und immer wieder Schwindelanfälle bekommt, landet sie tatsächlich in der Vergangenheit, anstelle ihrer Cousine. Es scheint, als hätte sie selbst das besondere Gen geerbt. Doch da kann ihr nur noch eine mysteriöse Sekte helfen, die nicht weniger geheimnisvolle Mysterien hütet und womöglich keineswegs mit offenen Karten spielt…
Kritik:
Da beschweren sich zahlreiche Genrefans doch seit einigen Jahren, dass das Fantasy-Genre längst zur Mangelware wurde und trotzdem haben wir entsprechende Top-Titel sogar aus dem eigenen Land. Mit der deutschen Produktion „Rubinrot“ dreht sich schließlich alles um Magie, Zeitreisen und ganz besondere Gen-Mutationen. Da dürfte auch mit einer eher jüngeren Besetzung entsprechende Spannung angesagt sein.
Prophezeiungen der Zeit
Dass diese Sache mit den Zeitreisen doch irgendwie „Wibbly Wobbly Timey Wimey“-Stuff ist, hat mittlerweile unlängst der berühmte Doctor Who geklärt. Dennoch wagen sich gewisse Menschen offensichtlich immer noch, ihre Fähigkeiten diesbezüglich zu nutzen und gemäß der klassischen Zeitreise-Theorie zwar gewisse Missionen zu erfüllen, aber niemals die Vergangenheit grundlegend zu ändern. In „Rubinrot“ dreht sich doch schließlich alles darum, einen gestohlenen Gegenstand zurückzuerlangen, der einst von Menschen entwendet wurde, die ebenfalls mit der Zeit reisen können. Doch erst einmal alles von vorne, denn auf den ersten Blick erinnert der Film sogar ein wenig an „Ich bin Nummer Vier“. Immerhin haben wir mit Maria Ehrich nicht nur eine überaus hübsche junge Darstellerin auf den Bildschirm bekommen, sondern auch noch einen Charakter, der völlig ohne jegliche Vorwarnungen und Vorbereitungen mit den neuen Fähigkeiten konfrontiert wird. So muss auch sie erst einmal lernen, mit den Zeitreisefähigkeiten umzugehen und sich den jeweiligen Zeitepochen anzupassen. Damit haben wir als – vor allem jüngere – Zuschauer doch schnell eine Identifikationsfigur, mit der wir uns schnell anfreunden können.
Das Unbekannte
Es ist spannend und unterhaltsam zugleich, wenn wir mit ansehen können, wir Gwendolyn völlig tollpatschig und unbeholfen durch die verschiedenen Zeiten stolpert und dabei mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert wird. Ein wenig mag da natürlich vor allem Mädchen-Kitsch nicht ausbleiben, denn neben der Kleiderprobe, schnulzigen Liebesszenen und Rokoko-Kleider, bleibt natürlich ein gewisser Zickenterror zwischen den eifersüchtigen Cousinen nicht lange aus. Darüber können wir allerdings hinwegsehen, wenn wir bedenken, dass die gesamte Geschichte insgesamt durchaus fesselt und mitreißt – da haben wir schließlich Glück gehabt, dass kitschige mädchenhafte Szenen hier keineswegs Überhand gewinnen. Trotz gewisser Logikfehler auch hinsichtlich gewissen Esoterikeinlagen, ist es doch einfach spannend, dem ungleichen Paar aus Maria Ehrich und Jannis Niewöhner – vermutlich zugleich auch Mädchenschwarm – dabei zuzusehen, wie es durch das England vergangener Jahrhunderte reist und dabei die Zustände der jeweiligen Epochen aufsaugen können.
Liebe geht durch alle Zeiten
Schade ist an der Stelle lediglich, dass man auf die jeweiligen gesellschaftlichen Probleme – beispielsweise die Pest – nicht weiter eingeht und nur kurze Eindrücke einfängt. Da wäre eine Vertiefung sicherlich nicht unvorteilhaft gewesen, zumal uns die jeweiligen Vergangenheiten emotional dann doch kalt lassen. Ganz anders hingegen die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen allen Protagonisten, bei der auch die interessante, wenn auch vorhersehbare Liebesgeschichte, unser Herz doch irgendwie erwärmt. Andererseits kann dies nicht annähernd mit den Leistungen der ulkigen älteren Frau mithalten, die während ihrer Visionen beinahe ganze Horrorszenarien ablaufen lässt. Nun, da können wir uns das Schmunzeln nicht verkneifen, sodass „Rubinrot“ am Ende doch fast alles zu bieten hat: Spannung durch Zeitreisen, Faszination durch Magie, Humor durch schräge Charaktere und ein bisschen Romantik durch herzerwärmende Liebesszenen. Ein abgerundetes Filmerlebnis also, bei dem wir die Zeit schneller vergessen, als wir erwartet hätten.
Fazit:
Die deutsche Fantasyproduktion kann schnell all ihre Erwartungen haushoch übertreffen und punktet mit einer ausgewogenen Geschichte über Zeitreisen, Magie und Liebe. Ein fesselndes Filmerlebnis.