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    Romans – Dämonen der Vergangenheit

    Romans – Dämonen der Vergangenheit


    Land/Jahr:
    USA 2017
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Ludwig Shammasian
    Paul Shammasian
    Darsteller:
    Orlando Bloom
    Janet Montgomery
    James Smillie
    Anne Reid
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    95 Minuten
    Kaufstart:
    27. Juni 2019
    Label:
    OFDb Filmworks

    Malky ist Abrissarbeiter in den Dreißigern und geradezu prädestiniert für seinen Job. Wenn es darum geht, hart anzupacken und schweres Werkzeug zu schwingen, scheint er der beste Mitarbeiter der Firma zu sein. Kein Wunder, liegt das nämlich auch an einem gewissen Hang zur Gewalt und seiner Schwierigkeit, feste Bindungen einzugehen, die er mit seinem Beruf zu kompensieren versucht. Als er eines Tages in seine Heimatstadt zurückkehrt, um die dortige Kirche abzureißen, kommt die Ursache seiner Problematik plötzlich wieder hoch: Malky wurde im Alter von 12 Jahren von einem Priester sexuell missbraucht und kämpft noch heute mit den psychischen Folgen dieser Tat. Die Begegnung mit dem Täter, der ebenfalls in die Gemeinde zurückgekehrt ist, verschlimmert die Problematik und lässt Rachegelüste in dem Abrissarbeiter aufkommen….

    Kritik:
    Sexueller Missbrauch durch die katholische Kirche ist seit Jahren ein wichtiges Thema, das die Gesellschaft bewegt und für zahlreiche Austritte aus der Kirche sorgt. Kritiker werfen der Kirche noch immer vor, das Thema nicht in angemessener Weise aufzuarbeiten und die Opfer im Stich zu lassen. An dieser Stelle kommt das Drama „Romans“ ins Spiel: Orlando Bloom beschäftigt sich dabei nicht mit der Tat ansich, sondern mit den Folgen für ein Opfer – zwanzig Jahre später.

    Der Mann als Opfer
    Da es die Thematik praktisch automatisch erforderlich macht, wagt „Romans“ auch einen mutigen Schritt. Während wir in den meisten Fällen schließlich Verwaltigungsdramen oder auch „Rape & Revenge“-Thriller aus der Perspektive der Frau kennen, traut sich dieser Streifen an einen Perspektivwechsel: Zum ersten Mal schlüpft hier der Mann in die Rolle des Vergewaltigungsopfers und geht sensibel auf die Folgen einer solchen Tat ein. Für Orlando Bloom ist das hinsichtlich seiner Charakterdarstellung eine Paraderolle: Zu jedem Zeitpunkt kaufen wir ihm die subtile psychische Situation ab, die aus unkontrollierten Wutausbrüchen, Verschlossenheit und Selbstverletzung zugleich besteht. Er spielt einen unscheinbaren Arbeiter, der in der Öffentlichkeit „funktioniert“ und daher wenig auffällig, aber in seinem Innersten so tief verletzt ist, dass er auch mit Frauen kaum eine richtige langfristige Beziehung eingehen kann. Eine Tat, die sein Leben zerstört hat. Und da braucht es auch keine Rückblenden in die Kindheit, um die Folgen einer solchen Vergewaltigung mehr als deutlich zu machen.

    Sensibilität, statt Schockmomente
    Insgesamt mag es „Romans“ dabei sicherlich etwas an Intensität fehlen, verzichtet der Streifen nämlich auf die ganz knallharten Szenen. Die eigentliche Vergewaltigung in der Kindheit bekommen wir zu keinem Zeitpunkt zu sehen und auch Gewaltexzesse in der Gegenwart halten sich etwas in Grenzen. Dadurch entwickelt der Streifen nicht die dramaturgischen Höhepunkte, wie wir sie oft etwa aus Drogenfilmen kennen. Unter dem Strich sorgt aber gerade das für die notwendige Natürlichkeit, mit der sich sicher auch reale Opfer identifizieren können: Psychisch Kranke – und genau das ist die Figur von Orlando Bloom als Folge dieser Tat – sind eben keine wild um sich schlagenden unkontrollierbaren Monster, vor denen man grundsätzlich Angst haben müsste, sondern ganz normale Menschen mit Freunden, Familien und Problemen. Und obwohl es irgendwie keinen Guten, keinen Helden in diesem Film geben mag, gelingt es dem Publikum, gewisse Sympathien für die Hauptfigur zu entwickeltn. Allerdings: Realen Opfern solcher Ereignisse möchten wir an dieser Stelle eine Triggerwarnung für diesen Film aussprechen.

    Vergebung für die Kirche?
    Mancher mag mit der Entwicklung des Films obendrein vielleicht nicht ganz zufrieden sein. Denn während sich der Titel auf den Brief des Paulus an die Römer aus der Bibel bezieht, in dem es heißt „Die Vergeltung ist mein“ und „Romans“ mit ziemlich vielen Metaphern arbeitet, geht es vor allem auch um eines: Vergebung als Mittel zur Verarbeitung. Das mag angesichts der psychischen Situation der Figur glaubwürdig sein, um endlich innerlich zur Ruhe zu kommen und ist vermutlich an reale Therapiemaßnahmen angelehnt, sorgt aber zugleich für eine Inkonsequenz in Hinblick auf die anfänglich stark vorhandene Kirchenkritik. Der zu Beginn so herbeigesehnte Pranger, die erhoffte Vergeltung und der Wunsch nach Gerechtigkeit mag auf eine Weise zu kurz kommen, dass manches Publikum vielleicht doch enttäuscht ist, wenn die Tat am Ende doch unzufriedenstellend ganz wie in der Realität unter den Teppich gekehrt wird. Aber genau das möchte „Romans“ eben sein: Knallhart glaubwürdig ohne dramaturgisch zu übertreiben – auf eine erschütternde Weise.

    Fazit:
    Das eindringliche Drama „Romans“ beschäftigt sich mit den Folgen des sexuellen Missbrauchs durch die katholische Kirche und geht dabei den mutigen Schritt, einen Mann in die Operrolle zu versetzen. Dabei verzichtet der Streifen allerdings oftmals auf dramaturgische Spitzen, um die Glaubwürdigkeit zu erhalten.

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