Rogue One: A Star Wars Story |
Land/Jahr: USA 2016 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Gareth Edwards |
Darsteller: Felicity Jones Diego Luna Ben Mendelsohn Donnie Yen Mads Mikkelsen Alan Tudyk Forest Whitaker |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 134 Minuten |
Kaufstart: 4. Mai 2017 |
Label: Walt Disney Studios Home Entertainment |
Die junge Jyn Erso musste einst mit ansehen, wie ihre Mutter von den Sturmtruppen des Imperiums kaltblütig niedergeschossen wurde. Seitdem sind fünfzehn Jahre vergangenen, in denen ihr Vater unfreiwillig auf der Seite des Imperiums arbeiten musste und an der Entwicklung einer todbringenden Waffe beteiligt war. Doch während Darth Vader noch immer versucht, die Existenz des Todessterns geheim zu halten, sehen die Rebellen in Jyn die große Chance, die Rebellion endlich voran zu treiben und den Kontakt zum abtrünnigen militanten Saw Gerrera, der Jyn einst vor den Truppen des Imperiums rettete, wieder herzustellen. Dumm nur, dass der Einsatz auf dem Mond Jedha gewaltig schief läuft und die Unterstützung des Rebellenrates allmählich schwindet, obwohl Jyn davon überzeugt ist, den Ort der Todesstern-Baupläne längst ausfindig gemacht zu haben…
Kritik:
May the 4th be with you: Ein besseres Datum könnte man wohl kaum auswählen, um den neusten Streifen aus dem Star Wars-Universum fürs Heimkino zu veröffentlichen. Nachdem der Hype um die fantasievollen Sci-Fi-Geschichten erst vor kurzem wieder los ging, hat es sich Disney schließlich zur Aufgabe gemacht, in deutlich stärkerer Regelmäßigkeit neue Star Wars-Streifen zu veröffentlichen. Mit „Rogue One“ weicht man dabei sogar erstmals von der klassischen Erzählweise ab und liefert ein Spin-Off fernab der üblichen Episoden.
Neue Charaktere, altes Muster
Damit einhergehend setzt „Rogue One“ allerdings auch auf gänzlich neue Figuren und Charaktere, die uns in eine etwas andere Story einführen möchten. Luke Skywalker und seine berühmten Freunde rund um Chewbacca sind damit also zumindest für diesen Film Geschichte – und auf so manche liebgewonnene Spezies von fremden Planeten müssen wir gar völlig verzichten. In der Hauptrolle befindet sich stattdessen die weibliche Heldin Jyn Erso, die ihre Kräfte der Macht längst noch nicht entdeckt hat und sich plötzlich inmitten einer Mission der Rebellen wiederfindet. Und dabei ist sie natürlich nicht auf sich allein gestellt, sondern darf sich auf klassische Muster bei der Auswahl der Crew freuen. Ob den obligatorischen Droiden K-2SO oder den blinden Beschützer eines Tempels – man fühlt sich spätestens bei der Charakterauswahl an eine alte Zusammensetzung erinnert, wie wir sie zuletzt noch im Videospiel „Knights of the old republic“ wiederfanden.
Ip Man kann auch Star Wars
Dass man allerdings bei den meisten der neuen Figuren tatsächlich auf namhafte Hollywood-Stars setzt, dürfte wohl ein weiteres Highlight des Films sein. So ist nun erstmals auch der chinesische Martial Arts-Kämpfer Donnie Yen mit von der Partie, der in seinem Heimatland schon seit geraumer Zeit als würdiger Nachfolger eines Jackie Chan gehandelt wird. Und anstelle von Strahlenwaffen und Lichtschwertern darf der sich auch gerne einmal mit einem Stab begnügen, um seine Kampfkunst einmal mehr zur Schau zu stellen. Betrachtet man die gekonnte Actionchoreographie, scheint die Rolle für ihn wie angegossen – und dennoch muss man sich doch nach einer Weile die Frage stellen, welchen Nutzen seine Anwesenheit überhaupt hat, wirkt sein Charakter auf Dauer überflüssig, da er wenig zur Storyentwicklung beiträgt. Ganz im Gegensatz zu Mads Mikkelsen oder Forest Whitaker, die zwar etwas kleinere Rollen ergattert haben, aber mit ihrer schauspielerischen Leistung überzeugen und „Rogue One“ einen roten Faden verleihen. Kenner werden dabei sicherlich überrascht sein, wie überzeugend Whitaker dabei einen vermeintlichen Bösewicht mit schwierigem Charakter darstellen kann.
Ein unendliches Universum
Das ist unterdessen aber längst nicht der einzige Vorteil, einmal von den Episoden abzuweichen und eine interessante Nebengeschichte zu erzählen. Denn wenn wir uns voll und ganz auf die Entstehung der Rebellion konzentrieren können und dabei stetig die Schauplätze wechseln, wird für das Publikum erst ersichtlich, wie groß das Star Wars-Universum abseits von Luke Skywalker eigentlich sein kann und wie viele spannende Geschichten an den verschiedenen Kriegsschauplätzen im Kampf zwischen Imperium und Allianz noch erzählt werden können. Man bekommt einen kleinen Vorgeschmack darauf, welches große Potential die Häufung von Star Wars-Filmen erst haben kann, wenn man die Story noch weiter auf ein umfangreiches, stimmiges Universum ausbaut, bei dem man sich nicht ausschließlich auf den ständig wiedergekauten Kampf zwischen Gut und Böse beschränken muss.
Parallelen zur Realität
Zugleich bietet „Rogue One“ aber auch einige nachdenkliche Momente, bei denen die Inspiration von realen Ereignissen und Charakteren nur allzu deutlich wird. Etwa dann, wenn ein Stellvertreterkrieg zwischen dem Imperium und der Allianz ausgerechnet auf dem Mond Jedha ausgetragen wird, auf dem so manche Einheimischen den Eindruck erwecken, direkt der islamischen Kultur entsprungen zu sein. Gewisse Anspielungen auf den aktuellen Nahostkonflikt sind dabei kaum zu übersehen und machen die Hintergründe des Konflikts im Star Wars-Universum noch ein klein wenig interessanter. Auch, wenn „Rogue One“ sich auf kurz oder lang natürlich wieder seinen fantasiereichen und fiktiven Darstellungsformen widmet. Immerhin möchte man auf krachende Action mit Strahlenwaffen auf keinen Fall verzichten und geht daher nur so weit in die Tiefe, wie es für Unterhaltungskino notwendig ist. Spätestens in der zweiten Hälfte kann man dann sogar darüber hinwegsehen, dass der Start des Streifens in den ersten fünfzehn Minuten ein wenig holprig ausgefallen sein mag – denn wenn die „Rogue One“ erst einmal abgehoben ist, kommt dieser Film erst richtig in Fahrt.
Spektakuläres Effektkino
Was wir dann übrigens zu sehen bekommen, dürfte exakt den Erwartungen der Fans entsprechen: Denn jetzt kommen die aufregenden Kampfszenen sowohl im Weltraum, als auch auf dem Boden – und die vielen Lichter der Strahlenwaffen fliegen nahezu pausenlos um sich. Das Tempo von „Rogue One“ zieht also im Laufe der Zeit ordentlich an und es gibt spektakuläre Szenen zu sehen, bei denen gerne auch ein paar Sternenkreuzer geschrottet werden dürfen. Üblicherweise spielen die Special Effects dabei natürlich in der obersten Liga mit und können zu jeder Zeit überzeugen. Allerdings mit einer Ausnahme: Großmoff Tarkin wurde nämlich auf Grund des Todes seines ursprünglichen Darstellers komplett computeranimiert – und das wirkt nicht immer stimmig. So fällt es geschulten Augen nämlich sehr leicht, sein künstliches Gesicht von den Gesichtern anderer Darsteller zu unterscheiden und man muss feststellen, dass die heutigen Möglichkeiten der CGI-Technik eben doch noch seine Grenzen haben. Über solche Kleinigkeiten können eingefleischte Star Wars-Fans allerdings angesichts der Umstände sicherlich hinweg sehen und dürfen sich somit auf einen erstklassigen Film aus ihrem Lieblingsuniversum freuen.
Fazit:
Mit dem ersten Film abseits des klassischen Episodenverlaufs konzentriert sich „Rogue One“ besonders auf den Kampf der Rebellen und beinhaltet daher wesentlich mehr Actionelemente, als Elemente aus der Fantasy. Dabei gelingt es dem Streifen zweierlei Dinge gekonnt zu verbinden: Den Eindruck von einem schier unendlichen und stimmigen Universum in der ersten Hälfte, aber auch das temporeiche Spektakel in der zweiten. So macht „Star Wars“ auch ohne Luke Skywalker und Chewbacca verdammt viel Spaß.