Erika ist eine sehr eigensinnige und schwierige junge Frau ohne engere soziale Kontakte. Bereits im Alter von vier Jahren wurde sie vergewaltigt und mit dem HI-Virus infiziert. Seitdem gelten ihre Verhaltensweisen als äußerst gestört, sodass sie sich mit zahlreichen Männern ungeschützt vergnügt, wenn sie nicht gerade ihren niedrigen Gelegenheitsjobs nachgeht. Sie kann die vielen Jungs und Männer kaum mehr zählen, die sie bereits mit dem gefährlichen Virus infiziert hat, doch selbst sieht sie dies als kein sonderlich großes Problem. Erst der exzentrische Nate scheint ihr Leben in die richtige Bahn leiten zu können und gibt ihr erstmals die Hoffnung und Nähe, nach der sie sich immer gesehnt hat. Dumm nur, dass die Situation erst noch eskaliert, als sie von einem ihrer Opfer plötzlich entführt wird – denn das kann der besessene Nate einfach nicht auf sich sitzen lassen…
Kritik:
Es gibt das bekannte Sprichwort: „Stille Wasser sind tief“. Kaum zu glauben mag es da sein, dass dieser Satz nicht immer nur auf schüchterne und ruhige Menschen zutrifft, sondern gelegentlich auch auf die etwas besonderen Filme. So beginnt „Red White & Blue“ schließlich als ruhiges Drama mit exzentrischen Charakteren, die über keinerlei soziale Fähigkeiten verfügen und so heftig auf die schiefe Bahn geraten sind, wie sie es nur sein könnten. Doch was da so melancholisch und nachdenklich beginnt, wird beim Zuschauer schon bald das Blut in den Adern gefrieren lassen, denn dieser Film bleibt definitiv nicht so harmlos, wie er beginnt.
Wütende Exzentriker
Ins Auge fällt da natürlich von Beginn an die süße, aber ein wenig „billig“ wirkende Erica, gespielt von Amanda Fuller, die mit einer herausragend eigensinnigen Charakterzeichnung daher kommt. Sie benötigt keine großen Worte, um ihre Verzweiflung und ihre psychischen Probleme zu verdeutlichen. Bereits ihre schüchtern-zurückhaltende und ängstliche Art, mit der sie jeglichen Mitmenschen gegenüber tritt, spricht da dank ihrer hervorragenden Mimik bereits Bände. Außerdem: Erica gehört eindeutig zu der ruhigeren und verstörten Sorte von Menschen, dessen Vergewaltigungsdrama in der Kindheit sicher nicht leicht zu verarbeiten war. Da kann sich der Zuschauer einerseits zwar ebenso in die Gefühle und Verhaltensweisen dieser doch so hilfebedürftigen Person hineinversetzen, wie Nate, wird andererseits aber auch von ihrer „Schmutzigkeit“ abgestoßen. Für den bedrückenden Schockmoment reicht ihr Charakter selbst allerdings bereits allemal aus, sodass man hier von herausragenden darstellerischen Leistungen sprechen kann, an denen sich selbst Hollywooddarsteller noch eine Scheibe abschneiden könnten. Selbiges gilt natürlich auch für Nate, gespielt von Noah Taylor, der ebenso mit seiner fanatischen Besessenheit wohl alles für seine Liebe opfern würde, gleichzeitig aber ebenso eine kleine soziale Phobie zu haben scheint. Ganz nach dem Motto: „Gleich und gleich gesellt sich gern“, finden hier doch glatt gleich mehrere gestörte Menschen zueinander, die insgeheim doch vernünftiger und liebenswürdiger wirken, als die „normalen“ Figuren. Doch dieser Punkt macht „Red White & Blue“ zugleich auch zu dem schockierenden Thriller, zu dem er sich im späteren Verlauf immer weiter entwickelt.
Hass in Absolution
Da fängt dann die eigentlich Story um bewusste Massen-HIV-Ansteckung bereits mit schockierendem Inhalt an und man kann sich kaum vorstellen, in welcher Richtung „Red White & Blue“ dann noch enden wird. Zunächst hält der Zuschauer diesen Film doch schließlich für ein ruhiges Drama um ein Mädchen mit psychischen Problemen, bevor er dann später sogar noch den Eindruck eines Episodenfilms macht, wenn der plötzliche Wechsel zum Rockmusiker Frankie auftaucht. Doch beides soll „Red White & Blue“ auf keinen Fall bleiben, denn dieser Film ist zugleich auch ein knallharter Rachethriller. Knallhart deshalb, weil uns nicht nur der Inhalt, sondern bald auch die gezeigten Gewaltszenen richtig schockieren werden. Denn wenn Nate erst einmal so richtig in Fahrt kommt und all seinen Hass an den Opfern auslässt, wird der Zuschauer nicht schlecht staunen, dass mancher Horrorfilm da im Vergleich noch harmlos ausgefallen ist. Gerade deshalb und auch wegen der Mischung aus schockierender Story und ebenso schockierenden Gewaltszenen ist „Red White & Blue“ unbedingt ein Muss für jeden erwachsenen Filmfan – starke Nerven vorausgesetzt.
Fazit:
„Red White & Blue“ schockiert auf eine originelle Art mit seiner HIV-Massenansteckungs-Story und dem anschließenden brutalen Rachetrip. Da kann man über die schwache Synchronisation schnell hinwegsehen und eine klare Empfehlung für jeden Zuschauer mit starken Nerven aussprechen.