Dan interessiert sich eigentlich nur für eines: Er will den großen amerikanischen Traum leben. Der besteht aus einem tollen Körper, heißen Mädels und richtig viel Kohle. Bisher hat er auch schon so einiges erreicht. Als Bodybuilder im Fitnessstudio kann er mit seinen Muskeln schließlich so richtig prahlen und ist körperlich top in Form. Doch finanziell kann er von seinem Stück vom großen Kuchen bisher nur träumen. Für die eigene Villa und schnelle Autos reicht es eben dann doch nicht, wenn man nur einfacher Angestellter ist. Da kommt es ihm gerade recht, als er auf den Motivationstrainer Johny Wu trifft: Er präsentiert ihm den Drei-Finger-Plan – Typen mit Geld aufgabeln, ihm alles wegnehmen und ihm anschließend den Rest geben. Dummerweise hat er dabei vermutlich nicht daran gedacht, dass Dan und seine drei Freunde gleich einen reichen Kolumbianer entführen, foltern, ausrauben und anschließend ein schönes Leben daraus machen. Der Plan scheint dennoch perfekt – wären die Bodybuilder-Freunde nicht bloß so unglaublich dumm…
Kritik:
Regisseur Michael Bay ist bereits seit einigen Jahren für seine überaus effektreichen Filme bekannt. Mit „Transformers“ hat er doch bewiesen, dass er es optisch beinahe schon übertreiben kann und bei den Details und Effekten eben keinen Zentimeter auslässt. Dass er sich ausnahmsweise einmal an eine Actionkomödie wagt, die keine atemberaubenden Roboter abliefert, ist schon reichlich ungewöhnlich.
Stars mimen Idiotentruppe
Dennoch erkennt man optisch durchaus, dass dieser hervorragende Regisseur hier seine Finger im Spiel hatte. Die Autos mögen sich dabei zwar nicht in Roboter verwandeln und auf aufregende Science-Fiction-Effekte müssen wir ebenfalls verzichten, doch rein optisch hat „Pain & Gain“ ganz klar seine Qualitäten. Denn beachten wir einmal den enormen Kontrast der Aufnahmen und die beeindruckende Farbsättigung in den wunderschönen Außenaufnahmen von Miami können wir den Streifen in puncto Bildqualität locker zu den Referenztiteln zählen. Das allein macht allerdings noch keinen guten Streifen, sodass der lockere und turbolente Actionstreifen vor allem von seinen Hauptdarstellern getragen wird. Ebenso ungewöhnlich für die beiden Muskelprotze Mark Wahlberg und Dwayne Johnson ist es da, nicht nur die Fäuste schwingen zu lassen, sondern auch noch völlig unterbelichtete Vollidioten zu spielen. Da passen die nicht nur optisch, weil körperlich topfit, perfekt ins Konzept, sondern liefern uns darstellerische Abwechslung, die wir so von ihnen nicht gewohnt sind. Spaß macht das also auf jeden Fall.
Dümmste Verbrecher…
Die Story ist dabei nicht zwangsläufig unbedingt die Beste. Inhaltlich befasst man sich doch mit einer eher dünnen Geschichte um vier dumme Verbrecher, die völlig planlos einfach die wichtigsten Details auslassen und vergessen. Da muss man nicht viel nachdenken, wird aber dennoch sehr gut unterhalten. Hauptgrund dafür ist die doch recht schnelle und actionreiche Inszenierung, die fast keinerlei Verschnaufpausen zu bieten hat. Von völlig ironischer Situationskomik, über draufgängerische Schlägereien, bis hin zu einer rasanten Flucht vor den Polizisten hat „Pain & Gain“ einfach alles zu bieten. Leider kann der Film dabei nicht immer mit großer Glaubwürdigkeit punkten, denn wenn allzu offensichtliche Details offenbar bei der Polizei trotzdem nicht auffallen, können wir dem Film die Story kaum noch wirklich abkaufen. Da verliert einer der Gangster mal eben seinen dicken Zeh, überfährt an anderer Stelle eines ihrer Opfer vor laufender Kamera und alle zusammen hinterlassen sie unzählige Spuren – und dennoch laufen sie weiter auf freiem Fuß, da man es sich einfach viel zu einfach macht. Gleichzeitig zeigt dies allerdings auch, was Michael Bay offensichtlich von der amerikanischen Gesellschaft hält, denn ein hohes Ansehen haben Amerikaner bei ihm offensichtlich nicht.
Der amerikanische Traum
Man merkt oftmals nur allzu deutlich, dass Michael Bay seinen Film einfach selbst nicht ernst nimmt. Bewusst übertrieben patriotisch wird der amerikanische Stolz und der Traum von einem besseren Leben hier regelrecht klischeehaft und stereotypisch auf die Schippe genommen, dass wir uns bei den Figuren beinahe Fremdschämen müssen. Bay hat nämlich offenbar folgendes Bild über die Amerikaner: Viele Muskeln, möglichst viel Kohle scheffeln und Weiber aufreißen – aber offensichtlich absolut gar nichts im Kopf. Der amerikanische Traum wird damit schnell zur verdummten Verblendung und mit Mark Wahlberg und Dwayne Johnson als indoktrinierte Steroidendraufgänger hat man wohl die genialste Besetzung gefunden, die man hierfür überhaupt wählen konnte. Selbst klassisch religiöse Filmklischees bekommen da ihr Fett weg, sodass das Grillen von Händen gegenüber einer Sicherheitsbeamtin – natürlich mit riesigem Kreuz um den Hals – schon selten dämlich, aber ironisch-witzig zugleich ist. Damit ist „Pain & Gain“ zwar kein Meisterwerk, aber ein Spaß für jeden, der gern einmal über amerikanische Klischees ablästert und dabei ein wenig Geduld mitbringen kann.
Fazit:
Michael Bay spart sich ausnahmsweise einmal die übertriebenen Effekte und nimmt das Klischee vom amerikanischen Traum gezielt auf die Schippe – mit zwei Muskelprotz-Stars als verblödete Draufgänger in der Hauptrolle.