Seit dem Tod seines Vaters kann Sal mit seinem Leben nicht mehr allzu viel anfangen. In ständiger Melancholie und Depression verfallen, unterliegt er als Schriftsteller einer Schreibblockade und findet keinerlei Inspiration mehr. Erst sein neuer Freund Dean, der ein gänzlich unbeschwertes Leben zu führen scheint, kann ihn da auf andere Gedanken bringen. Der ist schließlich fasziniert von der Schriftstellerei und möchte unter allen Umständen von Sal das Schreiben lernen – was seinen Fortschritten bei seinem eigenen Buch nicht gerade behilflich ist. Durch ihn und einen weiteren Dichterfreund entdeckt er prompt ein Leben jenseits des langweiligen Schreibens. Ein Leben voller Lebensfreude, Sex und Abwechslung. Dumm nur, dass ausgerechnet Dean schon bald die größten Probleme am Hals hat und sich die Suche nach dem ultimativen Glück nicht immer als einfach herausstellt…
Kritik:
Bei der Verfilmung des Bestsellers von Jack Kerouac erwartet man eigentlich ein waschechtes Roadmovie, zumal der Titel „On the Road“ dies ohne weiteres zu suggerieren vermag. Auf der einen Seite bekommen wir einen solchen Film schließlich auch zeitweise geboten – auf der anderen Seite ist es aber auch eher ein Drama über die Selbstfindung, das manchmal auch nicht zögert, einmal auf das Unterwegssein zu verzichten. Gerade dann, kann der Film seine Story richtig entfalten.
Unterwegs im Leben
Es gibt zwei Dinge, die „On the Road“ hervorragend beherrscht: Eines davon ist die Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach Veränderung und der großen Liebe, oder besser gesagt: Der Selbstfindung der eigenen Emotionen. Auf der Straße unterwegs zu sein, passt da nur allzu deutlich in die Verbildlichung einer solchen Sehnsucht, symbolisiert ein Road Trip doch immer Veränderung und der Drang zu etwas gänzlich Neuem. Genau hier hat der Streifen dann auch einige Stärken und Highlights, die sich in aberwitzigen Situationen rund um neue Freundschaften und ausschweifende Liebschaften zeigen. Da bleiben zwar die großen Gags aus, doch unterhalten werden wir allemal. Der zweite große Pluspunkt des Films zeigt sich allerdings auch in der Dramatik, zwischen den drei Freunden, die insgeheim doch eine Vierer-Beziehung mit ihrer gemeinsamen Freundin führen. Hier wird der Film dann erst so richtig spannend.
Das (un)normale Leben
Alles in allem sind die Beziehungen doch recht kompliziert verstrickt. Dean präsentiert sich als Frauenheld und absoluter Aufreißer, kann dabei alle Frauen wohl für sich gewinnen. Zuhause schon bald ein Baby im Arm, treibt er es doch am liebsten mit der gemeinsamen Freundin Mary-Lou. Die hat unterdessen als kleine Nymphomanin nichts dagegen, ein wenig Gesellschaft zu genießen und die Freunde ein wenig herum spannen zu lassen. Oder sich auch gleich nebenbei an Sal ranzumachen, der jedenfalls an Dreiern nur bedingt interessiert ist. Obendrein ist das nicht gerade ein Vergnügen für die anderen Frauen und was den Dichterfreund angeht – der hat es rein zufällig auf Dean abgesehen, will er doch seine homosexuellen Neigungen ausleben. Eines haben sie jedenfalls gemeinsam: Die Suche nach sich selbst und ihren eigenen Wünschen und Zielen. Dass dabei allerdings im tiefsten Suff auch die höchste Dramatik aufkommen kann, beweisen vor allem die weiblichen Akteure des Films.
Lückenfüller
Trotzdem handelt es sich bei „On the Road“ eben nicht um ein Meisterwerk, ganz im Gegenteil. Letztendlich stören uns unüberwindbare Schwächen, die den Film in seiner Qualität, trotz guter Story und viel Dramatik, deutlich drücken. Schließlich sind da auch noch die vielen Szenen zwischen den Road Trips, den Sexeskapaden und den Beziehungsproblemen. Die Szenen des Alltags, welche die Jungs einfach nur beim Feiern zeigen, nervig trommelnde Musik einspielen, oder irgendwie langsam vor sich hinplätschern. Bei einer Laufzeit von über zwei Stunden kommt es doch regelmäßig vor, dass „On the Road“ inhaltlich fast zum Stillstand kommt, wenn er sich nicht auf die Highlights konzentriert. Eine deutliche Kürzung wäre hier sicher vorteilhaft gewesen und die Tatsache, dass auch die intellektuellen Dialoge, die wir bei Schriftstellern erwartet hätten, gänzlich fehlen, verleihen dem Film obendrein nicht gerade viel Charme. Was dann noch bleibt ist ein durchschnittlicher Film, der an vielen Stellen offensichtlich nicht weiß, welche Richtung er nun einschlagen soll – daran ändert leider auch die süße „Twilight“-Darstellerin nicht viel. Schade, denn die guten Ansätze wären jederzeit da gewesen.
Fazit:
Intensives Schriftsteller-Drama um Selbstfindung, sexuellen Eskapaden und zahlreichen Beziehungsproblemen, das mit gelungenen Road Movie-Abschnitten überzeugen kann, aber zwischenzeitlich so viel an Tempo verliert, dass es doch nur zu einem Durchschnittsfilm reicht.