Niederlande im Jahre 1596: Seitdem die Meere von einer spanischen Seeblockade nicht mehr vollständig zugänglich sind und die Handelsrouten blockieren, steht Holland vor großen finanziellen Problemen. Nur der Handel mit fernöstlichen Ländern scheint die letzte Option, um die Niederlande vor dem drohenden Untergang zu bewahren. Daher macht sich Captain William Barents auf die Reise, um eine neue Route nach China auszukundschaften und neue Handelsrouten zu eröffnen. Doch die Reise führt ihn nördlich von Skandinavien vorbei an der eisigen Insel Nova Zembla, die ihn zwingt, die Polargebiete zu durchqueren. Im festen Eis plötzlich steckengeblieben, ist die Crew gezwungen, in der eisigen Kälte, in der nicht einmal die Sonne mehr aufgeht, zu überwintern und die Hoffnung zu bewahren, eines Tages wieder zurückzukehren. Doch in diesen harten Monaten beginnt für sie der Kampf ums nackte Überleben…
Kritik:
Einst galt die Seefahrt als eine der wichtigsten Mittel, um weit entfernte Handelsrouten zu sichern und neue Gegenden zu erforschen. Nachdem vor langer Zeit erst Christoph Columbus für seine weite Reise ins ferne Amerika berühmt wurde, machten sich im 16. Jahrhundert auch die Holländer auf den Weg, die fernöstlichen Länder China und Indien zu erreichen – dieses Mal allerdings in die richtige Richtung. Dabei galt es, gänzlich neue Inseln zu erkunden.
Das gefährliche Eis
Die Reise des Seefahrers William Barents führte dabei einst über die bis dato unerkundeten nördlichen Gebiete oberhalb von Skandinavien die direkt an die russische Insel Nowaja Semlja (holländisch: Nova Zembla) vorbei führten und dabei, sofern man diese nördlich umschiffte, ans eisige Polargebiet angrenzte. Es erschien dabei einst eine einfachere Route, diese über das weitläufigere nördliche Gebiet zu passieren, um so den Engpässen zwischen Russland und Nova Zembla zu umgehen. Doch wie sollte es anders sein: Der extreme Mangel an Wärme, die schwierigen Wetterbedingungen, das zugefrorene Wasser, sowie gefährliche Tiere auf der Insel machen das Passieren, sowie die Überwinterung auf einer solchen Insel zu einem lebensgefährlichen Unterfangen. In „Nova Zembla“ dürfen wir also beobachten, wie eine Crew aus zahlreichen Männern um ihr nacktes Überleben kämpfen, sich Nahrung suchen und nicht erfrieren dürfen. Spannend, natürlich, mitreißend – aber durchaus auch mit ein paar Längen.
Der unsichtbare Feind
Längen kommen insbesondere dadurch auf, dass es in „Nova Zembla“ – bis auf einen Bären – keinen wirklich sichtbaren Feind gibt und es, abgesehen vom Überleben und der Rückkehr, schon bald kein echtes Ziel mehr zu geben scheint. Hier stoßen wir nicht, wie einst in „Das Ding“ auf einen gefährlichen Gegner, vor dem es sich zu schützen gilt, sondern lediglich auf die harte Natur. Wetter, Kälte, Hunger – das sind hier die wahren Feinde und dabei kommt natürlich dementsprechend wenig Action zustande. Lediglich die rauen Umgangsformen und zwischenmenschlichen Verhältnisse zwischen den Crewmitgliedern sorgen immer wieder für Spannung und dramatische Szenen, doch wenn alle geschwächt im „selben Boot“ sitzen, wird das Tempo des Films drastisch verlangsamt. „Nova Zembla“ gelingt es dabei, eine überaus hohe Natürlichkeit und Authentizität zu bewahren, doch mitreißende Hochspannung kommt dabei nicht immer auf. Historiker mag dies sicherlich erfreuen.
Die Reise eines Holländers
Dieser Streifen hält sich nämlich genauestens an historische Fakten und schildert eine Seefahrt, die im Jahre 1596 tatsächlich auf den im Film angegebenen Gründen stattfand. Den Kapitän, samt seiner Crew und seines Schreibers hat es somit tatsächlich gegeben und anhand von historischen Aufnahmen lässt sich durchaus erkennen, dass Willem Barents tatsächlich auch optisch seinem realen Vorbild überaus natürlich entspricht. Ein Film, der es darauf angelegt hat, historische Ereignisse genauestens zu schildern, der darf natürlich keine künstliche erzeugte Action zum Spannungsaufbau verwenden, sondern zeigt einen langsamen, Kräfte zehrenden Kampf gegen die Natur – so lange und ausharrend er auch dauern mag. Somit ist „Nova Zembla“ also durchaus ein Streifen, der als lehrreiches Filmmaterial sehr gut taugt und sicherlich auch als spannende Einsicht in die Geschichte der Niederlande bestens geeignet ist.
Fazit:
Der Film über die Reise nach Nowaja Semlja hält sich genauestens an historische Fakten und überrascht mit einer glaubwürdigen Authentizität und einer besonderen Natürlichkeit. Damit entstehen zwar vereinzelt Längen, aber auch eine akkurate Story.